Spielberichte vom 1. Spieltag am 22.10.2006

  SK Zehlendorf 3  -  Queer-Springer 1

Endstand   5,5 : 2,5

Beschwörung des Zehlendorf-Mirakels

Der Bericht ist kurz, wenn auch die Leidensgeschichte lang war:

Für den Saisonstart, noch dazu bei spielfreier dritter Mannschaft, gelang es uns nicht, Q1 und Q2 vollständig zu besetzen. Trotz zahlreicher Mails und Telefonate kamen nur 14 statt der benötigten 16 Spieler zusammen. Letztlich entschied ich, wenn auch nicht gern, dass eine Mannschaft vollzählig antreten und eine Siegchance haben sollte (Q2), während die andere (Q1) mit sechs Leuten antritt.

Auch dieser Plan scheiterte in zweierlei Hinsicht: Q2 verlor trotzdem, und Q1 hatte am Ende drei Mal - : + im Spielbericht, weil auch Norbert, mit dem ich gerechnet hatte, aus mir noch nicht bekannten Gründen nicht ans Brett gelangte.

Von den Nebenwirkungen - Fragen wie: "Was ist denn bei euch los?" u.ä. - abgesehen, stand es nach einer Stunde also 0:3. Das bedeutete auch, dass jeder von uns seine Partie irgendwie auf Kampf anlegen musste, während die Gegner überwiegend merklich auf Absicherung bedacht waren ...

Wir mühten uns redlich:

Martin Z (8) machte Tierversuche. Diese misslangen, und nur der berühmte Veterinär Dr. Dusel konnte das scheintote Flusspferd so eben noch retten. Ein Siegertyp wurde es jedoch im Leben nicht mehr. 0,5:3,5

Victor (4) ging Risiken ein, um die Symmetrie in seiner Eröffnung zu durchbrechen. Der Gegner aber, obwohl mit einigen Chancen versehen, stellte immer Sicherheit über Ehrgeiz und mauerte Victor geradezu ab. Erst als der Gegner alle von Victor ausgelegten Lockspeisen und Fallstricke vermieden hatte und im Turmendspiel und nach der Zeitkontrolle gar nichts mehr ging, willigte Victor ins Remis ein. 1:4

Fast zeitgleich musste auch ich meine Bemühungen einstellen. Meine Partie-nachbetrachtung hängt als Datenbank an, deshalb nur kurz: Mein Gegner, offenbar vorbereitet durch alte Partien von mir, wurde wahrscheinlich dadurch aus der Variante geworfen, dass ich meine eigene frühere Partie komplett vergessen hatte. Ich nahm strukturelle Nachteile in Kauf, um Initiative zu bekommen. Er war nur darauf bedacht, meine Möglichkeiten zu minimieren, ohne jemals an ein Spiel auf Gewinn zu denken. Leider machte er das ganz gut, so dass ich nach 40 Zügen nicht mehr weiter kämpfen konnte, ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen. 1,5:4,5

Peter S (6) hatte, so ergab es sich jedenfalls aus der Nachbearbeitung (während der Partie verstand keiner die Stellung), mit Schwarz eine traumhafte Angriffstellung aufgebaut. Aufgrund der Komplikationen hatte das leider einige Zeit gekostet, so dass am Ende der Sieger mehr oder weniger ausgewürfelt wurde: Peter opferte, drang mit der Dame zum weißen König vor ... Dieser absentierte sich jedoch in eine Ecke, und es erwies sich, dass die feindlichen Figuren zufällig beinahe ideal standen. Peter zockte zwar noch tapfer weiter - beide hatten nur noch ca. drei Minuten für die letzten 15 Züge vor der Zeitkontrolle -, aber schließlich wurde noch sein eigener König von der Übermacht der weißen Figuren peinlich befragt ... 1,5:5,5

Wolfgang (7) sollte eigentlich das Ehrentor schießen. Aus vollkommen ausgeglichener Stellung entwickelte er etwas Initiative, die ihm nach einigen Verwicklungen einen Mehrbauern einbrachte. Im Springerendspiel ging es dann drunter und drüber: Nach verpasster Chance, ins (wohl gewonnene) Bauernendspiel abzuwickeln, drang Wolfgang mit dem König weit ins feindliche Hinterland vor und befasste sich dort mit den Bauern. Dabei entstand aber auch ein gegnerischer Freibauer, der eventuell mit taktischen Mitteln verwandelt werden konnte. Der Gegner war aber auf Absicherung bedacht und wohl froh, endlich eine sichere Remisabwicklung gefunden zu haben. 2,5:5,5

Reporter: Wie fühlen Sie sich jetzt?

H: Ich sprühe vor Optimismus!

R: Du meine Güte, woher nehmen Sie nach diesem Desaster den Optimismus? H: Gute Frage. Aus dem Zehlendorf-Satz. Der ist zwar kühn und noch nicht mathematisch korrekt bewiesen, aber in der praktischen Arbeit hat er sich noch immer bewährt.

R: Was, zum Teufel, ist der Zehlendorf-Satz?

H: Er lautet: Wer gegen Zehlendorf schlecht spielt, steigt auf. Steht doch alles schon im Bericht zur fünften Runde 2005/06. Informieren Sie sich doch einfach mal, bevor Sie zu einem Interview mit mir erscheinen! Dieses Gespräch ist beendet.

Holger Franke

 

 

Spielberichte vom 2. Spieltag am 12.11.2006

Queer-Springer 1  -  BSV 63 Chemie Weißensee 2

Endstand   6,0 : 2,0

Weißensee liegt uns!

Ich kann mich nicht an einen einzigen gegen eine Weißenseer Mannschaft abgegebenen Punkt erinnern. Ziemlich genau zwei Jahre zuvor hatten wir die vierte Mannschaft von Chemie mit 6:2 geschlagen, und nun erzielten wir gegen die zweite Mannschaft das gleiche Ergebnis. Allerdings ist die Erklärung sicher nicht allein, dass wir "um zwei Mannschaften stärker" geworden sind, sondern zumindest auch, dass Chemie Weißensee in letzter Zeit durch Wegzug, Abwerbung und sogar Tod (Günter Möhring) etliche Spieler der vorderen Mannschaften verloren hat.

Anders als vor zwei Jahren war der Sieg lange nicht klar, und am Ende gewannen wir auch "zu hoch". Aber eins nach dem anderen:

Norbert (2) muss an diesem Morgen besonders gutmütig gewirkt haben. Ist er ja auch, aber wie jeder weiß, kann man sich darauf jedenfalls am Schachbrett nicht verlassen. Der Gegner aber nahm arglos (?) zwei Gambitbauern, von denen jedenfalls der zweite als Pilz mit dem Prädikat "ungenießbar" versehen wäre. Da er selbst nach diesem Raubzug noch unvorsichtig agierte, lebte er keine 20 Züge: Ein hübscher taktischer Schlag Norberts gab seiner ohnehin schon verdächtigen Stellung sofort den Rest. 1:0

Peter S (4) hatte den - jedenfalls nominell - stärksten Gegner erwischt. Sein Eröffnungskonzept funktionierte nach meinem Eindruck gut, und so gelangte Peter alsbald in ein Endspiel, das für ihn eine Spur angenehmer war, aber ohne einen deutlichen Vorteil. Nach Blick auf die anderen Bretter gab Peter die Partie remis. 1,5:0,5

