Spielbericht vom 9. Spieltag am 24.04.2004

  TSG Oberschönweide 4  -  Queer-Springer 1 

Endstand   1,0 : 7,0

Kontraste

Was soll man dazu sagen? Man möchte einfach dankbar sein und schweigen. Doch dann schickt Sonja auch die anderen Berichte nicht ab, und der Bevölkerung gebricht es an Informationen ...

Also sagen wir mal so: En Siech, dat is, wenn dr eine am Ende vier und ene halbe Punkt hat, allet andre is ejal.

Nach diesem Motto ungefähr fuhren wir nach Oberschöneweide. Mit einem Sieg, egal in welcher Höhe, konnten wir dem Gastgeber den zweiten Platz entreißen. Mit jedem anderen Ergebnis hätten wir darauf hoffen müssen, dass uns ein günstiges Schicksal auf den "besten dritten Platz" trägt, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zum Aufstieg reichen wird. Aber ehrlich: Wer will sich schon im Zeitalter der Raumfahrt den launischen Winden aussetzen?!

Von dem heftigen Nervenflattern, das man im Kampf gegen Wildau an beinahe jedem Brett auf unserer Seite förmlich erspüren konnte, war in Oberschöneweide merkwürdigerweise nichts zu sehen. Sollte uns wirklich eine bizarre Heimschwäche anhaften? Die Fakten sprechen dafür: Nach meiner Erinnerung hat jedenfalls Q I alle seit Aufnahme des Spielbetriebes abgegebenen Mannschaftspunkte zu Hause produziert!

Nun aber: Was besagen schon Statistiken? Richtig ist sicher: Wir verfügen über eine exorbitante Auswärtsstärke! Seht selbst:

Wolfgang B (6), der zuletzt gegen Wildau nur zwischenzeitlich im Mittelspiel kurz in die Partie gefunden hatte, während Eröffnung und Endspiel an ihm vorbeiliefen, ließ es diesmal konsequenterweise gar nicht zu einer Mehrzahl von Partiephasen kommen. Er setzte einfach schon in der Eröffnung matt! Sein Gegner hatte offensichtlich schon Pläne für Wolfgangs Dame. Diese stand in der geöffneten e-Linie, und nach Tf1-e1 sollten wohl gemeine Abzüge folgen. Doch wie es öfter ist: Während der Gegner noch davon träumte, Damen nachzustellen, schlug es in unmittelbarer Nachbarschaft seines Königs ein, auf f2 nämlich. Ironie des Schicksals: Nach dem Nehmen des Läufers näherte sich die eben noch begehrte Dame unsittlich dem weißen König. Als dann auch noch ein Tierangriff folgte (Q-Se4), war die weiße Partie wegen unabwendbaren Matts nach 13 Zügen nicht mehr fortzusetzen! 1:0

Auch Martin Z (8) hatte sich offenbar vorgenommen, die Nerven seiner Mitspieler zu schonen. In einer seiner Spezialvarianten erhielt er sehr schnell eine mächtige Initiative. Der Gegner wurde der wachsenden Zahl von Drohungen nicht mehr Herr, und Martin nutzte die Chance, seine Saison mit einer kleinen Perle abzuschließen. Nach einem Opfereinschlag - auch auf f2! - konnte sich der Gegner aussuchen, wie er schlagen wollte. In jedem der Fälle wartete eine andere Springergabel auf sein Königspaar ... Wer Näheres wissen will, kann Martin fragen. Meines Wissens ist die Partie diesmal nicht unter Verschluss gekommen. 2:0

Meine Gegnerin (2) hatte merkwürdig eröffnet und war in Folge dessen mit ihrem Angriff nicht sehr schnell unterwegs. So konnte ich mit Schwarz früh die Initiative ergreifen. Ich öffnete Linien am Damenflügel, drohte einzusteigen, bedrohte Bauern vierfach, aber sie konnte immer noch eine Figur zur Verteidigung herbeirufen. Erst der drohende Abtausch meines bis dahin eingesperrten Läufers gegen einen der Abwehrspringer brachte - nach einem kleinen Handgemenge - doch noch einen Bauern ein. Noch einmal gab es taktische Verwicklungen, in denen meine Gegnerin erst sehr abgebrüht agierte, dann aber überraschend doch noch den Überblick verlor. Als der Verlust einer Figur nicht mehr abzuwenden war, gab sie auf. 3:0

Inzwischen hatten schon Martin G (7) und Peter S (5) Remisangebote erhalten.

Martin hatte aus der Eröffnung heraus eine sehr verheißungsvolle Stellung bekommen, später auch einen Bauern gewonnen. Mit einer Horde von Zentralbauern schickte er sich an, in Richtung achter Reihe zu marschieren. Aber es gab auch dynamische Gegenchancen. Und dann war der Bauer wieder weg. Und dann der Stand des Mannschaftskampfes ... 3,5:0,5

Peter hatte einen deutlichen Zeitvorteil und eine angenehme Stellung herausgearbeitet. Einiges von seinem Zeitvorsprung investierte er nun in die Beobachtung der noch laufenden Partien, denn das Remisangebot seines in Zeitnot befindlichen Gegners stand. Als klar wurde, dass Tigran, Stefan und Karin zusammen nur noch einen halben Punkt machen müssten und dass seine Partie bei logischem Fortgang in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern übergehen würde, nahm er an und beendete damit seine sehr starke Saison mit 7/8. 4:1

Tigran (1) gelang es erneut, für Spannung zu sorgen. Nachdem er zwei verbundene Bauern auf die fünfte Reihe gestellt und - vor allem dadurch - eine chancenreiche Stellung erhalten hatte, kam es zu Verwicklungen ... Danach waren die verbundenen Bauern aufgelöst, und die gegnerischen Figuren standen plötzlich aktiver. Hinzu kam die Zeitnot. Dann aber ließ der Gegner merklich nach: Er holte in der Bedenkzeit auf und verschlechterte nach und nach seine Stellung. Ich schrieb die Züge mit. Im 37. Zug verlor Tigrans Gegner seinen Stift. Statt aber einfach noch drei wenig bedeutende Züge zu machen und dann in Ruhe das Schreibgerät zu suchen, vergeudete er den wesentlichen Teil seiner Restbedenkzeit mit der Suche ... Den Stift hatte er schließlich wieder, und er schaffte es auch, den vierzigsten Zug auszuführen. Aber die Uhr drückte er nicht mehr rechtzeitig; das Blättchen fiel. Abgesehen davon, dass er neben dem Stift auch seine Linie in der Partie verloren hatte und seine Stellung ihm nunmehr einen mühevollen Kampf ums Remis versprach, musste ich als Schiedsrichter die Uhr anhalten. Da sich offenbar nichts dagegen sagen ließ, dass genau 40 Züge gespielt waren, war die Partie nach meinem Regelverständnis durch Zeitüberschreitung verloren. Das sahen die Oberschöneweider ganz anders: Erstens wären doch vierzig Züge gespielt; zweitens habe ich mich nicht einmischen dürfen (da könne ja jeder von der Straße kommen - vielen Dank dafür!); drittens habe ja ich selbst die Züge mitgeschrieben, nicht aber der Spieler Spaan, so dass dieser die ZÜ ja gar nicht selbst habe nachweisen können. Viertens habe ich ja den Spieler Idaczek durch mein Eingreifen noch von der Ausführung weiterer Züge abgehalten (?!) ... Kurz: Es ist ein Protest erhoben worden, den ich aber für unsinnig halte. Deshalb sage ich mal optimistisch: 5:1

Karins (4) Gegner hatte mit seiner extraordinären Eröffnungsbehandlung (1.d4, 2.a3, 3.b4 usw.) für Belustigung gesorgt; Karins Vorteil nach der Eröffnung geriet aber gar nicht so klar, wie man es erwarten konnte. Später wurden dann für die Galerie verschiedene Endspieltypen durchexerziert: Aus einem Doppelturmendspiel ging es ins einfach Turmendspiel. Dann stand einige Züge der Turmtausch zur Disposition, aber keiner wollte den ersten Stein werfen (besser vielleicht: schmeißen, so sagte man jedenfalls früher bei uns: "Jetzt schmeiß ich deinen Turm, ätsch."). Dann übernahm der Gegner den aggressiven Part. Das hätte sich rächen sollen, denn während das Bauernendspiel im umgekehrten Fall wohl remis gewesen wäre, war es so grottenverloren. Karin verpasste hier den schnellen Sieg, der mit einem kurzen Side-Step und Dreiecksmanöver (Der König tanzt!) zu erreichen war. Sicher sah sie es nach dem geschilderten Ablauf als ihre pädagogische Pflicht an, uns, den versammelten Endspiel-Interessierten, auch noch ein Damenendspiel zu präsentieren. Dieses geriet dann auch recht angenehm, hatte Karin doch schon einen Bauern mehr und den König mang des gegnerischen Landvolks. Nachdem die Erntezeit - es war ein goldener Herbst (am Ende: drei Mehrbauern) - vorüber war, gab es von Seiten des Gegners nur noch zarte Bemühungen, Karins König doch noch (per Dauerschach) zum Tanzen zu bringen. Diese endeten jedoch sehr schnell mit einem Abtausch der potenziellen Tanzpartnerin ... und damit mit dem 6:1.

Ein kleines Drama ereignete sich dann noch an Stefans Brett 3: Dieser war aus der Eröffnung heraus zum Angriff übergegangen und hatte dann ein sehr chancenreiches Qualitätsopfer angebracht. Bei genauestem Spiel hätte er wenige Züge später eine Gewinnstellung erreichen können, in der Partie aber ergaben sich Gegenchancen, die Stefan an Ende veranlassten, Bauern zurückzugeben, so dass er nach dem Damentausch nur Läufer und einen Bauern für den gegnerischen Turm behielt. Stefan musste aber nicht ums Remis kämpfen, denn der Gegner nutzte die erstbeste Gelegenheit, um den materiellen Ausgleich wieder herzustellen: Jeder behielt Turm und drei Bauern. Freibauern gab es darunter nicht, so dass die Stellung glatt remis war. Dieses Ergebnis wollte der Gegner durch viele Angebote und auch durch eine Intervention bei mir erzwingen; ein Bierchen hatte er sich auch schon geholt. Dann kam es aber schlimm: In Zeitnot lief er doch noch in eine (letzte) Falle, und das einzig verbliebene Remis-Manöver fand er in der Hektik nicht mehr ... 7:1

So kam es, dass wir auswärts wieder einmal ohne echtes Problem siegreich blieben und dass auch die eine oder andere persönliche Bilanz noch aufgebessert wurde.

Nach holpriger Fahrt ist das Ziel am Ende doch erreicht. Wir haben nun etwas Zeit, die Saison auszuwerten und die neue vorzubereiten.

