Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

Klassenturniere 2010 - Blog

Donnerstag, 22. April 2010

Traumabewältigung

von MarcR • 00:22 • 1. Runde

Wolfgang hat den ersten Kreuzberger Spieltag ja schon wunderbar zusammengefasst. Ich will aber auch nochmal genauer auf meine Partie eingehen.
Mein Gegner war Stefan Bauer, der praktisch bei jedem Turnier dabei ist und gegen den ich bisher eine lange und zwei Blitzpartien gespielt hab. In den Blitzpartien stand ich klar auf Gewinn, in der Langpartie stand ich besser und trotzdem habe ich alle drei Partien verloren. Stefan ist ein unglaublicher, sehr erfindungsreicher Trickser gegen den man höllisch aufpassen muss, um nicht in eine seiner zahlreichen Fallen zu laufen. Auch bei dieser Partie gab es bis zum Schluss tödliche Klippen, die ich umschiffen musste.


Stefan (Schwarz) hat ein bisschen zu oft mit seinem Springer rummanövriert und seinen Damenflügel etwas stiefmütterlich behandelt. Ich hab Entwicklungsvorsprung und eigentlich schreit alles nach Angriff. Der Turm sehnt sich nach c7, schon länger, aber gerade noch war Schwarz mit Dame und Springer vor meinem König aufgetaucht, konnte jedoch nichts weiter ausrichten. Nach Abtausch des einen Springers tauchte jetzt der andere lästig auf d4 auf und droht nun, meinen Läufer abzutauschen und dann schnell seine restlichen Figuren ins Spiel zu bringen.

Die Entscheidung fiel mir nicht allzu schwer. Der Sd4 ist die einzige wirklich aktive Figur des Schwarzen, also weg damit! Für die Qualität bekomme ich mindestens einen Bauern, also kein allzu großes Risiko.
24. Txd4, exd4 25. Dd2


Der Computer sagt, dass Schwarz jetzt 25. ..., Le6 hätte ziehen müssen, mit leichtem Vorteil für Weiß. Stefan weigerte sich jedoch weiterhin beharrlich, seinen Läufer anzufassen. Viel wichtiger als die Entwicklung war ihm, taktische Möglichkeiten zu bekommen. Er spielte
25. ..., Dg5?
wohl mit der Absicht, Lh3 folgen zu lassen. Aber hier hat sich der Trickser vermutlich selbst ausgetrickst, denn wenn Weiß jetzt die richtigen Züge findet, muss Schwarz verloren sein.
26. Dxd4+, Kh6 27. Tc7, Tg8 (um 28. Dg7+ zu verhindern) 28. Sf6 (droht Matt auf h7), Th8


29. Sg8+!
Yes! Solche Züge macht man gern! Nach 29. ..., Txg8 30. Lxg8 ist gegen Txh7 nix mehr zu machen. Also:
29. ..., Kh5 30. Dxh8, h6!
h6 ist der einzige Zug. Das Ausrufzeichen gibt es dafür, dass er ihn gemacht hat anstatt aufzugeben.


Einen Zug vorher hatte ich hier 31. Th7 geplant, mit "Totalverlust". Aber während Stefan an seinem Zug überlegte, sah ich plötzlich, dass mich das wegen 31. ..., Dc5+! den Sieg kosten würde!! *schauder* 32. Kf1, Dc1+ usw. Wieder eine dieser teuflischen Fallen! Aber gerade noch umschifft.
31. Sxh6! ist der richtige Zug. Stefan antwortete 31. ..., Lh3


Alle, die hier nachträglich mit analysiert haben, haben jetzt 32. Sg4+ "mit Matt" gespielt. Dass die Dame mittlerweile hängt, kann man schon mal übersehen. Woher nimmt Stefan immer diese Möglichkeiten? Das muss eine besondere Gabe sein.
Der Gewinnzug ist das schöne 32. Sg8+, was nun wirklich mattsetzt.

Ich hatte alle Untiefen glücklich umschifft und der Stefan Bauer-Bann war endlich gebrochen!