Die meisten Partien wurden dann um die Zeitkontrolle herum entschieden:

Konstant komisch verlief die Partie von Martin Z (6). Dieser hatte in der Eröffnung einen Bauern geopfert, für meines Erachtens vage Kompensation. Knappe Kompensation vermag Martin bekanntlich nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Selbiges verlor er jedoch für kurze Zeit, als er einen Springer in die Hand nahm - während des Sprunges bemerkte der "Reiter", dass der für das Ross vorgesehene Landeplatz keineswegs optimal war. Ein gegnerischer Bauern hielt dort nämlich, gewissermaßen, schon seine Mistgabel bereit ... Es musste also das Pferd in der Luft umgelenkt werden - gar nicht so leicht! Der Sprung war am Ende gar nicht schlecht. Allerdings gewann der Gegner in den folgenden Zügen mehr und mehr die Oberhand. Von Kompensation konnte keine Rede mehr sein, höchstens noch von "Schwindelchancen" ... Aber noch bevor Martin die eine oder andere Falle stellen konnte, hatte sich der Gegner schon umgebracht! Aus einer längeren Schlagfolge ging er schlicht mit einem Turmverlust heraus. Zwar musste Martin mit dem Turm gegen drei Bauern noch einige Fallstricke vermeiden, aber bald war die Partie gelaufen. 2,5:0,5

Wolfgang (5) hatte seinen offensiv eingestellten Gegner schön eingebremst und eine Gewinnstellung erreicht. Sein Gegner brach alle Brücken hinter sich ab und suchte ungeachtet der Risiken (wahrscheinlich nach dem alten Musikantenmotto. "Etwas Besseres als den Tod finden wir überall!") nach Gegenspiel. Wolfgang hätte das wahrscheinlich bestrafen können. Er tauschte jedoch ledigich die Schwerfiguren ab und gelangte in ein eindeutig besser stehendes Endspiel ..., das der Gegner aber mit Mühe und Not defensiv zusammenhalten konnte. 3:1

Björn (8) war nach meinem Eindruck die Eröffnung ein wenig missglückt. Er kam aber schnell dazu, sich neu zu sortieren. Und dann ging er auch zum Angriff über. In unübersichtlichen Verwicklungen opferte er eine Figur. Dafür bekam er allerdings eine kleine Horde (3) Bauern, die er sodann in Richtung des gegnerischen Königspaares in Marsch setzte. Wahrscheinlich war nicht alles zwingend, aber am Ende entschieden doch die vorgerückten Bauern, als sie sich der Grundreihe näherten. 4:1

Mein Gegner (1) gab mir einige Rätsel auf. Die ersten zehn Züge absolvierte er in etwa einer Minute. Nachdem ich entschieden hatte, dennoch in "meiner" Hauptvariante zu bleiben, versank er mehrfach in längeres Nachdenken. Nach einem Fehler meinerseits "glaubte" er mir, statt mit der konsequenten Variante klaren Vorteil zu erreichen. So kam ich in Vorteil. Dieser war anfangs sehr gering. Er wurde zu einem Mehrbauern. Allerdings blieb auf jeder Seite nur ein Läufer, und alle Bauern waren an einem Flügel, so dass der Sieg keineswegs klar war. Während ich mich auf eine langwierige Verwertungsarbeit einstellte, hatte nunmehr der erst so ängstliche Gegner nach eigenem späteren Bekunden die Partie "schon als remis abgehakt". Offenbar leichten Sinnes spielte er also noch ein paar Züge herunter ..., musste plötzlich den Läufertausch gestatten, um nicht einen weiteren Bauern zu verlieren ... und konnte die Partie nun wirklich abhaken, allerdings nicht als remis ... 5:1

Gerrit (7) hatte sich aus einer unbekannten Eröffnung gut herausgearbeitet und muss irgendwann eine strategische Gewinnstellung erreicht haben, obwohl die Dinge nicht so klar waren. In dem Bestreben, einen gefährlichen Freibauern zu schaffen, gab er seinen Vorteil aus der Hand, und nach der Zeitkontrolle konnte er nur mehr eine Weile das verlorene Endspiel verwalten. 5:2

"Wenn man sich den verfluchten Zahnärzten einmal hingegeben hat, muss man das Elend bis zum Ende auskosten." Dieser Satz wird Kafka zugeschrieben, und ich wurde durch Karins (3) Partie daran erinnert. Zwar ist Frau Dr. Karin Timme meines Wissens nicht Stomatologin, aber quälen kann auch sie! Und wenn dann noch jemand masochistisch und/oder geduldig genug ist, kann es lange dauern ... Nach anfangs ausgeglichenem Kampf gewann Karin im Endspiel einen Bauern. Später kam ein zweiter hinzu, und das Turmendspiel war nicht mehr schwierig. Karins Gegner war an derlei Betrachtung nicht interessiert und spielte. Die meisten anderen waren schon zu Hause, Karins Fahrdienstleiterin höchst ungeduldig, als endlich Matt oder Turmverlust nicht mehr abzuwenden waren ... 6:2

Punkte im Abstiegskampf? Für den Aufstieg? Was weiß ich schon?! Jedenfalls war es ein nicht ganz überzeugender, am Ende aber doch sicherer Sieg, der uns immerhin zeigen sollte, dass wir in der Klasse nicht ohne Chancen sind.

Holger Franke

 

 

Spielberichte vom 3. Spieltag am 26.11.2006

Rotation Pankow 3  -  Queer-Springer 1

Endstand   3,5 : 4,5

Den alten Gaul auf Sieg!

Lauthals hatte sich Q II beschwert: Nach Spandau müsse man, eine Zumutung sei es, auf halbem Weg nach Hamburg spielen zu müssen ... Dann stellte sich die Wahrheit heraus: Mein Nachbar Joachim, Mitglied der Q II-Kampfgruppenverbände, schlief noch selig, als der bei ihm einquartierte Victor schon von mir zur Eile beim Frühstück angetrieben wurde. Der Weg ins finstere Pankow, einige Fußminuten entfernt von der Endhaltestelle der Tram M1, war viel beschwerlicher als der Kurztrip nach dem von der U-Bahn erschlossenen Spandau! Aber während das Motto der Q II bekanntlich lautet: "Lerne zu klagen, ohne zu leiden!" ("Bin ich schon tot?"), fuhren wir klaglos hinaus zum Tabellenführer, der uns mit acht Spielern über DWZ 2000 empfing. Trotzdem wir an den meisten Brettern "Außenseiter" waren, wollten wir natürlich einen heißen Kampf liefern. Und der wurde es dann auch!