Nach Aussage Michael Onnaschs ist der Titel des Berliner Meisters das Mindeste, was unser Verein erreichen sollte. Wir haben - sofern uns in den nächsten Jahren keine unnötigen Zeitverluste unterlaufen - den halben Weg zum Titel zurückgelegt!

Holger Franke

 

SC Rochade Berlin 3  -  Queer-Springer 2  

Endstand   3,5 : 4,5

Sadistische Schlussoffensive

Es war ein schöner, sonniger Sonntagmorgen, als sich sieben Queer-Springer auf den Weg nach Hohenschönhausen machten. Eine aufregende Reise - in Hohenschönhausen kannte ich bisher nur den "Wellblechpalast", in dem jüngst der EHC Eisbären Deutscher Eishockey-Meister wurde. Je mehr das Ziel nahte, desto mehr fragte ich mich mit leichtem Schaudern, wann wohl das ZK der SED-Bezirkssektion Hohenhausen beschlossen hatte, das Wörtchen "schön" in den Ortsnamen zu mogeln. Zur architektonischen Orientierung sei das liebevoll gestaltete Plattenbau-Quartett empfohlen: www.arclife.de/arcguide/buecher/242564.html

Zum Spiel: Wir konnten nicht mehr aufsteigen, und auch das Abstiegsgespenst erschien uns nicht im Schlafe, so war es quasi ein Schaulaufen, für das wir allerdings ein aufregendes Drehbuch geschrieben hatten.

Das vierte Brett konnten wir nicht besetzen, so dass es mit dem Anpfiff schon 1:0 stand. Erich (7) musste gegen einen Gegner spielen, dessen DWZ schlappe 600 Punkte höher war. Er kämpfte und gestaltete die Partie lange ausgeglichen, bis sich leider seine leichtsinnige Dame fangen ließ, 2:0.

Matthias (1) beichtete im atemlosen Field-Interview ("Was war passiert? Wie fühlst du dich?"), mal wieder falschrum rochiert zu haben. Fortan steigerte sein Kontrahent den Druck. Matthias ließ ihn eine Weile gewähren, "dann hab ich die Dame abgegriffen!" - nur noch 2:1.

Bei mir (6) stimmte die Balance nicht, mein König fühlte sich sicher, ich sondierte das Angebot am gegenüberliegenden Königsflügel. Etwas vorwitzig, wie sich herausstellen sollte. Aus vermeintlich heiterem Himmel schlug es plötzlich an meinem Damenflügel ein, ich erwachte jäh aus meinen Angriffsideen, kämpfte noch ein letztes Gefecht, fand mich allerdings schnell unter den Verdammten dieses Spieltags, 3:1.

Kurz danach beendete Gerrit (5) seine Partie, das erste und einzige Remis des Tages. Es wogte hin und her, aber keiner der beiden fand eine durchschlagende Lösung, 3,5:1,5.

Spannend machte es Wanja (8). Nachdem sein Gegner kuriose Eröffnungszüge auftischte (1. b4, 2. Lb2, 3. a3), geriet selbiger auch noch alsbald in Zeitnot. Was allerdings mehr Wanja zu irritieren schien, und dies ließ Mannschaftsleiter Matthias niedlich-verzweifelt rumspringen. Letztlich fand aber Wanja einen Dreh: Er ging ins Enspiel mit König, Springer und drei Bauern, ihm gegenüber König, Läufer und drei Bauern. Sein Gegner musste den Läufer für einen Bauern geben, und nun zog Wanjas Queer-Springer wendig-elegant zum Sieg, 3,5:2,5.

Auch Volker (2) gestaltete das Endspiel erfolgreich, ein Turmendspiel mit je drei Bauern. Seine Bauern waren äußerst geschwind unterwegs, seine Dame, die gleich eingewechselt werden sollte, wärmte sich schon auf. Volkers Gegner überlegte noch lange, aber die Lage war aussichtslos, und so gab er schließlich auf, 3,5:3,5.

Interessant sah es auf Joachims (3) Brett aus, gegen König, Dame und Turm kämpfte er mit König, Dame, Läufer und vier Bauern. Er tauschte die Damen und schritt voran. Er drängte den gegnerischen Schachfreund nach hinten, und zwar mit allen vier Bauern - "Schreib, dass er ein Sadist ist!" forderte Matthias begeistert. Langsam zog sich die Bauernschlinge zu, nach 76 Zügen hatte Joachim gewonnen und den spielentscheidenden Punkt geholt: 3,5:4:5 und Platz vier in der Abschlusstabelle von Staffel 3.2.

Sonja Beckmann

 

SG NARVA Berlin 3  -  Queer-Springer 3  

Endstand   3,5 : 3,5

Eigentlich haben wir gewonnen!

Am letzten Sonntag hatten wir die Chance, in der Staffel 4.1 den letzten Platz an unseren unmittelbaren "Konkurrenten" abzugeben. Nur ein klitzekleiner Sieg wäre nötig gewesen. Gegen einen Gegner, der wie wir bisher nicht einen einzigen Mannschaftspunkt gewonnen hatte. Lediglich ein paar Brettpunkte mehr als wir hatten sie bisher eingesammelt. Na und? Außerdem waren sie an ihren Spitzenbrettern mit DWZ-Zahlen so um die 1300 auch nicht gerade das, was man "übermächtig" nennt! Also?!

Leider war schon einige Tage vorher abzusehen, dass unser Vorhaben schwer wird. Denn wieder konnten wir nur mit maximal 5 Spielern antreten. Dass es unserem Gegner ähnlich ging, sahen wir am Sonntag: NARVA konnte anfangs auch nur mit 5 Spielern aufwarten. Mit erheblicher Verspätung kam dann ihr 6. Mann (Stefans Gegner) doch noch. Dass er überhaupt noch kam und Stefan nicht etwa kampflos gewann, war zumindest für mein Fazit (siehe unten) von großer Bedeutung …

Das erste Brett blieb ganz frei, am 3. Brett war Ludwig "arbeitslos", am 8. Brett gaben wir den Punkt kampflos ab. An den erst drei und dann doch vier besetzten Brettern wurde dann aber bei dem schönen Wetter auch ganz fröhlich aufgespielt.

Stefan Bode konnte zwar erst spät beginnen, war dafür aber als Erster fertig: Sein jugendlicher Gegner wollte mit flottem Spiel verlorene Zeit aufholen, schlug auch bald ganz flott mit seiner Dame einen Bauern, der dummerweise aber gedeckt war. Stefan schlug die Dame, sein Gegner gab auf, und es stand 1 : 0 für uns.

Verena hatte sich in der Eröffnung etwas Vorteil erspielt und wollte nun vehement angreifen, verzichtete dafür (leider) auf die Rochade und gab auch die Qualität - doch der ganze Angriff wurde gestoppt und fiel dann bald in sich zusammen. Zum Schluss wurde ihr König, der seinen Freibauern zu Hilfe eilte, auf der a-Linie "zur Strecke" gebracht. Ausgleich.

Micha Onnasch spielte trotz aller Unruhe recht konzentriert, achtete aber in keiner Weise auf die Bedenkzeit. Ich hätte ihm wohl noch mal sagen sollen, dass man mit Abschluss seines Zuges auch die Uhr drücken muss … Als er seinen 39. Zug ausführte, hatte sein Gegner scheinbar nur 18 Minuten verbraucht, er aber 1 Stunde, 59 Minuten und 59 Sekunden!?! Das Plättchen fiel, doch sein sehr junger und sehr unerfahrener Gegner nahm das schlicht nicht zur Kenntnis. Er war schon von Anfang an viel zu sehr mit dem (bisher wohl sehr ungeübten) Aufschreiben der Züge beschäftigt, die Schachuhr spielte auch in seinem Denken nur eine höchstens untergeordnete Rolle. Beide spielten einfach weiter, und wie schon mehrfach vorher lehnte Micha auch weiter die Remis-Angebote ab, denn er hatte ja zwei Bauern mehr. Der junge Gegner hatte aber schon richtig erkannt: Trotz der Bauernmehrheit für Micha war bei ungleichfarbigen Läufern eigentlich kaum etwas anderes als Remis noch möglich.

Meine Partie war höchstens mittelprächtig. Da mein Gegner aber meine schlechten Eröffnungszüge mit kaum besseren Zügen beantwortete und ich dann noch eine Figur gewinnen konnte, war irgendwann auch die Partie für mich gewonnen. Kurz bevor mein Gegner wohl aufgeben würde, redete ich Micha gut zu, seine Partie endlich Remis zu geben. Denn mir war klar: Sobald mein Gegner - er war der Mannschaftsleiter von NARVA - seine Partie beendet hätte, würde er sich um die letzte noch offene Partie kümmern, und dann wäre Michas Zeitproblem erkannt worden. Nach meinem Zureden gab Micha jetzt das Remis, und kurz danach nahm mein Gegner seinen König vom Brett und gratulierte mir. Der letzte Spieltag der Saison war Vergangenheit.

Fazit:

Den an vier Brettern wirklich gespielten Wettkampf haben wir mit 2½ zu 1½ gewonnen - der erste Sieg von QIII in dieser Saison! Was macht es da, dass diese "+"- und "-"-Ergebnisse auf dem Spielbericht ein 3½ zu 3½ erscheinen lassen?! Und was macht es da, dass laut Regelwerk vielleicht beiden Mannschaften nur Null Punkte angerechnet werden, denn keine Mannschaft erreichte die für einen Mannschaftspunkt notwendige Brettpunktzahl von 4 Punkten!?!

Alles egal. Wir haben gewonnen! Endlich, am 9. Spieltag der Saison. Wie auch immer!

PeterM

 

 

Spielbericht vom 8. Spieltag am 20.03.2004

  Queer-Springer 1  -  Motor Wildau 1

Endstand   2,5 : 5,5

Von Damen und anderen Misshelligkeiten

Ein rabenschwarzer Tag, doch Aufstieg noch drin:

"Augen?

Grün!

Haare?

Rot!

Mutter?

Fürstin!

Vater?

Tot!

Was sind Sie von Beruf?

Dame! Ja, das steht in meinem Paß.

Das ist kein Beruf!

Wer sagt denn das? Ich lese trinke, lache, fahre Ski. Ja, meinen Sie, ich arbeit nicht wie Sie?"

Damen sind großartig, nicht nur Georg Kreisler und Topsy Küppers haben ihnen mit dem obigen Couplets aus "Heute abend: Lola blau" ein Denkmal gesetzt. Doch schwule Schachfreunde ticken leider mitunter anders...

