Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

Turniertagebuch: Eckbauer 2009

3. Runde - 28.09.2009

Die dritte Runde empfand ich als ein bisschen uninspirierend. Vielleicht war ich — einen Tag nach der Rückkehr vom Vereinsausflug — noch etwas müde und aus der Zeit gefallen.

Als ich ankam, wurden die Bretter gerade freigegeben. Eigentlich war ich bis zum Essen gut in der Zeit, doch dann machte ich den Fehler und suchte bei Youtube Videos von Uschi Blum. Ich wurde fündig, und das kostete mich die entscheidenden zwanzig Minuten. Außerdem führte es dazu, dass ich die ganze Partie über den Ohrwurm nicht loswurde:


Lieb mich...! Spür mich...!
Berühr mich...! Verführ mich...!
Betör mich, erhör mich, verstör mich
mit Deiner Liiiiiebe!
Benutz mich...! Beschmutz mich...!
Begehr mich...! Verzehr mich...!
Knack mich und back mich und schnapp mich...

Mein Gegner hatte mich früh am Wickel. Ehrlich, warum beschäftigt man sich monatelang ausführlich mit einem Gambit, wenn dann 90% der Gegner es nicht annehmen und komische Ausweichzüge spielen? So war es in der ersten Runde, und so war es nun wieder. Die Variante aus der ersten Runde hätte ich nun korrekt weiterspielen können, aber mein Gegner fand etwas anderes, was wieder zu Schwierigkeiten führte.
Immerhin war ich diesmal fit und konnte mich lange und zäh verteidigen. Die ganze Zeit über hatte ich den Bauern zu wenig ohne Kompensation. Unter Einsatz vieler Bedenkminuten konnte ich es zu dieser Stellung bringen:


Nach 59. Da5

Ich dachte nun, bei nur noch 2 Minuten auf der Uhr (mein Gegner > 50 Min.), dass sich die weiße Dame auf jeden Fall meiner Dame nähern würde und ich die Umwandlung nicht mehr würde verhindern können. So nahm ich gleich 59. ..., Dxd5 in der Hoffnung auf ein Dauerschach, die sich aber nicht erfüllte.
Hätte man die Stellung remis halten können, wie Wanja anschließend meinte? Ich bin skeptisch; jedenfalls nicht mit 2 Minuten Restzeit. Weiß kann noch zuviel versuchen. Trotzdem kam Dxd5 natürlich zu früh. :-(

Aufgrund des großen Zeitverbrauchs konnte ich kaum die anderen beiden Queerspringer-Partien verfolgen.

Sonja hatte zwischenzeitlich eine ganz interessante Stellung mit Entwicklungsrückstand aber Raumvorteil und gewissem Druck auf e3 (wir hatten heute alle drei die schwarzen Steine).
Als ich das nächste mal aufs Brett sah, war ihr Gegner gerade dabei, mit lästigen Springern und Bauern Sonjas Dame nachzustellen und sie schließlich auch zu erlegen.


Sonjas Gegner war zufrieden.

Es war also mal wieder an Wanja, die Queerspringer-Ehre zu retten. Er tat es, indem er ein zweites Mal gegen eine starken Gegner remis spielte. Viel habe ich auch von dieser Partie nicht mitbekommen. Wanja, auch er mit Schwarz, hatte einen Isolani, dessen er sich aber rechtzeitig entledigen konnte und irgendwann bot sein Gegner remis.
Mit einer Ausbeute von 2 aus 3 gegen einen Gegnerschnitt von ca. 1930 steht er nun ganz hervorragend da.

Interessantes spielte sich an meinem Nachbarbrett ab. Dort spielte jemand, gegen den ich auch schon mal das "Vergnügen" hatte. Dieser Spieler ist ständig unterwegs, kommt, wenn er am Zug ist, mal kurz an den Tisch, blitzt seinen Zug aufs Brett, fast immer innerhalb von Sekunden und meistens beiläufig im Stehen, und geht dann wieder.
Auf mich wirkt das extrem unhöflich, um nicht zu sagen arrogant, auch wenn man ihm keinen Vorwurf machen kann, solange er am Brett nicht auch noch die Zeitung liest. Zumindest ein Teil des Punktes, den er damals gegen mich machte, ging auf das Konto seines Verhaltens; es machte mich rasend, aber ich hab mir nichts anmerken lassen. Sein heutiger Gegner verlor dagegen die Nerven. Mitten im Spiel gab er unvermittelt auf, sagte auf die Frage, warum, nur "Kein Kommentar" und verließ den Raum.
Willkommen im Schachzoo®!

[MarcR]

>>Die 4. Runde