Norbert (3) musste gegen einen alten Bekannten antreten, Dr. Wilfried Stiemerling. Dieser hatte sich gut vorbereitet, nämlich eine weniger bekannte Variante herausgesucht, in der er - jedenfalls zunächst - keinen Gambitbauern nehmen musste. Norbert kannte die trickreiche Variante nicht und geriet früh in Schwierigkeiten. Zwar gelang es ihm, dem Gegner doch noch einen Bauern aufzunötigen, aber man hatte nicht das Gefühl, dass dieser ihn ungern nahm. Es wurde viel getauscht, wonach Norbert sein Glück mit einigen taktischen Tricks im Endspiel versuchte. Die Versuche wurden allerdings cool abgewehrt. 0:1

Meine Partie (1) wurde schon frühzeitig sehr konkret. Nachdem der Gegner die Dame nach b6 gezogen hatte, wagte er es doch nicht (und wohl auch zu Recht), auf b2 zu nehmen. Da aber die Dame, wenn sie mich nicht angreifen wollte, auf b6 keinen Sinn haben konnte, außer mir als Angriffsziel zu dienen, wollte ich den Gegner nicht enttäuschen ... und ging auf Damenjagd. Für mich überraschend gab er sie auch gleich her. Die Varianten waren zahlreich und nicht ganz einfach, und die Dame war gefangen. Aber etwas mehr Widerstand hätte man wohl leisten können. So bekam er Turm und Springer für die Dame, wobei sein schwarzer Springer auf h1 ungemütlich untergestellt war ... Kurz: Das Pferd auf h1 musste erschossen werden, ich irrte mich noch ein paar Mal, aber nie so sehr, dass der Sieg in Gefahr geraten wäre. Nach etwa drei Stunden stand es daher 1:1

Wieder fielen die meisten Entscheidungen um die erste Zeitkontrolle herum.

Eine ganz merkwürdige Partie wurde neben mir an Victors Brett (2) gespielt. Aus der Eröffnung heraus gewann Victor eine Figur, allerdings um den Preis von zwei Bauern und erheblichem Entwicklungsrückstand. Seine Stellung sah zeitweise gefährdet aus. Und so wollte sein Gegner auch klar gewinnen. Nach der Partie hörte ich dem entsprechend auf meinen Vorschlag, so und so zu spielen und Dauerschach zu erreichen, auch nur die beinahe empörte Frage: "Dauerschach?!" Also kein Dauerschach, und auch der Versuch, die Figur zurückzugewinnen, schien ihm zu schnöde zu sein. Und irgendwas schnell zu spielen, das kam auch nicht in Frage ... Er brachte sich durch Grübelorgien in verheerende Zeitnot (5 min für 20 Züge, 1 min für 10). So erhielt er denn, worum er praktisch bettelte: Victor, der mit der Zeit viel besser gehaushaltet und sich auch sonst geschickt verteidigt hatte, fand einen schönen taktischen Konter, und so hatte er am Ende zwei Figuren gegen die beiden gegnerischen Bauern. 2:1

Fast zeitgleich musste Gerrit (7) aufgeben. Ihm war die Eröffnung nicht ganz geglückt, er hatte als Weißer schon recht früh mit Felderschwächen zu kämpfen. Zwar konnte er die Stellung noch verwickeln, nicht aber den erfahrenen Oberliga- und Landesligaspieler Harald Porsch damit aus der Bahn werfen. Trotz knappster Zeit konterte der geschickt. 2:2

Martin Z (6) hatte einen noch erfahreneren Gegner. In Lothar Kollbergs DWZ-Kartei stehen 111 Auswertungen. Entsprechend routiniert spielte er auch seine Eröffnung; er erreichte mit Weiß klaren Vorteil, weil Martin sich etwas zu langsam aufgebaut hatte. Zu Martins Glück ließ er die konsequentesten Fortsetzungen aus. So kam es, dass Martin zu etwas Gegenspiel gelangte ... und außerdem zu dem Eindruck, er sei im Vorteil. Schade, denn in dem Moment, als der Gegner gerade zur Zugwiederholung bereit war, wich Martin ihr aus. Wie häufig, wenn man sich zum Spiel auf Gewinn "verpflichtet" sieht, verliert man den objektiven Blick ... Martin jedenfalls zog seinen Verteidigungsspringer in den Angriff, wonach wenige gegnerische Streiche am Königsflügel Martins König das Licht auspusteten. 2:3

Holger Foullois (8) spielte auch eine spektakuläre Partie: Als Schwarzer ergriff er sehr schnell die Initiative, und die Stellung geriet so verwickelt, dass die Analyse eine reine Freude war: Mal war der eine, mal der andere König matt, eine Art Rochadestellung gab es schon nach wenigen Zügen nirgendwo mehr. Nachdem er seinen Angriff konsequent vorangetrieben hatte, ließ Holger einen klaren Gewinn aus, den aber auch sonst scheinbar niemand bis zum Ende gesehen hatte, jedenfalls weder Gegner noch Umstehende. Der Gegner meinte vielmehr nach der Partie, seinerseits einen klaren Gewinn ausgelassen zu haben. Das stimmte wohl nicht. Höchstens konnte er eine unklare Lage herbeiführen. Allerdings verlor er, im Gegensatz zu Holger, in Zeitnot den Überblick und stellte, mit drei Bauern gegen eine Figur zumindest noch nicht verloren, einen Turm ein und musste aufgeben. Eine sehr schöne Partie, der nur das Sahnehäubchen (der sofort gewinnenden Opferangriff) verwehrt blieb. 3:3

Zu diesem Zeitpunkt überraschend (weil Holger und Victor aus zwei vollkommen unklaren Stellungen im Handumdrehen zwei Punkte machten), waren wir plötzlich wieder im Geschäft! Die beiden verbliebenen Partien von Karin und Peter sahen auf den ersten Blick gefährdet aus, aber der erste Blick wird ja zum Glück nicht in den Spielbericht eingetragen ...

Karin (4) hatte aus der Eröffnung heraus arg zu kämpfen. Die gegnerische Mehrheit (h-e gegen h-f) war, ganz im Gegensatz zu Karins Damenflügelmehrheit, sehr gut vorangekommen, und neben dem gedeckten Freibauern auf e6 entstanden auch gefährliche Drohungen gegen ihren König. Allerdings schlug es nie ein, und Karin gelang es (was der Gegner wohl nicht hätte gestatten müssen), die d-Linie fest in ihren Besitz zu nehmen. Es waren (nur) noch alle Schwerfiguren auf dem Brett, und der Gegner versuchte einen Spagat: Er fuhr seine gesamten Figuren drohend am Königsflügel auf und versuchte, von dort aus den Vormarsch von Karins c-Bauern zu unterbinden. Es bestätigte sich eine alte Hundeweisheit: Der Gegner bellte, Karin biss! Zu unserer Freude spielte sie genau in dem Moment, als das Feld c3 am meisten gesichert schien: c4-c3!! Der Freibauern musste eliminiert werden, aber das kostete: Karins zentralisierte Figuren fielen jetzt über den weißen König her. Was er wohl übersehen hatte: In ein gemeines Diagonalschach konnte er seine Dame nicht werfen, da sie durch ein hübsches Ablenkungsopfer vom Brett kombiniert worden wäre. So aber musste er seine Bauernstellung am Königsflügel auflockern, und Karin setzte ihn mit präzisen Zügen einfach matt! 4:3

Erleichterung und verhaltener Jubel!

Denn Peter S (5) hatte die verbundenen Freibauern seines Gegners sicher eingebremst und konnte eigentlich nicht mehr verlieren. Er brachte seinen Gegner, der kurz vor der Zeitkontrolle noch etwas unfreundlich ein Remisangebot Peters ausgeschlagen hatte - immer weiter in Richtung Zugzwang, gewann dadurch auch einen Bauern. Wahrscheinlich war die Schlussstellung irgendwie studienhaft zu gewinnen, aber Peter - in Zeitnot nicht auf der Schachuhr, sondern wegen des nahenden Rückfluges nach München - konnte es sich jetzt erlauben, großzügig Remis anzubieten, was der Gegner nicht ablehnen konnte! 4,5:3,5!