Alles hätte so einfach sein können: Die guten bis Gewinn-Stellungen einfach verwerten, den Kampf damit locker nach Hause fahren und mit deutlicher Tabellenführung am letzten Spieltag entspannt nach Oberschöneweide reisen. Doch nein: Die 1. Mannschaft der schwullesbischen Pferdchen hat es noch einmal spannend gemacht. Doch der Reihe nach.

Ein kleines Menetekel erreichte mich schon am Morgen. Gerrit war erkrankt und konnte nicht wie geplant am 8. Brett spielen. Doch konnten wir uns den kampferprobten Matthias aus der 2. Mannschaft ausleihen, was diese zwar leider schwächte, doch bei allenfalls theoretischen Aufstiegschancen mußte dies verschmerzt werden. So starteten wir annähernd in Bestbesetzung - nur Karin mußte beruflicherseits leider passen und in Leipzig bei der Buchmesse ihren Wissenschaftsverlag vertreten. Trotzdem Motor Wildau in Bestbesetzung angetreten war, sollte zumal an den ersten vier Brettern nicht viel schief gehen, da wir dort nominell deutlich besser besetzt waren.

Und so sah es auch fast überall nach der Eröffnung günstig aus. Tigran hatte in der gegnerischen Stellung eine Schwäche provoziert und konnte frohgemut in die Zukunft sehen. Holgers Gegner hatte sich auf eine sehr passive Variante eingelassen, die nur Holger mit den weißen Steinen und bei entgegengesetzten Rochaden Angriffschancen bot. Holger steckte einen Bauern ins Geschäft und blies zu einer Attacke, bei der die schwarzen Überlebenschancen nur als sehr gering einzuschätzen waren. Bei Stefan war nach merkwürdiger Eröffnung eine Stellung entstanden, die sein Gegner wohl zu seinem Vorteil hätte wenden können, wenn er denn genau gespielt hätte. Doch diese Gelegenheit verpaßte er, und dann konnte man auch für dieses Brett zuversichtlich sein.

Wolfgang stand mit Schwarz nach der Eröffnung gedrückt, doch hielt er alles zusammen, und auch hier war ich zumindest nicht so pessimistisch gestimmt, obwohl die weiße Stellung sicher sehr viel angenehmer zu spielen war. Martin G. fühlte sich offenbar in seiner Stellung nicht recht wohl, war sie doch von etwas anderem Typ, als er es sonst bevorzugte. Doch stand er meines Erachtens recht gut, hatte seinen Springer hübsch auf e5 plaziert und zugleich noch einen potentiellen Nachfolger auf c4. Beiderseitiges Doppelfianchetto und zurückgehaltene Bauern sollten für einen offenen Kampf sorgen, keinesfalls aber für den Kurzschluß, der kurze Zeit später eintrat. Martin Z. hatte seinen Gegner mit seiner Eröffnungswahl wohl irritiert, jedenfalls spielte der Wildauer ihm mit dem Vorstoß d5 in die Hände. Denn nun konnte Martin das Zentrum mit e5 abriegeln und sodann selbst mit f5 die weiße Basis auf e4 anknabbern und dies ohne daß Weiß, wie sonst üblich, schon am Damenflügel hätte aktiv werden können. Leider schlug Martin auf f5 statt mit dem Bauern mit dem Springer zurück, was nur in den seltensten Fällen angebracht ist, da der Weiße plötzlich das Feld e4 kontrolliert. Aber trotzdem erschien mir die schwarze Partie durchaus annehmbar.

Nur Matthias hatte seiner Stellung etwas zuviel zugemutet. Seine lange Rochade spielte nur dem Gegner in die Hände, der sofort als Schwarzer unangenehme Drohungen aufstellen konnte, während Matthias Batterie Dc2 und Ld3 lediglich in eine feste schwarze Fianchettostellung blickte. Doch vertraute ich auf Matthias Kampfkraft. Ich selbst hatte bei der Vorbereitung auf meinen Gegner entdeckt, daß dieser vor allem taktisch etwas schwach auf der Brust zu sein schien, und so entschloß ich mich dazu, die jeweils schärfsten möglichen Varianten aufs Brett zu bringen. Zwar wählte er einen etwas anderen Aufbau als in den Partien, die ich von ihm analysiert hatte, doch erinnerte ich mich noch einigermaßen an die Theorie und die weißen Pläne, da ich dergleichen Stellungen in meiner jugendlichen Sturm- und Drang-Zeit (wir reden von den frühen achtziger Jahren) bis zum Abwinken gespielt hatte. Anders mein Gegner, der einen zwar harmlos aussehenden, aber eben zu langsamen Zug einstreute, was man sich bei derartig scharfen Stellungen mit entgegengesetzten Rochaden und Bauernsturm kaum leisten kann. Denn dort geht es nur um: "Get the King", und schon ein Tempo zuwenig kann den frühen Matt-Tod bringen.

"Get the King" ist ja sowieso ein schönes Motto, zumal für einen mehrheitlich mit Schwuletten besetzten Schachklub. Doch sollten die privaten Vorlieben nicht dazu beitragen, ein weiteres nicht unwichtiges Motto zu vernachlässigen: "Take care of your Queen". Nach etwa zweieinhalb Stunden schockierte mich Martin Z. mit der Botschaft, er habe die Dame eingestellt. Ein Kurzschluß auf vollem Brett, die Dame gefangengenommen und die Partie perdu: 0-1. Kurz danach der zweite Dameneinsteller: Martin G. hatte die Partie, weil sie eben nicht seinen Neigungen entsprach, ohne Fortune fortgesetzt, und plötzlich wurden seiner Dame auf e5 von dem vorwitzig nach d4 sich einpflanzenden Turm die Rückzugsmöglichkeiten genommen und auch sie kurz darauf verhaftet: 0-2. Tatsächlich kann ich mich an keinen Mannschaftskampf erinnern, an dem gleich zweimal die eigenen Damen so sorglos behandelt wurden. Immerhin war auf Stefan Verlaß (die Damen waren gottlob längst vom Brett): Mit gütiger Mithilfe seines Gegners hatte er eine Gewinnstellung erreicht, die er auch sicher verwertete: 1-2.

Doch dann passierte etwas Ungeheuerliches, nie Dagewesenes: Wir alle wußten, daß es früher oder später einmal eintreten würde, dafür sprach schon die simpelste Wahrscheinlichkeitsrechnung, aber, hey, hätte es nicht bei einem unserer Kantersiege sein können? Holgers erste Niederlage nach sage und schreibe 21 hintereinander gewonnenen Partien in der BMM für unseren feinen Schachklub. Sein Angriff, in den er auch noch eine Figur gesteckt hatte, schlug einfach nicht durch, obwohl sicher niemand noch einen Rubel auf die schwarzen Steine gesetzt hatte. Doch muß man dem Wildauer uneingeschränktes Lob zollen. Zunächst verteidigte er sich zäh, um dann überaus kaltblütig seinen schwarzen Monarchen von g8 bis nach d6 zu dirigieren, wo er von den eigenen Bauern und einigen um ihn versammelten Truppenteilen bombastisch geschützt stand. Da war nichts mehr drin: 1-3. Der Fehler war zuvor passiert, wie die abendliche Analyse zeigte. Schlagen mit dem Bauern statt mit dem Springer auf g5, dann ein Damenmanöver (!) von e4 nach h4 bei geöffneter h-Linie - und der Schwarze hätte nicht überlebt. Tatsächlich nicht überlebte mein Gegner meinen Königsangriff. Zum Schluß gab es zwei Mattdrohungen, von denen aber nur eine abzuwehren war. Mein Gegner entschloß sich, das Matt durch meinen Turm zu vereiteln - so konnte ich die Ehre der schwulen Damen retten und ihn mit selbiger matt setzen: 2-3.

Doch, ach, zwar keimte kurz noch Hoffnung auf, doch die verflog recht bald. Wolfgang hatte sich in einem Springer-Läuferendspiel zäh verteidigen müssen, nach eigenem Bekunden hatte er zwischendurch auch mal fehlgegriffen, und als ich nach Abschluß meiner Partie auf sein Brett schaute, wo sein Monarch am Rande abgeklemmt war, und der weiße König unaufhaltsam nach vorn strebte, war die Niederlage nicht mehr abzuwenden: 2-4.

Tigran hatte am Spitzenbrett den weißen Wildauer nach allen Regeln der Kunst an die Wand gespielt. Obwohl mit einer Qualität weniger, stand er angesichts seines Riesenläufers auf e5 und der totalen Kontrolle über die schwarzen Felder technisch auf Gewinn, wozu vor allem ein deprimierend schlechter weißer Läufers auf g2 beitrug, der vollständig von den eigenen Bauern eingesargt worden war und für den der Begriff "Großbauer" noch ein Kompliment gewesen wäre. Doch dann übersah Tigran in Zeitnot eine taktische Falle des Wildauers und mußte sofort die Waffen strecken. Der Kampf war entschieden: 2-5. Matthias hatte bis dahin tapfer auf Gewinn gespielt, doch angesichts der Aussichtslosigkeit, den Kampf noch zum Unentschieden zu führen, und angesichts massiver schwarzer Drohungen gab er sich mit Dauerschach zufrieden: 2,5-5,5.

Fassungslosigkeit allenthalben. Denn es stand zu erwarten, daß unser Konkurrent um den zweiten Aufstiegsplatz, Oberschöneweide IV, einen Kantersieg gegen Eckbauer einfahren würde und wir nur dann noch würden aufsteigen können, wenn wir unsererseits am letzten Spieltag einen hohen Sieg gegen Oberschöneweide davontragen würden. Doch wundersamerweise gewann Oberschöneweide lediglich mit 4,5-3,5, so daß wir "lediglich" in Oberschöneweide gewinnen müssen, um selbst aufzusteigen. Überdies trat Oberschöneweide nur mit sechs Spielern bei Eckbauer an. Zerfallserscheinungen? Zu viele Leute in den höheren Mannschaften festgespielt? Egal. Wir werden hoffentlich in Bestbesetzung antreten und dann den Kampf gewinnen. Alles andere wäre unsinnig.

Motor Wildau aber können wir nur zum Aufstieg gratulieren; sie sind ein verdienter Gruppensieger. Eine äußerst homogene und durchaus sympathische Mannschaft, die fast die ganze Saison geschlossen aufgetreten ist, was uns leider nicht vergönnt war. Aber wer weiß: Vielleicht haben wir ja nächstes Jahr in der 1. Klasse schon Gelegenheit, Revanche zu nehmen, und können die These, die an diesem "schwarzen Sonntag" Nahrung erhalten hat, widerlegen, Schwule seien Damenhasser und könnten zumindest nichts mit ihnen anfangen...

