Queer-Springer SSV

Schachsportverein
für Schwule & Lesben

BMM • Saison 2018/2019

Spielberichte

9. Spieltag am 31.03.2019
SG CAISSA/ VfB Hermsdorf 1 : Queer-Springer 1
2.5 : 5.5

Von einem Pferd, das dem Schlachter noch mal entkam

Vor der achten Runde mit drei Punkten Rückstand auf den Drittletzten, dazu mit deutlich schlechterem Torverhältnis - eine herrliche Situation, um zum Beispiel Peter Neururer oder Jörg Berger zu verpflichten. Auf der eilig anberaumten Pressekonferenz des Queer-Springer SSV nach der siebten Runde - der empfindlichen Niederlage bei Weiße Dame - hieß es allerdings entgegen der Erwartung Vieler nur: „Nein, Dennis Kötterheinrich und Holger Franke genießen unser vollstes Vertrauen.“ „Ja, Sie können davon ausgehen, dass die beiden auch beim nächsten Heimspiel noch auf der Bank sitzen werden.“ Auf weitere Nachfragen reagierte Kötterheinrich leicht gereizt: „Ich habe einen laufenden Vertrag bei QS und konzentriere mich auf die Arbeit mir der Mannschaft. Für alles andere bin ich der falsche Ansprechpartner.“ Franke hatte zu dieser Zeit die Pressekonferenz bereits verlassen, was Anlass für weitere Spekulationen gab.

Nach einem Kampfsieg in der achten Runde gegen den - wie sich herausstellen sollte - einzigen noch einholbaren Abstiegsmitbewerber Friesen II war die Situation klar: Bei einer Niederlage von Friesen und einem eigenen Sieg reicht es zu Platz 8; würde Friesen gegen Weiße Dame ein 4:4 erreichen, reicht nur ein 7:1-Sieg in Hermsdorf, um Friesen einzuholen.

In guter Besetzung - erstmals mit Tigran und vollzählig - fuhren wir also besonders früh (nach Umstellung der Uhren) los, um möglichst das 7:1 zu realisieren.

Zwar gewann Frank (3) kampflos, weil ausgerechnet der Präsident des BSV nicht zum Kampf erschien, aber unsere Ambitionen auf das 7:1 erfuhren schnell einen Rückschlag, als Norbert (8) ein Loch in einer kleinen Abtauschkombination eingestehen musste, das zum Verlust von Turm und Läufer geführt hätte. 1:1

Allerdings standen wir sonst ganz gut: Karin (5) hatte einen Gegner, der sich einigelte und dafür auch noch ziemlich viel Zeit verbrauchte. Die Brecheisen-Timme (früher auch manchmal fälschlich nur Eisen-Timme genannt) ließ sich nicht lange bitten und überrannte ihn in weniger als 20 Zügen. 2:1

Holger (1) wurde mehr oder weniger ein Geschenk überreicht - eine ohnehin schlechte Variante wurde schlecht vorgetragen - solider Vorteil für Schwarz aus der Eröffnung heraus. Dann hing noch ein Bauer, und eigentlich war alles Weitere nur noch Verwaltung des Elends, bis gar nichts mehr ging. 3:1

Dennis (4) spielte gegen eine Berliner Schachlegende, was er zuvor gar nicht wusste. Heinrich Burger, inzwischen 78, war früher auch mal BSV-Präsident und weit mehr, was sich sogar bei Wikipedia nachlesen lässt (lohnt sich!). Mit dem giftigen Dennis-Schach kam er am Sonntag allerdings nicht gut klar - bald stand eine Qualle ein, und die Stellung wurde nicht besser. Das Fischen im Trüben nutzte Dennis für einen Gegenangriff, und der sympathische Herr Burger gewährte ihm die Ehre, mattsetzen zu dürfen. 4:1

An den Martinsbrettern geschah Merkwürdiges (was ja an sich nichts Merkwürdiges ist): Z (6) stand aus der Eröffnung heraus jedenfalls optisch eher auf der Kippe, erholte sich aber zusehends, bis der Gegner in nun schon deutlich schlechterer Stellung seelenruhig die Zeit überschritt. G (7) hingegen hatte eher leichte positionelle Vorteile, als es ins Endspiel ging, aber sein starker Gegner änderte das erfolgreich und hatte irgendwie die konkreteren Pläne. Ein rechtzeitiges Remisangebot wäre wahrscheinlich angenommen worden, aber das durfte ja nicht gebracht werden (s.o.). So ging es dann aber leider den Bach runter. 5:2

Und Tigran (1): Der hatte lange nicht mehr für uns gespielt und nutzte die Gelegenheit nunmehr, um schön lange am Brett zu bleiben. Die Eröffnung war ihm irgendwie leicht entglitten. Später bekam er Chancen, so dachten jedenfalls die Beobachter, nutzte sie aber in Zeitnot nicht. Das Endspiel war wieder eher problematisch, aber er hielt es ohne große Probleme zusammen. 5,5:2,5

Also: Den Sieg geholt, das 7:1 recht klar verpasst. Und Friesen? Verlor tatsächlich bei Weiße Dame 3:5:4,5 - ob unter dramatischen Umständen, haben wir nicht erfahren. Somit ist der Klassenerhalt in letzter Sekunde geschafft - sofern es keine Sonderabsteiger gibt.

Offizielles Statement der Vereinsführung anschließend: „Wir waren uns die ganze Zeit über vollkommen sicher, dass unser Trainerteam die Mannschaft noch erreicht und dank harter täglicher Trainingsarbeit am Ende auch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen wird.“

HF