Etwas zerknirscht unterschrieb Peters Gegner den Spielbericht, und wir wir machten uns - mit den Punkten - auf den Weg zurück in die Zivilisation. Wer in der ersten Runde, beim Saisonaufgalopp in Zehlendorf, den Q für ein schlachtreifes Ross gehalten hat, sieht sich nunmehr getäuscht! Buchmacher und Wetter aufgemerkt: Wir sind immer noch ein Siegpferd!

Holger Franke

 

 

Spielberichte vom 4. Spieltag am 17.12.2006

Queer-Springer 1  -  CFC Hertha 06

Endstand   5,5 : 2,5

Kleiner Rat für Damokles

Schau prüfend deckenwärts!

Die Nähe des möglichen Schadens

liegt nicht in der Schärfe des Schwerts,

vielmehr in der Dünne des Fadens.

Damokles, der den Tyrannen Dionysios um die Macht beneidete, wurde von diesem eingeladen, auf dem Thron zu sitzen. Allerdings wurde speziell für diese Gelegenheit ein Schwert über dem Thron installiert, das nur von einem Pferdehaar an der Decke gehalten wurde. Dem Träumer sollten damit die Nachteile und Risiken der scheinbar komfortablen Position vor Augen geführt werden.

Abgesehen davon, dass der eingangs zitierte Hinweis Erich Kästners ca. 1600 Jahre zu spät gekommen wäre, weiß kein Mensch, wie das überhaupt funktionieren konnte; wahrscheinlich hat jemand die Geschichte erfunden oder frisiert. Aber bei uns hängt auch immer mal wieder ein Schwert an einem Springerhaar ... und fällt nicht!

So wie im Kampf gegen Hertha:

Einen Punkt ließen wir den Hertha schon kampflos, weil wir trotz Mobilisierung der großen Charlottenburger Ressource (Michael Onnasch, Zitat bei der Zusage: "Aber nicht gegen so ein Leichtgewicht [zeigt auf Gerrit]! Was soll ich um zehn Uhr schon zu Hause?") die zahlreichen Absagen nicht kompensieren konnten.

Der zweite Punkt kam früh nach: Norbert (4) versuchte, gleich in der Eröffnung einen eingesprungenen dreifachen Schulte vorzuführen, landete dabei aber unsanft ... sagen wir: auf der Seite. Er stürmte zwar noch auf den Gegner ein, aber der war taktisch auf der Höhe und verwertete seinen Vorteil recht sicher. 0:2

Peter (6) hatte wohl die Varianten etwas durcheinander geschüttelt. Jedenfalls stand er mit einem am Königsflügel verlaufenen Springer etwas merkwürdig. Es gelang ihm aber, die Stellung halbwegs auszugleichen, und sein Gegner war dann - wahrscheinlich auch in Anbetracht des Zwischenstandes - zu Friedensverhandlungen bereit. 0,5:2,5

Wolfgang (7) hatte sich im Grünfeld mal anders aufgebaut und das weiße Zentrum nicht angegriffen. Die weiße Stellung sah nach der Eröffnung sehr stark aus - Wolfgang drohte überrollt zu werden. Aber es kam ganz anders: An einer Stelle muss der Gegner unvorsichtig geworden sein, denn das Zentrum öffnete sich, und Wolfgangs Figuren standen plötzlich ausgezeichnet. Er holte nun alles nach und griff das weiße Zentrum in der Art an, dass es bald nicht mehr existierte. Übrig blieben ein Mehrbauer und das Läuferpaar auf Wolfgangs Seite - die Verwertung fiel ihm leicht! 1,5:2,5

Martin G (8) hatte gegen einen nach (geschriebener, nicht nach gefühlter) DWZ 250 Punkte stärkeren Gegner anzutreten. Dieser machte sich die Eröffnung für meinen Geschmack etwas zu einfach. Martin empfand das wohl auch so und stürmte - ein ungewohntes Bild! - mit seinen Bauern nach vorn, auf den feindlichen König los! Als ich ihm mal begegnete, murnelte er etwas von einem spekulativen Bauernopfer. Tatsächlich spielte er konsequent auf Angriff ... und gewann in großem Stil! Na gut: Die Blechkisten sagen, an zwei Stellen hatte seine Angriffsführung Löcher. Aber wen stört's? Gegen einen Menschen war es eine schöne Attacke, mit Chancen und Risiken ... und am Ende mit Matt! 2,5:2,5

So stand es eine Weile, und die Situation auf den übrigen Brettern war insgesamt vollkommen unklar: Karin stand die ganze Zeit etwas schlechter, aber nicht hoffnungslos. Victor hatte zwei Bauern mehr, aber das im Damenendspiel. Und ich hatte meinen Eröffnungsvorteil nach und nach aus der Hand gleiten lassen und bestenfalls einen kleinen Endspielvorteil zu erhoffen. Na Prost!

Fertig wurde am Ende zuerst Victor (3): Sein Gegner, gegen dessen Spiel meines wild-romantisch anmuten muss, bei dem es schon aus der Datenbank staubte, spielte das erwartete Schachvermeidungsschach, so dass ich ein paar Mal geneigt war, ihm statt Schach eine ruhige Handarbeit zu empfehlen. Victor tat genau da Richtige: Er griff nicht etwa überscharf an, sondern sicherte sich mit einfachen Zügen einen soliden Vorteil. Er öffnete das Zentrum und legte die Schwächen frei, die das zu zaghafte Spiel des Gegners hinterlassen hatte.Vor der Zeitkontrolle wurde es spannend: Plötzlich wollte Victor doch matt setzen. Er scheuchte den weißen König bis g4, aber es gab kein Matt! Zum Glück bekam Victor rechtzeitg die Kurve und sorgte dafür, dass er nach dem 40. Zug zwei Mehrbauern hatte. Und das Damenendspiel brachte er sehr schön heim. Nie bestand eine ernste Aussicht auf Dauerschach, und zum krönenden Abschluss wurde die Dame unter Opfer eines Mehrbauern getauscht, und am anderen Flügel entschied der Bauerndurchbruch unter Opfer des zweiten Mehrbauern ... 3,5:2,5

Meine Partie (2) gelangte in eine Variante, in der es auf Kleinigkeiten ankommt. Mein Gegner verwechselte früh einen Damenzug, so dass ich eine sehr gute Version des Abspiels aufs Brett bekam. Zwischendurch, als nach 15 Zügen sein Springer wieder nach g8 musste und seine Dame übers Brett gejagt wurde, sagte einer seiner Mannschaftskollegen schon grinsend: "Ich sehe schon, du gruppierst um." Tatsächlich hätte ich die Partie um den 20.Zug beenden können. So fernliegend war es nicht, Computer sehen es sofort ... (Partie mit einigen Kommentaren in der beigefügten Datenbank). Ich sah die Variante jedoch nicht, und der Vorteil verflüchtigte sich. Immerhin gelang es mir, seine Bauern schlechter zu stellen und einen kleinen Vorteil für das Endspiel mit Springer gegen Läufer herauszuholen. Dieses wurde schwierig und immer schwieriger. Ob es an einer oder mehreren Stellen gewonnen war oder immer (eigentlich) remis, weiß ich bis heute nicht so sicher. Ich bin für Hinweise dankbar. Praktisch war es jedenfalls für mich immer sehr viel angenehmer zu spielen, und mein Gegner, am Ende mit drei Minuten gegen meine 13 auf der Uhr, fand schließlich nicht mehr die zäheste Verteidigung, so dass er nach 95 Zügen und all den überstandenen Abenteuern doch noch den ganzen Punkt abgeben musste. 4,5:2,5.