Peter Süß

 

Queer-Springer 2  -  BSC Regberge 3

Endstand   3,0 : 5,0

Jähes Frühlingserwachen

Höhere Mächte waren im Spiel: Mit dem Anpfiff der Partien lagen wir schon 0:1 hinten, weil Matthias von unserer Profiabteilung nominiert wurde und Brett 1 frei blieb.

Die erste Partie, die endete, war meine (7). Früher, als ich Fußball spielte, hab ich äußerst selten gefoult. Sonntag hab ich meinen Gegner gleich zweimal unter dem Tisch getreten. Nicht mit Absicht, wirklich nicht, und auch nicht hart - keine eingesprungenen Blutgrätschen -, aber die gelbe Karte wäre okay gewesen. Dem Gegner den Schneid abgekauft und nun über Kampf zum Spiel? Denkste, mein Kontrahent griff seinerseits zu einer Nicklichkeit: Er atmete aus. Und ich verfiel ins Grübeln: Was raucht dieser Mann? Der Geruch war mir äußerst fremd, so was hab ich noch nie gerochen geschweige denn geküsst. Ich tippe auf diese rumänische Marke, auf deren Packung eine Fabrik mit rauchendem Schlot prangt. Zum Spiel: Ich war ordentlich aus der Eröffnung gekommen und wollte mit a- und b-Bauer den weißen, lang rochierten Monarchen aufschrecken, als sich an meinem Königsflügel unangemeldeter Besuch breit machte. Dummerweise zauderte ich und ließ mich dort auf kleinere Scharmützel ein, anstatt meinen Angriff unbeirrt fortzusetzen. Unangenehme Folge: eine offene g-Linie, Dame und Turm überwältigten meinen König. 0:2

Nicht nur Holgers Siegesserie riss Sonntag, auch Shooting-Star Wanja (8) musste nach 5 Erfolgen die erste Niederlage einstecken. Gerade waren alle Figuren halbwegs entwickelt, da preschte er am Königsflügel nach vorn. Allerdings waren Wanjas Bauern etwas verstellt (f4, e3, e5), und der Gegner neckte permanent die Schwachstelle e3. Später war Tag der offenen Tür bei Königs, schwarz wie weiß, und was die Schwerfiguren veranstalteten, mutete an wie dynamisches Kick 'n Rush von der britischen Insel. Schließlich wurde der Druck auf die weiße Stellung zu stark, und Wanja gab auf, 0:3.

Soweit ich Volkers (4) Partie verfolgen konnte, stand sie im Zeichen schnellen Tauschens. Beide hatten ihre Figuren zunächst gut in Position gebracht. Bei meiner nächsten Runde waren bis auf die Türme alle Figuren verschwunden. Irgendwann ist einer von Volkers Bauern vom Platz gestellt worden. Es dauerte nicht lange, bis auch noch die Türme getauscht waren. Volker kämpfte beherzt, aber der Mehrbauer brachte die Entscheidung, 0:4.

Joachim (5) hatte mal wieder sein Lieblingstier am Pförtner des Rathauses vorbeigeschmuggelt. Und das Tier war prächtig aus dem Winterschlaf gekommen! Scheinbar friedlich hatte es sich aufgebaut, so dass der Gegner vorwitzig den g-Bauern laufen ließ. Kurz danach war er einfach weg. Das gefräßige Tier schnappte sich noch einen Bauern und brachte dem Gegner einen unschönen Doppelbauern ein. Joachim forcierte und setzte den Rehberger kaltblütig matt, 1:4.

Beate (3) war trotz überzeugenden Sieges zu keiner euphorischen Äußerung zu bewegen, nicht mal ein "Ja gut, das soll man nicht so hoch sterilisieren" (B. Labbadia) oder dergleichen. Der Gegner überraschte sie bereits im 3. Zug (f3), "einer gefürchteten Fantasy-Variante" ihrer Lieblingseröffnung. Ein "banaler Eröffnungstrick" brachte Beate einen Mehrbauern, nachzuschlagen bei Norbert Niechoj/Reiner Henzner (1994). Dann beobachtete sie verwundert und belustigt, wie der Rehberger ein Ross tapfer, aber sinnlos opferte. So reich beschenkt zu werden empfand selbst die Präsidentin als dekadent, und so begnügte sie sich mit zwei Mehrbauern im Tausch gegen gegnerische Angriffschancen. Verzweifelte Gegenwehr war vergebens, Beate netzte souverän ein, 2:4.

Bei Ullrich (6) sah die Stellung lange ausgeglichen aus. Kleinere Positionskämpfe im Mittelspiel hatten allerdings die unangenehme Folge, dass sich ein gegnerischer Läufer auf f3 einnistete. In der Folge verlor Ullrich die Qualität und nach zäher Gegenwehr schließlich auch die Partie. Die Kosten-Nutzen-Rechnung aus Sicht eines Unternehmensberaters: "Vier Stunden fürn Arsch!" 2:5

Karls (2) Gegner trug Hut. Einen grünen Cordhut, wie sie in den 70er Jahren Bauern trugen, wenn sie sonntags die Straßen im Landkreis Uelzen unsicher machten, am Steuer eines Mercedes 190 D in Grün oder Braun. Auch die Partie weckte bei mir Assoziationen an meine Kindheit in Uelzen, nach 34 Zügen war erst ein Bauer zum Duschen geschickt worden, die übrigen 31 Figuren wuselten umtriebig umher wie früher wir Kinder im heidestädtischen Schwimmbecken an einem heißen Julinachmittag. Karl hatte den Damenflügel halbwegs dichtgemacht, nun meinte sein Gegner, das Spiel zu öffnen, und allerlei Figuren verließen bibbernd das Schachbecken. Kurz vor Badeende hatte Karl die wesentlich bessere Bauernstruktur, und so tauchte er seinen Gegner unter, 3:5.

Sonja Beckmann

Wilde Varianten von Peter Süß:

In meiner Partie entstand nach dem 21. Zug von Schwarz folgende Stellung:

Weiß (Süß): Kb1, De2, Tg1, Td1, Lb3, Le3, a2, c2, f3, g5

Schwarz (Kujawa): Kg8, Dc7, Tf7, Ta8, Lc6, Le7, Se4, a6, b2, d6, e5, h7

Soeben hatte Schwarz mit den Springer auf e4 geschlagen, in der Hoffnung, etwas Material zurückzugeben und den weißen Angriff abzuschlagen. Tatsächlich wäre nach sofortigem 22. fe4: Le4: die Lage nicht sonderlich klar. Der weißfeldrige schwarze Läufer steht bombig, deckt zuverlässig das Feld g6 und lugt gefährlich nach c2; ein Punkt der nach allfälligem Abholen der Qualität mit Lf7:+ sofort schutzbedürftig wird. Auch weiteres Anfesseln mit 23. Tf1 hilft wohl nicht weiter, da nach 23....- Lg6 nicht recht zu sehen ist, wie der Druck verstärkt werden kann. Kommt es zu Generalabtausch, etwa nach 24. Dc4 Dc4: 25. Lc4: und anschließendem Schlagen auf f7 hat Schwarz das Läuferpaar und einen Bauern für die Qualle, und wenn sich erst mal der Bauer d5 in Bewegung setzt, kann man sogar noch auf Gewinn spielen.

Von Holger wurde ich nach der Partie auf folgende sensationelle Möglichkeit aufmerksam gemacht: Nach der Ausgangsstellung: 22.g6 mit der Idee, die Dame zu opfern und triumphal matt zu setzen: 22. - Sc3+ 23. Kb2: Se2: und nun: 24. gf7:+ und nachfolgend Tg8 + und matt. Leider, leider wird Schwarz aber die Dame nicht nehmen, sondern 23.- Sd1:+ spielen. Nach dem erzwungenen 24. Dd1: folgt kaltblütig 24- hg6: 25.Tg6:+ Kf8 und der schwarze Monarch entschwindet über e8 und d7 und Schwarz behält eine Mehrfigur nach allfälligem Lf7:.

Dies alles hatte ich gar nicht gesehen, da ich eine andere Möglichkeit erblickt hatte. Die führte auch zum Sieg, aber Schwarz hatte noch Ressourcen. In der Partie geschah: 22.Lf7:+ Kf7: 23. Dc4+. Nun ist der Unterschied klar. Wenn der schwarze König aus dem Schach läuft, geschieht einfach fe4: und der weißfeldrige schwarze Läufer kommt nicht auf die Diagonale c2-h7; Weiß behält einige Trümpfe in der Hand, zumal sich auch noch die f-Linie geöffnet hat. Allerdings kann Schwarz mit dem Läuferpaar noch mehr als nur kämpfen, da der König über e8 nach d7 entfleucht, wo er gar nicht schlecht steht.

23.- d5 hielt ich für unspielbar, doch genauso kam´s: 23.-d5 24. Td5:. Nun scheint Schwarz rettungslos verloren, denn den Turm kann man nicht nehmen, weil die Dame auf c7 einsteht und der schwarze Springer auf e4 steht auch en prise. Und es drohen furchtbare Abzugsschachs. Schwarz sah dies offenbar genauso, und der Rest der Partie ging so: 24.- Sc3+ 25. Dc3: Db7 26. Te5:Tc8 27. Dc4+ (klar, kann man hier auch Db3+ spielen, die Tanten tauschen und das Endspiel gewinnen. Aber warum nicht mattsetzen?) Kg7 28. g6! hg6: 29. De6 Lf6 (was sonst?) 30. Lh6+! Kh6: 31. Df6: (mit doppelter Mattdrohung durch Th1 und Dg6:) Lf3: 32. Dg6:# 1-0.

Aber zurück zur Stellung nach 23. - d5 24. Td5: Was, dachte ich, als ich den Zug ausgeführt hatte, passiert eigentlich nach 24.-Db7(!!)? Allfällige Abzugsschachs, mit dem Ziel die schwarze Dame zu gewinnen, bringen nichts, weil Schwarz etwa nach 25. Td7+ Ld5! spielt. Idee: 26. Td5: und jetzt 26.-Sc3+! 27. Dc3: Dd5: nach 28. Db3 Td8 29. Dd5: Td5: entsteht ein nur schwer zu gewinnendes Endspiel, wenn man überhaupt gewinnen kann als Weißer. Auch wenn man sofort die Dame abgreift mit 26. Tb7: Lc4: 27. Tb2: kann Schwarz mit dem Läuferpaar und dem reduzierten Material noch fighten.

Hier muß doch noch was anderes drin sein!. Okay, man kann den Bauern e5 noch einkassieren, und das Endspiel nach 25. Te5: Ld5 und so weiter wie oben (nur mit dem Unterschied, daß der Bauer e5 nicht mehr da ist) ist wohl gewonnen, aber es ist noch ein weiter Weg. Wenn man hingegen taktisch weiter auf Gewinn spielt als Weißer, kann man sogar noch unter die Räder kommen: Etwa 25. g6+ hg6: 26: De4: mit der Drohung, vernichtend auf g6 einzuschlagen, so spielt Schwarz gemütlich 26.-Tg8 und holt im nächsten Zug den Td5 ab. Nicht mal ein Schach hat man mehr als Weißer! Spielt man hingegen sofort 25. De4: mit der Idee, auf h7 mit Schach zu nehmen, wird es vollkommen wild: 25.- Ld5: 26. Dh7:+ Kf8. Nun geht leider nicht 27. g6 wegen 26.-Tb8!! und Schwarz droht furchtbar 27.- La2:+! Und anschließend wird der Bauer b2 zur Dame promoviert und setzt den weißen Monarchen matt... Wildes Spiel, ich weiß, aber wozu, außer das Adenalin zum Strömen zu bringen, setzt man sich denn vier Stunden lang hin am Sonntag morgen...

 

 

Spielbericht vom 7. Spieltag am 06.03.2004

  Queer-Springer 1  -  Lavandevil Charlottenburg 2

Endstand   7,5 : 0,5

Der Teufel kein Hindernis

Um das gleich mal vorab zu klären: Was ist ein "Lavandevil"?

(Wer mitraten will, soll sich die Augen zuhalten. Spätestens beim nächsten Mannschaftskampf sollten die Augen wieder freigegeben werden.)

A ein Feuerteufel vulkanischen Ursprungs

B ein iranisches Grenzstädtchen

C ein mexikanisches Gericht mit höllisch scharfen Chili-Schoten

D ein Heißer-Stein-Ofen

Richtig ist B. Als der Schah in den 70er Jahren die Opposition niederwarf, flüchteten viele Perser. Fünf von ihnen eröffneten 1978 auf der Suche nach einer neuen Existenz in der Fremde, nämlich in Charlottenburg, ein iranisches Spezialitätenlokal. Dieses benannten sie nach ihrer Heimatstadt, dem Provinznest Lavandevil-e Sabali am Kaspischen Meer.

Die Existenzgründung war ein Misserfolg: Schon 1980 wurde das Restaurant von einem Deutschen, Reinhard Rzepka, übernommen. Einige Jahre später wurde dieser durch seine Gäste mit dem Schach-Virus infiziert, und da er am Sonntag um neun Uhr (überraschenderweise) regelmäßig keine Gäste im Lokal hatte, war Selbiges Keimzelle und Namensgeber für einen neuen Schachclub ...

Letztgenannte Entwicklung kann man nicht zum erwähnten Misserfolg rechnen, denn zum einen ist die Entstehungsgeschichte rührend, zum anderen hat der Verein einen sympathischen Auftritt. Für einen Mannschaftsführer, dessen Verhalten man unter Zusammenziehung allen Wohlwollens als bizarr beschreiben kann, ist ja nicht der ganze Verein in Sippenhaft zu nehmen ...

Nachdem schon seit unserem ersten Zusammentreffen mit Lavandevil über Siegfried Thon lustige Geschichten kursierten, bemühte dieser sich einige Tage vor dem neuerlichen Wettkampf redlich, dem ihm vorauseilenden Ruf gerecht zu werden. Es gab wenigstens fünf Anrufe seinerseits, in denen so wichtige Fragen ventiliert wurden wie: Warum man so wenige Spieler zur Verfügung habe; dass man ja der Abstiegskandidat der Liga sei; dass das ja keinen Spaß bereite und man deshalb seinen Leuten das Kommen freistelle; dass man wahrscheinlich nur zu viert anreisen werde; dass man dann doch vollzählig sei (verteilt über ca. zehn Tage) ...

Man reiste vollzählig an, mit einer Mannschaft allerdings, die einen deutlichen Abstieg hinlegen und höchstwahrscheinlich auch in der dritten Klasse keine leichte Saison haben wird.

Wolfgang B (4) hatte ca. zehn Minuten länger geruht als sein Gegner, und diese Maßnahme zahlte sich umgehend aus: Kaum hatte er sich niedergelassen und seine Garderobe abgegeben (in dieser Reihenfolge!), da stand er auch schon gut. Kurz darauf spielte sein Gegner einen weiteren nicht stellungsgerechten Zug, und Wolfgang ergriff die Gelegenheit und gewann eine Qualität. Danach kam es nur noch zu einem kurzen taktischen Handgemenge, das Wolfgang dank Mehrschlaf und -qualität sicher zu seinen Gunsten entschied. Nach dem 1:0 und einer knappen Stunde konnte Wolfgang wieder ins Bett ...

Fix ging es auch bei Holger Fou (7), und man war an Intrigenspiele erinnert: Zuerst wurden (Diagonal-) Bindungen aufgebaut, dann der Druck auf die Abhängigen verstärkt, bis der Schutzwall der Führungsriege schlimme Lücken zeigte. Und als dann eine dunkelhaarige Dame bei der Führungskraft mit der ach so weißen Weste vorstellig wurde, war es sogar schon zu spät für einen gepflegten Rücktritt. Es kam zu einer einzelnen Verhaftung ... und damit zum 2:0.

Man weiß nicht, ob es Inspiration war (und wenn: wer vom wem?). Jedenfalls hatte Martin Z am Nachbarbrett (6) seine Blondine auf h6 abgestellt, vermutlich zwecks Aufnahme diplomatischer Kontakte. Da die Dame zu Ross (g5) angereist war, konnte der feindliche Generalstab ihre Gegenwart nur bedingt genießen ... und auch nur kurz. Als ich mich gerade kurz abgewandet hatte, wurden die diplomatischen Beziehungen abrupt abgebrochen (warum auch immer): 3:0

Peter S (3) hatte wieder "seinen" Gegner von vor zwei Jahren. Dieser wählte diesmal einen völlig anderen Aufbau, der einige Zeit recht ordentlich aussah. Dem aufziehenden Angriff Peters hatte der Gegner dann allerdings herzlich wenige Ideen entgegenzusetzen. Zwei, drei schwere Schläge, und die weiße Königsfestung löste sich in Staub auf. Da zuvor auch etwas Material bei Peter hängen geblieben war, stand es schon 4:0.

Martin G (5) hatte den gegnerischen Kapitän (siehe oben) zum Gegner, und er kannte ihn wohl nicht mehr. Jedenfalls wunderte sich Martin zuerst über verschiedene Merkwürdigkeiten ... Später nicht mehr. Der Gegner rochierte durch ein Schach und bemerkte nach Martins Reklamation: "Ach, hat er gemerkt." Da war es aber schon lange zu spät für erfolgreiche Tricks. 5:0 nach wenigen weiteren Zügen.

Volker (8) spielte eine solide Partie, die nur während einer wilden Schlagfolge kurz ins Wanken geriet. Er ging aber mit einem kleinen Vorteil aus dem Generalabtausch hervor, so dass er zwei Remisangebote seines starken Gegners (ca. DWZ 1600) ablehnen konnte. Schließlich musste er aber einsehen, dass der Vorteil verraucht war und weitere Gewinnversuche nur gefährlich wären. Er bot selbst an. 5,5:0,5.

Mein Gegner (1) war ersichtlich um Abtausch bemüht. Was in Schlagreichweite stand, stand meist nicht lange ... Dabei verschlechterte sich aber seine Stellung beinahe mit jedem Tausch, so dass er sehr zügig in ein schlechtes Endspiel geriet, das ihm bald keine Freude mehr bereitete: 6,5:0,5

Karin spielte an (2) eine interessante - und diesmal die längste - Partie. Hängende Bauern führen ja meist zu spannenden Kämpfen. Nachdem die Partie zwischenzeitlich etwa ausgeglichen erschien, stellte Karin ihren Gegner vor immer neue Probleme. Schließlich wurde er schwindelig und gab nach. Karin gewann eine Figur, und die Verwertung machte wenig Mühe. 7,5:0,5

Jetzt haben wir den Salat (wie der Berliner sacht): Wildau und Oberschöneweide haben auch hoch gewonnen, und wir haben zwei Endspiele um den Aufstieg. Mit drei Punkten sind wir in jedem Fall "durch". Machen wir nur zwei, fängt das Erbsenzählen (Brettpunkte) an ...

Aber nun: Der Teufel hat uns nicht aufhalten können. Dann sollte es auch der "Wildsau" nicht gelingen!

Holger Franke

P.S.:

Vielleicht mögt ihr mal durchdenken, was die Sportskameradin Sonja gelassen ausgesprochen hat:

"Die Tabelle ist eigentlich erst am Ende aussagekräftig." (Beckmann, 2005)

 

 Queer-Springer 2  -  Schwarz-Weiß Neukölln 3

Endstand   4,0 : 4,0

Höhenflug gebremst, Katastrophe abgewendet

Rückblickend auf die 7. Runde der BMM, möchte ich nunmehr von den denkwürdigen Ereignissen berichten, deren Zeuge zu werden mir an diesem winterlichen Sonntag im ehrwürdigen Schöneberger Rathaus widerfuhr. Um das Ergebnis gleich vorweg zu nehmen: Eine Katastrophe konnte zwar denkbar knapp abgewendet werden, und letztendlich haben wir mit einem 4:4 unseren vierten Tabellenplatz noch mit Ach und Krach halten können, ein Aufstieg in höhere Sphären ist aber jetzt nur noch mit zwei klaren Siegen, etwas Glück und einer überdurchschnittlich großen Begeisterungsfähigkeit für unser Spiel zu erreichen (hört, hört).

Zum Ablauf: Fünf unserer gegnerischen Schachfreunde waren pünktlich zur Stelle, während die Bretter 5 und 6 erst nach etwa zehnminütiger Verspätung von den jeweiligen Gegnern gefunden wurden. Einzig der Schachpartner von Beate ließ weiterhin auf sich warten. Kurz vor 10 Uhr war dann klar, dass Beate nicht in den Genuss kommen sollte, sich spielerisch mit dem Gegner zu befassen, um wie so oft einen regulären Sieg zu erzielen (1:0).

Zum Zurücklehnen blieb jedoch keine Zeit, denn schon nahte das Unheil in Form einer schwarzen Dame, die Joachims König auf der Grundreihe kalt erwischte und wieder für ein Gleichgewicht der Kräfte sorgte (1:1). Wanja scheint am Schachbrett einen ausgeprägten Killerinstinkt zu entwickeln. Er hatte wieder einmal einen seiner gefürchteten Königsangriffe gestartet und erhöhte nun nach und nach den Druck, so dass die Stellung seiner Schachpartnerin schließlich kollabierte (2:1).