Ich hatte mich zwar redlich bemüht, aber Karin (5) konnte ich in Sachen Ausnutzung der Spielzeit doch nicht überbieten. Von sicherer Hand spielte sie von sechs möglichen Stunden 5:59:13 h! Sie hatte sich zuvor der anhaltenden Initiative ihres Gegners über Stunden erwehren müssen und ein Endspiel erreicht, das auch immer ein wenig schlechter schien (und wohl auch war). Am Ende aber, im Turmendspiel, befolgte sie schlicht meine zuvor scherzhaft erteilte "Anweisung" ("Mach es einfach wie beim letzten Mal!"). Sie konterte, wie aus Rache für das zuvor Erlittene, den Gegner gnadenlos aus. Eben noch mit einem aussichtsreichen Turmendspiel und fast zwei Minuten Zeitvorsprung (5 gegen 3!) ausgestattet, verlor er innerhalb von fünf Zügen alle (!!) seine Bauern, die Nerven ... und wenig später die Partie. Ich habe die entscheidende Stellung aus dem Gedächtnis rekonstruiert und in der Datenbank den Endspiel-Krimi auszugsweise kommentiert. 5,5:2,5

Was für ein Pferdehaar! Dass wir nach dem verkorksten Start in die Runde - mit spontanem Umzug der anderen Mannschaften und 0,5:2,5 nach nicht einmal drei Stunden keinen halben Punkt mehr abgeben würden, hätte sicher niemand gewettet. Aber wir haben uns wieder mal aus dem Sumpf gezogen und gehen jetzt als Dritter in einer ausgezeichneten Lauerposition in die "Winterpause"!

Holger Franke

 

 

Spielberichte vom 5. Spieltag am 28.01.2007

SG CAISSA/VfB Hermsdorf  -  Queer-Springer 1

Endstand   3,5 : 4,5

Das Geheimnis der wachsweichen Eier

Während wir alle pünktlich in Hermsdorf versammelt waren, blieben auf der Gegenseite zunächst Bretter frei. Victor und ich bekamen jeweils einen Zeitvorsprung von etwa 20 min mit auf den Weg.

Aber dann liefen alle Partien, und wie ...

Einige Entscheidungen fielen schon vor der Zeitkontrolle:

Wolfgang (6) hatte einen starken Gegner und wohl auch einen schlechten Tag erwischt. Aus der Eröffnung kam er nicht schlecht, sondern beinahe überhaupt nicht heraus. Bei noch relativ vollem Brett wurde sein König genötigt, einen weißen Bauern auf a4 zu schlagen. Das wäre noch zu ertragen gewesen, wenn nicht währenddessen seine Figuren geschickt an der Entwicklung gehindert worden wären. Wolfgang verteidigte sich mit gewohnter Zähigkeit, aber irgendwann, nach etwa dreieinhalb Stunden, gab es keine Mittel mehr. 0:1

Tigran (1), erstmals dabei, hatte gegen den stärksten Hermsdorfer in einer angenehmen Eröffnungsvariante zuerst nicht den konsequentesten Aufbau gewählt, dann aber sehr früh mit einem aggressiven Bauernaufzug den Gegner vor ein Problem gestellt. Der grübelte lange, vielleicht zu lange: Es gibt Leute, die ernsthaft behaupten, dass nach mehr als zwanzig Minuten Überlegung eigentlich immer ein Fehler gemacht wird. Hier war es so: Der andere Rückzug wäre wesentlich stärker gewesen, die Stellung danach ausgeglichen. So aber bekam Tigran, mit dem Läuferpaar bewaffnet, einfach gutes Spiel. Als der Gegner dann auch noch eine zähere Verteidigung verpasste, fielen seine Bauern, und schnell war der Ausgleich da. 1:1

So weit, so logisch.

Martin Z (8) hatte überraschend eine neue Eröffnung probiert. Nachdem er einen wichtigen Zwischenzug "vergessen" hatte, eröffnete sich dem Gegner eine Chance, sogleich eine unangenehme Initiative zu entfalten. Nach langem Nachdenken entschied er sich gegen diese Möglichkeit. Danach erwiesen sich seine vorangegangenen Bauernzüge als Schwächungen, und Martin gewann bei guter Stellung einen Bauern. Sein König blieb ein wenig exponiert, war aber einstweilen gut beschützt. Dann begann die große Zeit der verpassten Gelegenheiten erst so richtig. Martin konnte zwischenzeitlich die Damen tauschen, aber er entschied sich für einen verlockend aussehenden "Angriffszug". Dieser ermöglichte es der gegnerischen Dame allerdings, sich dem Tausch endgültig zu entziehen und Martins einsamem König einen kleinen (Damen-) Besuch abzustatten. Der Angreifer, ein Läufer, stellte sich als wichtiger Verteidiger heraus. Zwar gab es noch ein kurzes Handgemenge, aber keine echte Chance mehr für Martin (so jedenfalls war mein Eindruck). ' Partieausschnitt in der Datenbank 1:2

Dann Norbert (4): Für mein Verständnis kam er schon sehr schlecht aus der Eröffnungsvariante heraus, deren Verschrottung ich nach der Partie erstmals offiziell forderte. Nachdem die Figürchen brav auf ihre defensiven Plätze gegangen waren, mussten sie erst wieder aktiviert werden. Beim Auftakt zum Gegenspiel musste Norbert einen Bauern hergeben. Er lebte, wenn auch nicht gut, mit einem kleinen Hauch von Gegenspiel. Auffällig war aber schon bald, dass sein Gegner in schlimme Zeitnot geraten würde. Und so nahm es seinen Lauf: Norberts Stellung wäre unter normalen Umständen aufgabereif gewesen, aber der Gegner musste noch diverse Züge in seiner letzten Minute schaffen. Und Norbert hatte viel Zeit und suchte nach Fallen. Als es fast erreicht war, geschah das Unfassbare: Mit 7 Sekunden auf der Uhr schaffte der Gegner seinen 40. Zug nicht! Grund war wohl, dass er schon einen Zug im Auge hatte, der aber nicht ging. Das nötige Umdisponieren hob ihn über die Zeit. Was für ein glücklicher Punkt! 2:2