Aber auch unsere Gäste wehrten sich gar fürchterlich. Sonjas Gegner hatte heldenhaft eine Leichtfigur ins Geschäft gesteckt und einen Angriff auf den König gestartet, der jetzt ohne die Fürsorge seiner Bauern klarkommen musste. Erschlagen durch die unzähligen Varianten (und aufgrund eigener Sorgen), war ich nicht in der Lage zu entscheiden, ob Sonja nun besser oder schlechter steht. Letztlich verlor Sonja das Spiel leider, und es war Gleichstand (2:2). Als ich einen Blick auf Erichs Brett warf, war die Partie bereits fortgeschritten. Mit Turm, Leichtfigur und Mehrbauer musste Erich sich gegen drei Leichtfiguren wehren. Im weiteren Spielverlauf erwies sich diese Materialverteilung als ungünstig; der Partieverlust konnte nicht mehr abgewendet werden, und die Führung ging an unsere Gäste (2:3).

Zum Glück konnte Matthias umgehend unsere betrübliche Lage mit einem Sieg am ersten Brett ein wenig entspannen (3:3). Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch bereits im Mittelspiel gepatzt und mir zwei Bauern rauben lassen. Dem Endspiel, mit jeweils Turm und Springer auf beiden Seiten, sah ich daher wenig hoffnungsvoll entgegen, zumal mein Gegner zwei starke Freibauern besaß.

Als ein wenig merkwürdig, dass soll hier erwähnt werden, habe ich das Verhalten eines älteren Herren aus unserer Gastmannschaft empfunden, der sich nicht bitten ließ, sich auf dem Platz meines regulären Gegners bequem einzurichten, um aus dieser vorteilhaften Position heraus das Spiel intensiv zu beobachten. Nachdem ich nach mehreren Minuten die Uhr gedrückt hatte und daraufhin mein regulärer Gegner seinen Platz beanspruchte, wurde dieser aber sofort artig freigegeben - schließlich weiß man, was sich gehört.

Als kurze Zeit später die Partie von Ullrich mit einem Remis endete, was einen 3,5:3,5 Gleichstand bedeutete, kam es dann noch einmal zu einem spannenden Finale. Wenn ich zuvor im Mittelspiel gepatzt hatte, so tat mein Gegner mir diesen Gefallen in diesem Turmendspiel. Mit großer Unterstützung meines Gegners konnte ich es Remis halten, und beide Mannschaften trennten sich friedvoll.

Martin Lange

 

 

Spielbericht vom 6. Spieltag am 20.02.2004

 Eckbauer 3  -  Queer-Springer 1

Endstand   1,0 : 7,0

Der Aufschwung ist da!

Unseren posttraumatischen Auswärtskampf hatten wir ausgerechnet beim ältesten Schachverein Deutschlands, der Berliner Schachgesellschaft 1827 Eckbauer, zu absolvieren. Diese kann auf Mitglieder wie Adolf Anderssen, Johannes Hermann Zuckertort, Jacques Mieses, Friedrich Sämisch, Kurt Richter und Emanuel Lasker verweisen. Gut: Vielleicht spielten die Genannten nicht in der dritten Mannschaft, und die erste Mannschaft spielt heute (nur mehr) in der Stadtliga. Aber dass die Zeit der leichten Gegner vorbei ist, hatten wir ja erst zwei Wochen zuvor schmerzhaft erfahren. Wie auch immer: Wir fuhren in guter Besetzung und Laune nach Charlottenburg.

In der Kantine des Bezirksamtes spielten alle vier Mannschaften der BSG Eckbauer zeitgleich ihre Heimspiele, und obwohl der Saal kleiner war als unserer im Rathaus, waren die Bedingungen annehmbar.

An den Brettern liefen einige Horrorschocker ab, während der Ausgang des Mannschaftskampfes sich in der Tendenz schon sehr früh abzeichnete.

Stefan (2), am Vortag 30 geworden, spielte - höchstwahrscheinlich zur Kompensation dieses Datums - eine Partie voll jugendlicher Leicht(sinn)igkeit. In einer bekannten Eröffnungsvariante kam es früh zu kleineren taktischen Verwicklungen. Als sich die Stellung beruhigt hatte, besaß der Gegner die weitaus bessere Struktur. Stefan dagegen hatte das Läuferpaar und gewisse Angriffsaussichten. Die zunächst vagen Aussichten konkretisierten sich, als der Gegner die erforderliche Prophylaxe nicht oder nicht sonderlich geschickt vornahm. Einmal angeschlagen, fand er sich bald in einen von unserem 30-Jährigen angetriebenen Strudel immer neuer Drohungen - mal gegen seinen König, mal gegen dessen Hofstaat einschließlich Dame - versetzt, aus dem es kein Entkommen mehr gab. Doch, es gab einen: Der Gestrudelte konnte die Hand um Hilfe ausstrecken ... 1:0

Peter S (4) hatte eine Gala in seiner Lieblingseröffnung. Das gegnerische Zentrum wurde festgelegt, unter Druck gesetzt und dann sorgsam zerbröselt. Als der zentrale Bauer verloren war, entdeckte der Gegner eine Kombination: Er opferte die Dame, um sich anschießend die Dame von Peter und seinen Bauern wiederzuholen ... und dabei die Qualität einzubüßen. Das hatte Peter von Anfang an kalkuliert, und die Verwertung ließ sich der Gegner nicht mehr lange zeigen: 2:0.

Martin Z (7) war nach einigen Komplikationen mit klarem Vorteil aus der Eröffnung hervorgegangen. Dann schluckte er zwei Bauern, die ihm beinahe im Hals stecken geblieben wären. Auf einmal setzten sich gegnerische Figuren drohend und lähmend im weißen Lager fest. Weitere drohten ihnen zu folgen, und so sah man an Martin ein sehr an Kasparow erinnerndes Kopfschütteln. Nach einigen bangen Minuten und Ausschüttung einiger Liter Transpirationsflüssigkeit (reine Vermutung meinerseits) gelang es mit viel Geschick und ein wenig Glück, die ungebetenen Gäste hinauszukomplimentieren. Da sich an den Materialverhältnissen nichts geändert hatte, stand es bald 3:0.

Mein Gegner (1) spielte zu Beginn "brav mit", so dass ich schnell eine angenehme Stellung erlangte. Dann aber, als er sich nach elf Zügen mit einer Mattdrohung konfrontiert sah, wurde er scheinbar wach ... und packte ein sehr starkes Bauernopfer aus, das mich vor eine unangenehme Wahl stellte. (Erkenntnis am Rande für die Freunde der "Materialpreislisten": Ein Queer-Springer ist mehr wert als vier Eck-Bauern. Jedenfalls wäre der mögliche Tausch im konkreten Fall eher nachteilig gewesen ...). Nachdem ich das vermeintlich kleinere Übel gewählt und dem Gegner eine Auswahl gelassen hatte, stellte sich heraus, dass er die Idee, die die Stellung wieder ausgeglichen hätte, gar nicht in Betracht gezogen hatte - aus der Hand spielte er einen Zug, der scheinbar einen Springer gewann ... Da ich aber sehr tierlieb bin (siehe schon oben), rettete ich das Tier mittels einer Mattdrohung vor dem Pferdemetzger. Nun hatte ich "einfach" zwei Bauern mehr. Der Gegner hatte dafür zunächst einiges Spiel, so dass ich meine Zeit bis auf 20 Minuten verbrauchte, um nicht meine Ausflugsdame in eine Touristenfalle gehen zu lassen. In den folgenden taktischen Verwicklungen verlor der Gegner allerdings den Überblick, so dass ich am Ende doch noch den zuvor erretteten Queer-Springer opfern musste - für den dritten und vierten Eckbauern ... und einen Turm. 4:0

An den Brettern von Wolfgang B (5) und Martin G (6) gab es lustige Parallelitäten zu sehen: Die Weißen (Wolfgang und Martins Gegner) hatten jeweils beeindruckende Bauernfronten aufmarschieren lassen. Am fünften Brett gab es Bauern von e4 bis a4 zu bewundern, am sechsten immerhin solche von d4 bis g4. Aber während Wolfgang klar im Vorteil war - er kämpfte gegen eine zu Recht vom Aussterben bedrohte Unterart des Hippopotamus -, hatte Martin sehr gute Konterchancen. Durcheinander gab es anschließend an beiden Brettern:

Wolfgang hatte zwischendurch wohl entscheidenden Vorteil, aber während ich mit dem Tierschutz beschäftigt war, kam ihm der größte Teil davon irgendwie abhanden. Nach dem Ende meiner Partie konnte ich gerade noch mit ansehen, wie der Gegner Wolfgangs in eine (die letzte?) Falle ging: Um seinen an einen Turm gebundenen Läufer elegant zu entfesseln, zog der Gegner den Turm mit Schach ab. Was er übersehen hatte, war das klassische Gegenschach - Wolfgang konnte seinen König mit einem seinerseits Schach gebenden Läufer beschirmen! Das hätte den Gegner mindestens die Qualität gekostet, weshalb er nach Ausstoß einiger Klagelaute auf der Stelle aufgab. 5:0

Karins Gegner schien gar nicht erst zu kommen. Als er dann doch noch erschien, musste ich erst mal die Saaluhr konsultieren - es war fünf vor zehn! Karin hatte schon ihre morgendliche Zeitungslektüre beendet und musste sich erst neu sammeln. Schnell zog der Gegner - und anspruchslos. Bald hatte Karin eine ausgezeichnete Stellung ... und in der Bedenkzeit aufgeholt. Nach der Zeitkontrolle - der Stellungsvorteil hatte sich unterdessen in einen Materialvorteil von einer Qualität und zwei Bauern umsetzen lassen - geschah doch noch das Malheur: In der Absicht, die verzweifelten gegnerischen Angriffsversuche im Keim zu ersticken, zog Karin die Dame und ließ damit ein Dauerschach zu. 5,5:0,5.

Holger Foullois half am achten Brett aus. Von Anfang an hatte er Raumvorteil und Initiative. Um die gegnerische Bauernstellung am Königsflügel zu demolieren, willigte Holger in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Damen ein. Sein Gegner, der die Partie nur auf "Halten" angelegt hatte, wand sich und bot wieder und wieder den Damentausch an. In der Zeitnot opferte Holger seine beiden Zentralbauern und kam dem gegnerischen König nochmals gefährlich nahe. Aber es fehlte immer ein Tempo zum Matt. So endete auch diese Partie im Dauerschach. 6:1

Am Ende durften wir wieder mit Martin G zittern. Nachdem er die Sprengung des feindlichen Bauernzentrums etwas zu lange vorbereitet hatte, gab es einen Showdown, in dem auf beide Könige nach Kräften eingeschlagen wurde. Martins König auf g8 wurde nur noch von einem Bauern auf g6 versteckt - einem weißen wohlgemerkt. Des Gegners König war ohnehin im Zentrum geblieben und auch nicht der Jahreszeit entsprechend gekleidet. Es ging hin und her, am Ende bei knapper Zeit mehr hin, und zum zünftigen Abschluss setzte Martin, mit noch einer Minute auf der Uhr, Matt. 7:1

Das bringt uns zum ersten Mal an die Tabellenspitze, aber Wildau und Oberschöneweide lauern mit nur wenigen Brettpunkten Rückstand auf ihre Gelegenheit. Es ist angerichtet für ein spannendes Finale!

Holger Franke

 

  Post Wedding 4  -  Queer-Springer 2

Endstand   2,0 : 6,0

Siegesserie hält

Aufstieg lautet die neue Losung für Q2 nach Siegen an den vergangenen drei Spieltagen. Und so reisten acht müde, aber optimistische Queer-Springer und die Hundedame Josephine im bitterkalten Morgengrauen in den Wedding.

Die erste Partie gewannen wir an Brett 2 kampflos, Volkers Gegners musste krankheitsbedingt passen, 0:1. Scheinbar äußerst krude präsentierte sich Gerrit (5), er griff jugendlich-stürmisch an, bevor seine Eröffnung abgeschlossen war. Und rochierte nicht mal! Aber wozu auch? Nach acht (!) Zügen ergab sich sein Gegner, 0:2. Irgendwie erinnerte mich diese Partie an meine ersten Züge auf dem Stein-Schachbrett im Uelzener Freibad, dort wurden Anfänger, auch mir geschah es, erst mal mit einer berüchtigten vierzügigen Kombination matt gesetzt, einige stürzten sich danach vom Dreier...

An den übrigen Brettern sahen die Eröffnungen unspektakulär und ausgeglichen aus, bloß ich (7) hatte bereits einen Bauern verloren, weil ich tollkühn angreifen wollte, aber eher tollwütig agierte. Joachim (3) hatte sich gut aufgestellt, nur eine Figur stand deplatziert herum, sein transusiger Läufer hatte sich gerade mal von f1 nach e2 bewegt und konnte seiner Mannschaft nicht helfen, um mal eine Floskel aus dem Paralleluniversum Fußball zu bemühen. Plötzlich aber geschah Wundersames: Des Gegners vor Kraft nur so strotzendes Ross galoppierte mit mächtigen Sprüngen über das ganze Feld, um just jenen Läufer zu tauschen. Danach entledigten sich beide Kontrahenten ihrer Türme und Damen, und es kam zu einem Endspiel, in das Joachim mit zwei Springern und sein Gegner mit Springer und Läufer ging. Man einigte sich bald auf ein Remis, 0,5:2,5.

Den nächsten Punkt gewann Ullrich (4) nach "perfektem Spiel". Sein Königsangriff kam schneller voran als der Zusteller von Post Wedding auf dem Damenflügel, der dazu noch seine beste Figur tauschte. Ein fulminanter Turmeinschlag auf g2 führte zur Kapitulation, 0,5:3,5.

Beate sicherte mit ihrem Sieg am ersten Brett den Mannschaftserfolg, war aber zu keiner euphorischen Äußerung zu bewegen. Ein rückständiger Bauer brachte den Weddinger in arge Not, er konnte sich zu keinem Königsangriff mehr aufraffen und verlor schließlich die Partie, 0,5:4,5.

Wolfgang (6) hatte laut eigener Aussage die Eröffnung schlampig behandelt, allerdings hatte er sich im Mittelspiel mit verdoppelten Türmen auf der e-Linie ganz beeindruckend aufgestellt, zumal seine Gegnerin ihren König etwas vorwitzig und ungeschützt platziert hatte. Dann gewann Wolfgang noch einen Bauern, büßte diesen Vorteil aber einige Züge später wieder ein. Mit besorgtem Blick verfolgte Hundedame Josephine das Geschehen, wohl ahnend, dass es nicht zum Gewinn ihres Herrchens reichen würde. Die Weddingerin parierte jede Drohung, schien ihrerseits aber keine Angriffspläne zu schmieden, so dass die beiden sich auf ein Remis einigten, 1:5.

Auf meinem Brett war es mittlerweile zu einer verheerenden Flurbereinigung gekommen, vier Bauern und die Qualität gingen im gegnerischen Angriffswirbel verloren. Oder positiv formuliert: Ich hatte ein handliches Survival-Kit zusammengestellt, Dame und Turm leuchteten - würde Holger formulieren - nein, in diesem Fall hatten Dame und Turm gerade mal Teelicher angezündet, die den gemeinsamen Weg nach g7 wiesen. Dazu noch ein ambitionierter Queer-Springer der nach vorn strebte, wenn man ihn denn nur ließe. Und siehe, man ließ ihn, nämlich als mein Gegner einen noch auf der Grundlinie verharrenden Läufer zu entwickeln trachtete. Und dabei eine Queer-Springer-Gabel übersah, die ihn die Dame kostete und bald darauf die Partie, 1:6.

Bei Erich (8) sah die Lage lange ausgeglichen aus. Im Endspiel allerdings packte sein Gegner einen Monsterspringer aus, der drei Bauern raubte. Erich hielt noch lange dagegen, mit Turm und Läufer gegen Turm und eben dieses Untier, das schließlich die Partie mit einer Gabel entschied, 2:6.

Unsere Serie hielt, den Aufstieg haben wir weiter im Visier. Und so verließen acht muntere Queer-Springer und die Hundedame Josephine zufrieden den immer noch bitterkalten Wedding.

Sonja Beckmann

 

  Schach in Spandau 2001   -  Queer-Springer 3

Endstand   6,0 : 2,0

WEITE WEGE

Der Weg hinaus nach Spandau war weit, sehr weit. Aber wohl doch nicht so weit, wie befürchtet, denn deutlich vor 9 Uhr war QUEER III vollzählig am Aalemannufer eingetroffen. Vollzählig? Ja, tatsächlich, erstmals in dieser Saison traten wir mit acht Spielern, also einer kompletten (!) Mannschaft an. Und waren guter Dinge, denn der Gegner schien schlagbar. Gut, deren Bretter 4 und 5 hatten bisher alle Punkte geholt (und bei uns spielten dort mit Stefan und Michael nicht unbedingt die klassischen "Sieger"typen), aber Wanjas Spielwitz an Acht, Thomas' gelassene Ruhe an Sechs, Crits Routine an Drei, Ludwigs Siegeswillen an Zwei und mein eigener (hoffentlich erfolgreicher) Einsatz an Eins könnten zu 5 Punkten reichen. In den 15 Minuten bis zum Spielbeginn wurde Fabian noch einmal eindringlichst gemahnt, doch wenigstens zwei Minuten pro Zug nachzudenken, Michael bekam eine Menge Hinweise, bei aufkommender Unruhe lieber mal das Brett trotz laufender Uhr einfach stehen zu lassen, um zur eigenen Fassung zurückzufinden - und damit war wohl alles an möglicher Vorbereitung getan.

Unsere im wesentlichen jugendlichen Gastgeber bereiteten unter dem sehr straffen (Kasernenhof-?)Kommando ihres Trainers den Wettkampf vor: Bretter aufbauen, Schrippen schmieren, Kaffee brühen ... Um 9.01 Uhr fragte ich dann, ob man nicht doch langsam mal die Mannschaftsaufstellungen notieren und die Partien beginnen könne?! "Ja, klar, können wir machen", lautete die Antwort. Nach einer kurzen Erklärung, daß solche Dinge wie Handyklingeln ja doch nicht so sehr ernst zu behandeln seien, wurde schnell eine Aufstellung notiert, die Jungs dann auf ihre Plätze kommandiert, und es konnte losgehen.

Ich konzentrierte mich zuerst auf meine eigne Partie, erst nach 45 Minuten leistete ich mir den ersten Rundblick. UFF! Wanja stand gut, und sein Sieg war wohl sehr klar. Fabian hatte zumindest deutlich länger als vor zwei Wochen nachgedacht, aber seine Stellung sah so aus, als habe er genau andersherum gehandelt. Micha deckte einen angegriffenen Springer auf c3 mit der Dame auf d2 und übersah, daß er die gute Frau damit in eine Fesselung bugsiert hatte, die nicht mehr zu lösen war. Thomas' f- und d-Bauern waren früh nach vorn gestürmt - leider schien er die Rochade "vergessen" zu haben, und als sich ein gegnerischer Springer auf e6 einnistete, war abzusehen, daß seine äußere Ruhe nur noch ein dünner Mantel bei bitterkaltem Sturm war. Stefans Partie sah unübersichtlich verknotet aus - wie immer bei ihm. Bei Crit wußte ich nicht genau: hatte sie eine Figur für die Zertrümmerung der gegnerischen Königsstellung bewußt geopfert oder war es ihr "einfach passiert". Noch sah ich aber Chancen bei ihr und drückte ihr alle Daumen. Ludwig neben mir hatte auch seinem Gegner den Bauernschutz vor dem rochiertem König zerstört und schien mir gute Chancen zu haben. Und ich selbst: Meine Figuren hatten in Erwartung der gegnerischen Rochade schon gierig zu seinem Königsflügel geschaut. Er sah das auch, sah aber zudem, daß er diesen Angriff abwehren und dann einen Bauern auf d4 erobern könnte. Gott sei Dank hatte ich schon etwas weiter geplant, denn mein eigner Bauer auf d4 störte mich selbst mehr, als er wohl ahnte. Es kam wie erhofft, und schnell schaute nun auch mein Läufer von d4 zu seinem Königsflügel.

Nach gut einer Stunde hörte ich, daß Wanjas Gegner ihm gratulierte - also 1:0. Meine aufkommende Freude wurde jäh zerstört, als ich schnell noch zu den anderen Brettern schaute. Fabian, Michael und Thomas brachen in dem Moment beinahe gleichzeitig zusammen - 1:3. Stefans Partie sah (für ihn sehr untypisch) jetzt unheimlich geordnet, klar und übersichtlich aus, nur besaß er bei einem Turm noch 5 Bauern, sein Gegner aber bei einem Turm noch 7 Bauern, wovon mindestens einer davon im Prinzip schon ein gedeckter Freibauer war... Crit hatte - statt den gegnerischen König vehement anzugreifen - ihr Heil in einer Verteidigung gesucht, die unter anderem einen Turm zur Deckung eines Bauern auf f3 verbrauchte. Ludwigs Versuch, Dame und Läufer in eine Diagonale Richtung h2 zu stellen, war ihm gelungen. Nun mußten im Zentrum noch Bauern beseitigt werden, die diese Diagonale öffnen. Völlig richtig ging er dieses Thema an, ließ sich dann aber von einem möglichen Bauerngewinn ablenken, und danach standen die weißen Bauern auf f4 und e5 unerschütterlich... Meine Partie war mittlerweile wohl entschieden. Ein kleiner taktischer Moment ließ mich den Bauern g7 gewinnen, dann gab ich einen Turm für zwei Leichtfiguren und der Rest spielte sich "von alleine".