Auch in meiner Partie ging es auf und ab: In der (unerwarteten) Eröffnung erreichte ich bald eine Stellung mit angenehmer Wahl: Springer nach e7 zurück und eine gute Königsindisch-Stellung spielen oder Springer nach d4 und gleich aufs Ganze gehen. Eine Viertelstunde nahm ich mir Zeit, mich für Letzteres zu entscheiden, geplantes Bauernopfer eingeschlossen. Nach der Antwort, die ich nicht gewürdigt hatte, schmiss ich gleich noch eine halbe Stunde hinterher. Davon ärgerte ich mich fünf Minuten über meine vorherige Entscheidung - zu Unrecht! Die Variante mit dem Bauernopfer wäre doch gut spielbar gewesen; ich hätte in der längeren Abwicklung nur noch einen Zug weiterrechen müssen. Es hätte sich eine Stellung ergeben, in der ich einen Bauern weniger habe, aber dafür wäre der gegnerische König bei vollem Brett auf e2 hängen geblieben. So aber ging ich etwas in die Defensive, ohne richtig schlecht zu stehen. In der folgenden Phase war die Stellung wohl immer ausgeglichen ... bis dann die Zeitnot kam. Ich hatte die Chance wahrgenommen, meine Figuren zu aktivieren, was sich allerdings in einem Fall als Irrweg erwies. Mit etwas mehr Zeit hätte ich vielleicht erkannt, dass man die eine offene Linie gerade nicht hätte besetzen sollen ... Mein Gegner allerdings, mit noch weniger Zeit auf der Uhr, ließ die Gelegenheit aus, eine unangenehme Initiative zu bekommen, und zwar zugunsten von "entlastendem" Abtausch. Im Ergebnis erreichte ich ein Endspiel mit gutem Springer gegen schlechten Läufer, das auch mit mehr Bedenkzeit schwer zu verteidigen gewesen wäre, so aber schon im 40. Zug endete. ' Partie in der Datenbank anbei 3:2

Olaf (7) wollte bei seinem Einstand offensichtlich den Punkt in der ersten Stunde einfahren: Er ging den Gegner wild an, und der zeigte auch sofort Wirkung. Um nicht gleich aufgeben zu müssen, opferte er Material und schleppte sich dahin. Olaf bekam zwei Springer und drei Bauern für einen Turm! Dann zeigte sich, warum der Gegner überhaupt noch spielte: Er hatte seinen König zwischen Olafs Heerscharen eingekeilt, und plötzlich konnte er seinen Turm zum Opfer anbieten - eine Pattfalle! Zwar war das Patt nicht erzwungen, aber der Treffer hatte gesessen: Ein Bauer war weg und Olaf scheinbar angeschlagen. Mit ganz genauem Spiel wäre ein Gewinn wahrscheinlich noch möglich gewesen. So aber fiel der zweite Bauer, und kurz darauf konnte sich der Turm schon wieder opfern - diesmal gegen den letzten weißen Bauern. Olaf spielte zum Unwillen zwar noch ein paar Züge mit zwei Springern gegen den König, aber kurze Zeit später gab er die Partie remis. 3,5:2,5

Karin (5) war schon in der Eröffnung in Vorteil gekommen. Dieser war die ganze Zeit spürbar, wenn es auch lange keine konkreten Möglichkeiten zu geben schien. Zwischendurch fehlen mir etliche Züge - ich hatte selbst alle Hände voll zu tun. Aufregung gab es nach dreieinhalb Stunden: Beiden Spielern, erst Karin, dann auch dem Gegner, hatte die elektronische Uhr, offenbar batterieschwach, zehn Minuten schlicht "geklaut". Zum Glück war das anhand der Gesamtzeit nachzuvollziehen, und sie waren sich auch schnell einig, so dass die Uhr durch eine mechanische ersetzt werden konnte. Dann, kurz vor der Zeitkontrolle, grübelte Karin mehrere Minuten von ihrem knappen Zeitpolster weg, ohne sich am Ende für den sofortigen taktischen Gewinn (einer ganzen Figur) zu entscheiden. Glücklicherweise war das nicht die einzige Möglichkeit, denn Karin hatte schon Mehrmaterial (insofern passte Karins Partie eigentlich nicht ins Bild). Kurz darauf war die Zeit geschafft ... und der Gegner auch. 4,5:2,5

Und dann Victor (3): Von Anfang an war seine Partie schwierig gewesen: Die Eröffnung war nicht recht geglückt, in einer taktischen Abwicklung hatte er dann einen Turm und zwei - allerdings zwei blockierte - Bauern gegen das Läuferpaar erhalten. Nach einigen Wirrungen landete er in einem Endspiel mit Turm und drei Bauern gegen Turm, Läufer und zwei Bauern. Das war sicher verloren, aber Victors Stellung war kompakt, und der Gegner - BSV-Vizepräsident Carsten Schmidt - probierte zunächst mehr herum, als dass er planvoll vorgegangen wäre. Schließlich hatte er eine gute Figurenkonfiguration gefunden, und sein König marschierte an Victors verwundbare Bauernbasis heran. Jetzt hätte er nur noch seinen vorletzten Bauern opfern müssen, um Victors Bauern abzuernten und den Sieg sicher zu stellen. Offenbar wollte er jetzt aber noch kunstvoller gewinnen. Dabei räumte er Victor ganz kurz vor Schluss eine dicke Chance ein. Victor hätte die beiden feindlichen Figuren in eine unauflösbare Fesselung nehmen können, und es wäre plötzlich Carstens Aufgabe gewesen, durch exaktes Spiel das Remis zu sichern! Allerdings waren schon fünfeinhalb Stunden gespielt, Victor hatte nur mehr fünf Minuten auf der Uhr; er zog a tempo, die Gelegenheit ging vorüber ... ' Schlussphase in der Datenbank 4,5:3,5

Wer bis hierhin noch nicht den Rest seines Verstandes verloren hatte, hätte das ohne Weiteres in der Nachbetrachtung nachholen können: Wenn Norberts Gegner den einen Zug in den sieben langen Sekunden geschafft hätte ... Aber dann hätte Olaf bestimmt noch sicherer gespielt ... Und wenn dann mein Gegner im richtigen Moment den Vorwärtsgang eingelegt hätte. Hätte ich das abgefangen, oder hätte uns dann Martin gerettet?

Und was hat das mit den wachsweichen Eiern zu tun? Sehr viel, eigentlich alles, wenn man es recht bedenkt:

- Das menschliche Gehirn ist wachsweich, mit fester Schale drum herum, wie ein ideales Frühstücksei. Und es ist   unberechenbar wie ein Ei, besonders wenn man nicht auf die (Bedenk-) Zeit achtet.

- Das Geheimnis der einzelnen Schachpartie ist dem des idealen Frühstückseis sehr ähnlich: Man kann es vorher eine   Weile unbeaufsichtigt köcheln lassen, aber im richtigen Moment muss man mit dem großen Löffel zur Stelle sein!

- Und die Geheimnisse des gelungenen Frühstückseis und des gelungenen Mannschaftskampfes lassen sich sogar auf ein   und dasselbe Wort reduzieren: VIEREINHALB!

Holger Franke

 

TSG Oberschöneweide 6  -  Queer-Springer 2

Endstand   5,5 : 2,5

KAMPF-KARNEVAL IM KLUBHAUS

Das bewährte Pankower Taxiunternehmen war rechtzeitig gebucht worden, so dass ein dreieiniges Nordberlin auf der Fahrt in den Süden lediglich zwei bedrohlich rumeiernden Radfahrern ausgiebige Hupsignale geben mussten. Und wie überaus überrascht wir waren, als es sich bei den Vermummten auf Rädern um unsere geschätzten Mannschaftskollegen Karl und Matthias handelte! Joachim lungerte da bereits wie üblich vor der designierten Spielstätte herum, und Wanja und Ullrich gelangten ebenfalls rechtzeitig (auf nicht näher in Erfahrung gebrachten Wegen) zum Kampfplatz. Die fröhlich-friedliche Karnevalsdekoration des Klubhauses TSG Oberschöneweide sollte uns in Verbindung mit der freundlichen Aufnahme durch die Gastgeber natürlich nur einlullen.

Bei meiner Gegnerin (1), einer erfahrenen Kader-Kämpin des ostdeutschen Schachs, ließen sich sogar ein paar 30 Jahre alte Partien in Online-Datenbanken auftreiben. Solchermaßen präpariert konnte ich mit Weiß ein starkes Zentrum aufbauen und ungestraft auch halten. Nach einigem Getausche griff ich mit einem Damenschritt nach b3 zwei schwarze Bauern gleichzeitig an - von denen einer gar nicht hätte geschlagen werden dürfen, aber das muss man ja keinem sagen. Ausgerechnet den aber deckte sie. Und den auf b7 nicht. Schnapp.

Da das Schlagen von b-Bauern aber seltenst vollkommen kostenlos ist, war noch ein wenig Damenschieben nötig, um schließlich einen freien a-Bauern übrig zu behalten. Ächz. Offenbar bewog dieser Mehrbauer meine Kontrahentin, die Nebelmaschine am Königsflügel mit g5?! anzuwerfen. Klick. Ratter. Rumpel. Die ich aber recht schnell wieder ausschalten konnte. Knips. 1 : 0

Karl (2) führte die schwarzen Steine und hatte auf der Habenseite einen hübsch aufgerissenen gegnerischen Königsflügel zu verbuchen. Auf dem Damenflügel war die Situation allerdings noch etwas unklar, und es kam zu kleineren Handgreiflichkeiten.

Als der Gegner allerdings die Qualität opferte, um einen Freibauern auf dem Damenflügel zu erhalten, konterte Karl schnell und sicher: Die Qualität wurde genommen, ein Springer hüpfte zu einer "Tauschgabel" auf d3, der Läufer rettete sich aus der Gabel mit Gegenangriff auf die schwarze Dame - und konnte nicht genommen werden, weil dann wiederum die weiße Dame mit Schach den Turm auf f8 "zwischengenommen" hätte. Klar soweit? Daher zog Karl seine Dame nach e6, ließ ein wenig Kavallerie über f4 einreiten, um - schwupp - mit der Dame auf h3 ein undeckbares Matt zu drohen. Zapfenstreich. 2 : 0

Matthias (4) gelang es mit Schwarz, die gegnerische Bauernstruktur durch geschickte Tauschtechnik nachhaltig zu schwächen: So sah er sich einem isolierten Damenbauern gegenüber (was Weiß noch freiwillig passiert sein mag) und erfreute sich an einem gründlich zertrümmerten Königsflügel des Gegners. Und irgendwo war, glaube ich, auch noch ein Mehrbauer. Energisches Zupacken am geschwächten weißen Königsflügel mit Dame und Springer (vgl. Karl) hätte die Sache wohl recht schnell entschieden, wie sich in der späteren Analyse zeigte.

Allerdings gibt es auch immer gute Gründe, zerstörte Bauernstrukturen in ein Endspiel mit guten Aussichten abzuwickeln. Wenn auch nicht unbedingt in ein Turmendspiel - eine Wendung der Partie, die im Gewinnsinne nur recht verhaltene Reaktionen in den Zuschauerrängen auslösen konnte. Leider war der gegnerische Monarch dann doch zu schnell am Mehrbauern. 2,5 : 0,5

An Wanjas Brett (5) hatte jeder zum Schluss der Partie gedeckte Freibauern - nur Wanja hatte ein paar mehr... Während schließlich Wanjas Regent die schwarze Schar durch pure Präsenz sicher beherrschte, setzte sich sein übermächtiges Fußvolk am Königsflügel einfach und kraftvoll in Bewegung - was den schwarzen Machthaber recht rasch zum Abdanken bewog. 3,5 : 0,5

Beate (6) kämpfte wacker mit einem Turm gegen zwei Läufer - und gegen eine formidable Erkältung. Das allein ist schon eine schwere Bürde, die zu tragen man seinem ärgsten Feind nicht zu wünschen geneigt ist - wenn der geneigte Leser diesen völlig unpassenden, aber sprachlich reizvollen Einwurf an dieser Stelle gestatten mag. Leider waren bei den Läufern auch noch ein paar Bauern mehr, was den heldenhaften Kampf der großen Vorsitzenden nicht unbedingt aussichtsreicher werden ließ. Auch ein Blick in die Mao-Bibel half nichts mehr - oder waren es doch die Unterrichtsvorbereitungen?! 3,5 : 1,5

Joachim (7) stand nach meiner sehr rudimentären Erinnerung besser, dann stand er gleich, und dann stand er schlechter: Irgendetwas bei der Abwicklung ins Endspiel muss da schief gelaufen sein. Ein etwas einsamer Freibauer war zwar schon auf die siebte Reihe vorgedrungen, kam aber bei der gegnerischen Schwerindustrie unter die Räder - das Turmendspiel mit einem oder mehreren Bauern weniger erwies sich leider als.. öhömm... nur begrenzt prosperierend... 3,5 : 2,5

Ullrichs Gegnerin (8) öffnete mit Weiß schon zu Beginn kräftig am Königsflügel, so dass dort viel Luft einströmen konnte. Längere Zeit blieb es auch so: Bei zugigen Verhältnissen im weißen Lager sah Ullrich sich durch vorpreschende Bauern einem gewissen Druck ausgesetzt, den er aber letztlich souverän abwehrte. Und dann besann er sich, dass man statt Luft auch Figuren einströmen lassen könnte: Über die offene h-Linie kamen mächtige schwarze Türme. Eine dunkle Dame, die ihre glutroten Augen bis nach g1 böse blitzen ließ, kündigte weiteres Unheil an. Ein Turm opferte sich schließlich auf g3 für einen verzweifelten weißen Springer und ermöglichte einem schwarz-schnaubenden Ross, schließlich mattzusetzen.

Ullrich entschied sich aber gegen einfache und profane Lösungen (Matt) und ließ seinen Amok laufenden Springer lieber das gesamte weiße Lager zu Klump trampeln. Die in Stein zu meißelnden Worte des schwarzen Feldherren nach der Schlacht seien hier schließlich auch noch überliefert: "Ich muss endlich lerne, ned mehr so nervös zu sein." 4,5 : 2,5

Martin (3) ging wieder einmal in die Verlängerung: Nach gewohnt druckvollem Spiel im Königsindischen Angriff hatte Martin ungleiche Läufer und zwei gesunde, freistehende, gut gedeckte, weit vorgeschrittene und entfernte Mehrbauern auf dem Brett. Kurz nach der Zeitkontrolle erhob sich Martin von seinem Platz und - wer ahnt es? - jammerte den gespannten Restspringern entgegen: "Himmelherrgottsakra... die ganze Partie über... und dann so blöde ungleichfarbige Läufer... so gut gestanden... ich fass es nicht..." (der Rest war unverständlich bzw. ging in allgemeiner Groß-Grummelei unter).

Martins komplizierter Endspielplan sah offenbar vor, durch Vorziehen aller Bauern am Damenflügel zunächst bei allen Beteiligten kräftig Verwirrung zu stiften, anschließend ein Kreisel-, Wiege- und Rührmanöver mit dem König über beide Flügel einzustreuen und eine strategische Umgruppierung des schon optimal platzierten Läufers vorzunehmen.

Beate wiederum mutmaßte schon, dass ein fiktiver Schiedsrichter die Partie remis werten müsse, weil "kein Gewinnversuch erkennbar" sei - aber das ist natürlich lächerlich und vermutlich ihrer durch Krankheit geschwächten Aufnahmefähigkeit zuzuschreiben, eben weil die Komplexität Martinscher Manöver nicht für jede und jeden sofort durchschaubar ist. Ich machte mich in der Zwischenzeit daran, aus herabhängenden Luftschlangen der Karnevalsdekoration im Spielsaal eine hübsche Schlinge zu knüpfen. Für alle Fälle... war natürlich unnötig. 5,5 : 2,5.

Björn Rathje

 

 

Spielberichte vom 6. Spieltag am 18.02.2007

 Queer-Springer 1  -  Lavandevil Charlottendurg

Endstand   3,5 : 4,5

Nie wieder Karneval!

Pleite von Queer Springer 1 gegen Lavandevil Charlottenburg

Ich war gar nicht recht eingestellt auf das Treiben von Närrinnen und Narrhalesen in diesem Jahr. Doch dann, angefacht wohl vom eigenen Narrentum, sah ich mich plötzlich aufgrund von Umleitungen der BVG versetzt an den Tauentzien, wo kuhäugig dreinblickende Berliner zu "Mer losse de Dom in Kölle" unbeholfen schunkelten. Zwei Tage später geriet ich in das närrische Treiben der Marktweiber am Viktualienmarkt in München, wo ich wohne. Im letzten Moment gelang es mir in die Tiefgarage zu flüchten.

Das Narrentum in mir selber wurde mir bald nach Beginn des Mannschaftskampfes gegen den bis dato Tabellenvorletzten der Stadtliga Lavandevil Charlotenburg bewusst. Zuvor war ich nämlich davon ausgegangen, dass dies ein rechter Sonntagsspaziergang werden würde und nur die Höhe unseres Sieges noch nicht ganz ausgemacht wäre. Doch schon nach einer guten Stunde war deutlich, dass es uns die Charlottenburger alles andere als leicht machen würden.

Viktor an Brett 2 wandelte auf den Spuren einer Tal-Partie aus dem Jahre 1976. Doch während Mischa Tal seinen damaligen Gegner Robert Byrne binnen rund 20 Zügen vom Brett zu fegen vermochte, verpasste Viktor wohl irgendwann die beste Fortsetzung; die Partie verflachte und ein baldiges Remis war die Folge. Karin an Brett 4 hatte eine dieser typischen Stellungen auf dem Brett, in dem die weiße Bauernstürmerei am Damenflügel von einer Bauernwalze des Schwarzen am Königsflügel beantwortet wird. Doch so einfach lief es dann doch nicht. Denn ihr Gegner stemmte sich sehr erfolgreich gegen Karins Damenflügelaktivitäten; zwar kam sein eigener Angriff nie wirklich in Schwung, Karins am Damenflügel aber auch nicht, so dass auch nach einiger Tauscherei ein Remis die logische Folge war. Alles noch nicht tragisch, aber immerhin hatten wir zwei Weißpartien nicht zu unserem Vorteil wenden können, so dass die Last nun bei den "Schwarzen" von uns lag.

Das Dumme war nur, dass nach gut zwei Stunden eigentlich niemand von uns wirklich gut stand. Holger am Spitzenbrett hatte, weil er Verflachung fürchtete, sich erst mal einen Bauern des Gegners gegrabscht. Zwar hatte sein Gegner zunächst nichts Konkretes dafür, wie mir schien, doch Holgers Dame war etwas auf Abwege geraten, sein weißfeldriger Läufer stand noch im Mittelspiel trübsinnig auf c8 rum, und überhaupt erschien mir die weiße Initiative überaus lästig. Norbert an 2 schien mir noch am besten aus der Eröffnung gekommen; ich hatte, als ich einmal auf sein Brett schaute, das Gefühl, dass alle seine Figuren aktiver standen. Doch leicht würde es nicht werden. Unser Neuzugang Emile an 7 hatte einen guten Einstand. Zwar hielt sein Gegner längere Zeit ganz gut mit, aber ich hatte immer den Eindruck, dass er - nicht nur wegen seines fortgeschrittenen Alters - irgendwann einbrechen würde. Als ich das nächste Mal aufs Brett schaute, hatte Emile ihm irgendwie die Qualle abgeluchst und brachte die Partie sicher nach Hause. Olaf an 8 hatte es mit einer sehr unkonventionellen Eröffnungsbehandlung des Gegners zu tun. Olaf marschierte am Königsflügel auf, drängte die gegnerischen Figuren zurück, so dass ich hier ganz zuversichtlich war.

Wolfgang an 6 stand meines Erachtens lange Zeit zumindest optisch nicht schlecht. Doch irgendwie ging nichts voran, vielleicht fehlte an dem ein oder anderen Punkt die nötige Forschheit; nach einer guten Weile war, dies war unverkennbar, die Initiative auf den Gegner übergegangen, der es wiederum an Forschheit (leider) nicht mangeln ließ. Er hob mit dem Bauernvorstoß e4-e3 Wolfgangs Stellung ziemlich aus den Angeln. Denn bald zeigte sich, dass Wolfgangs Bauer g3, weil sein Nachbar schon auf h3 stand, sehr schwach werden würde und mithin die gesamte schwarze Felderschar um Wolfgangs König. Wolfgangs Gegner ließ hier nichts anbrennen, baute eine Batterie aus schwarzfeldrigem Läufer und Dame auf, erzwang somit g4 und drang dann umstandslos in Wolfgangs Lager ein. Der wehrte sich noch, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen.

Ich selbst war nach der Eröffnung nicht recht glücklich mit meiner Stellung (s. Partie), die Zeit rann mir davon; doch glücklicherweise war mein Plan des Bauernaufmarschs am Damenflügel nicht nur alternativlos, sondern auch durchaus nicht von Pappenstiel. Mein Gegner wählte den mir angenehmsten Weg: Er ließ meine Bauern aufmarschieren, scheute aber selbst den Durchbruch am Königsflügel, wofür er einen Bauern ins Geschäft hätte stecken können. Als er dann endlich zum langwierig vorbereiteten f4-f5 schritt, war es zu spät, und ich konnte die Partie bald gewinnen.

Doch inzwischen hatte sich an Brett 1 das Drama zu unseren Ungunsten gewendet. Holger musste sich mattsetzen lassen von den auf die achte Reihe vorgerückten Türmen des Gegners; gerade erst hatte der Lc8 sein erstes Schrittchen gemacht.

So stand es nun 3:3 und Norbert bzw. Olaf mussten es richten. Norbert hatte inzwischen zwei Leichtfiguren für einen Turm, dafür der Gegner einen Freibauern auf g4. Vielleicht konnte Norbert irgendwo das Spiel doch gewinnen, aber auch Norberts Gegner hatte zwischendurch die besten Züge wohl ausgelastet. Ein Remis war bald die Folge.

Olaf schien mir ein besseres Springerendspiel erreicht zu haben, aber bedingungslos auf Sieg spielend, verdarb er die Partie.

Unschön, dass wir nun alle Aufstiegsträume erst mal begraben können für dieses Jahr. Berolina und Pankow werden die Sache wohl unter sich ausmachen. Übrigens sollten wir auch nicht komplett erschlaffen, denn wegen wahrscheinlich drei Absteigern sind wir auch noch nicht auf der sicheren Seite. Mindestens ein Sieg aus den restlichen drei Spielen sollte schon noch her ...

Peter Süß