Es war wohl 11.15 Uhr, als ich Crit riet, ihren Uwe anzurufen, damit er nicht erst um 13 Uhr losfährt, um sie abzuholen. Meinem anderen Rat, nicht weiter unnütz Energie zu vergeuden, folgte sie bald. Auch Stefan sah ein, daß mittlerweile zwei Freibauern dem Gegner einen ganz klaren Sieg sichern. Nur Ludwig suchte zäh noch nach Möglichkeiten. Im vom starken Siegeswillen bestimmten Eifer übersah er leider eine tödliche Springergabel, und da es da schon 2:5 stand und wohl nur noch ein Patzer der extremst groben Art ihm wieder Chancen gegeben hätte, reichte er lieber gratulierend dem Gegner die Hand.

Ein weiter Weg war es nach Spandau. Und ein weiter Weg wird es, Q III zu einer Siegermannschaft zu machen. In Spandau haben wir noch Lehrgeld bezahlt, aber eben genau dafür haben wir ja schließlich Q III starten lassen! In der BMM 05|06 wird sich das auszahlen. DA BIN ICH MIR SICHER!

Peter M

 

 

Spielbericht vom 5. Spieltag am 06.02.2004

 Queer-Springer 1  -  Zugzwang 95 2

Endstand   3,0 : 5,0

Unter Zugzwang

Während die Queer-Springer für ihr zeitloses Spiel bekannt sind, machten unsere Gegner schon mit dem Namen deutlich, dass beim Schach keine Trödelei erlaubt ist. Zu Gast war SC Zugzwang 95 II im Schöneberger Rathaus.

Doch nicht nur der Name des Vereins erschien für unsere Verhältnisse merkwürdig. An Brett 5 sollte ein gewisser Kopischke gegen mich antreten. In der offiziellen Liste war hingegen an Nummer 5 Maik Anders gemeldet. Man klärte uns auf, dass Herr Anders nun anders nämlich Kopischke hieße und alles seine Richtigkeit hätte. Das Brett blieb dennoch leer, der mysteriöse Gegner weiter im Dunkeln und Queer-Springer führte frühzeitig mit 1:0.

Fünf pralle Schachstunden blieben ungenutzt und wurden von der Zeitsparkasse still und heimlich einkassiert. Ich merkte schnell, dass ich keineswegs Zeit gewonnen hatte. Holger ernannte mich flink zum Zeitzeugen und Berichterstatter, so dass ich mit der Beobachtung der Partien beschäftigt war. Kurz darauf erkor mich Peter M. zum Wasserträger und schickte mich ein ums andere Mal mit der Kaffeekanne auf die Toilette, um dort Wasser zu holen, statt zu lassen. Meine schöne Zeit war dahin.

An den übrigen Brettern verrannen zwei Stunden, ja wurden fast verschwendet, ohne dass sich Entscheidendes getan hätte. Man beäugte und belauerte sich, doch es wurden keine größeren Gefechte ausgetragen. Einzig Holger lud seinen Gegner auf dem Königsflügel durch eine offene g-Linie und schwarzfeldrige Löcher zum Angriff ein. An jedem anderen Brett hätte ich ein leises Ojemine in mich hinein gemurmelt. Bei Holger hoffte ich auf einen tieferen Sinn und blieb guter Dinge.

Es passierte weiter wenig. Wolfgang und Karl wickelten ihre Mittelspiele durch Abtausch schnell zum Endspiel ab. Karl einigte sich daraufhin auf ein friedliches Remis, während Wolfgang beim Abtausch der Figuren einen Bauern verlor und kämpfen musste. Im anschließenden Turmendspiel gelang es zwar Wolfgang den Minusbauern in einen Mehrbauern zu verwandeln. Doch am Ende sorgten die Türme dafür, dass der Bauernvorteil nicht genutzt werden konnte.

Auf dem Papier stand es damit 2:1. Doch dieser Vorsprung gab inzwischen nicht mehr die reale Lage wider. Volker hatte am siebten Brett bei einem Abtausch Material eingebüßt. Am achten Brett verlor Ullrich die Qualität, weil der gegnerische Läufer nach dem Damentausch gleichzeitig beide Türme aufspießen konnte. Die beiden Bretter schienen verloren.

Hoffnungsvoll wendete ich mich Brett Nummer 2 zu, wo Karin den Gegner in einer taktisch schwierigen Stellung in die Defensive gezwungen hatte. Doch was war geschehen! Als ich am Brett ankam, sah ich gerade noch, wie der feindliche Turm auf f2 einschlug und die gesamte Stellung auseinander flog. Karin gab umgehend auf. Die überraschende Wende kam dadurch, dass im vorhergehenden Kampfgetümmel das Zentrum aufgelöst worden war und danach der gegnerische Läufer auf b7 über die lange Diagonale die besseren Angriffskombinationen ermöglichte.

Für ein Unentschieden mussten nun Holger und Martin G. ihre Partien gewinnen. Ein Gesamtsieg war nur noch denkbar, wenn zusätzlich an den hinteren Brettern ein kleines Wunder geschehen würde.

Holger hatte sich inzwischen aus seiner Eröffnung herausgewunden, die vielleicht doch ein leises, respektloses Ojemine verdient gehabt hätte. Nun genügte aber ein Blick auf die Bauern, um zufrieden zu sein. Dächte man sich die Figuren weg, wäre das Bauernendspiel klar gewonnen. Gedacht, getan. Holger dachte alle Figuren hinweg und kassierte mit seinen Bauern einen Punkt.

Nach diesem Sieg lag alle Last auf Martin G., der in seiner Standardvariante gut aus der Eröffnung gekommen war. Martins Kontrahent öffnete die g-Linie, um mit seinen Türmen die Königsstellung anzugreifen. Doch der Angriff versandete, weil in der Mitte gleichzeitig die meisten Figuren abgetauscht wurden. Übrig blieb ein unglücklicher Turm auf der g-Linie, dem Martins Springer die Flucht über g8 vereitelte. Zum einsamen Turm kam noch ein verlassenes Pferd am gegenüberliegenden Rand, so dass sich Martins Figuren vielerlei Möglichkeiten boten.

Es keimte Hoffnung auf, zumal auch die Partien 7 und 8 noch nicht beendet waren. Trotz Materialrückstand boten Volker und Ullrich zähen Widerstand. Ullrich gelang es, die Qualität zurück zu erobern, hatte aber trotzdem ein verlorenes Endspiel. Volker ärgerte seinen Gegner lange mit einem Freibauern, bis er von einer Springergabel endgültig erdolcht wurde. 3:4 Die Hoffnung war verloren.

Nun kämpfte Martin um den verbliebenen Mannschaftspunkt. Er musste unbedingt gewinnen. Obwohl seine Stellung so viel versprechend aussah, gelang es dem Spieler von Zugzwang, seine beiden traurigen Figuren zu reanimieren. Plötzlich waren es Martins Freibauern, die unglücklich standen, so dass am Ende auch diese Partie verloren ging.

Die erste Niederlage unserer Spitzenmannschaft ist zwar ärgerlich, kann aber verschmerzt werden, weil auch unser Mitkonkurrent Motor Wildau eine bittere Niederlage einstecken musste. Wir können deshalb weiterhin aus eigener Kraft aufsteigen. Lasst es uns tun!

Martin Ziegler

 

 Queer-Springer 2   -  Zugzwang 95 3

Endstand   4,5 : 3,5

Keine Frage, bis gegen 14 Uhr die letzte Partie beendet war, spielten sich dramatische Szenen im schönen Schöneberger Rathaus ab, und wir mussten bis zum Schluss gewaltig zittern. Dabei begann alles so hoffnungsvoll. Beide Mannschaften waren vorbildlicherweise pünktlich und vollzählig am Tatort erschienen, so dass die Chronometer pünktlich gegen 9 Uhr gedrückt werden konnten.

Bei einer ersten Inspektion der Bretter hatte ich insgesamt ein recht gutes Gefühl. Beate war sehr gut aus der Eröffnung herausgekommen und hatte bereits eine recht aktive Stellung erlangt, die einige Möglichkeiten bot. Wanja gelang es bereits früh, die H-Linie zu öffnen und einen Angriff auf den gegnerischen schwarzen König ins Rollen zu bringen. Gerrit stand ebenfalls bereits klar besser, er hatte sich inzwischen einen feindlichen Bauern einverleibt, ein zentrales Freibäuerlein gebildet und drang bereits mit dem Turm über die A-Linie ins feindliche Lager ein. Erich erbeutete früh die Qualität, bei einem zweiten Blick auf sein Brett hatte er schon eine Leichtfigur mehr. Die übrigen Partien machten zunächst einen eher ausgeglichen Eindruck auf mich, lediglich die Stellung von Joachim wirkte ein wenig gedrückt. Also, es war noch alles in Butter (wie Oma immer sagte).

Wie erwartet, gab Erichs Gegner dann schnell die Partie auf (1-0). Zum Zurücklehnen war jedoch keine Zeit, da Joachim mittlerweile die Qualität hergeben musste; er konnte das Steuer letztlich nicht mehr herumreißen und verlor schließlich die Partie - und Zugzwang konnte zum 1-1 ausgleichen. Nach einer Königsjagd übers halbe Brett konnte Wanja schließlich seinen Gegner zur Aufgabe bewegen, und auch Gerrit verlor keine Zeit, machte kurzen Prozess und gewann souverän (3-1). Aber die Freude währte nur kurz. In zunächst völlig ausgeglichener Stellung verlor Sonja zunächst einen Bauern. Obwohl sie noch lange zähen Widerstand leistete, ging dann letztlich das Endspiel (Dame+Springer / Dame+Springer) verloren - und wir lagen nur noch 3-2 in Führung.

Beate hatte mittlerweile eine Gewinnstellung herausgespielt und besaß einen ganzen Läufer mehr. Ihr König wurde zwar von einen gegnerischen Turm und Läufer belästigt, diese stellten aber an sich noch keine wirkliche Bedrohung dar. Das ängstliche Remisangebot ihres Gegners wurde daher selbstverständlich abgelehnt. Wir konnten daher zu diesem Zeitpunkt wohl optimistisch von einem weiteren Punkt ausgehen. Leider kam es überraschenderweise dann doch ganz anders. Nach einem unglücklichen Fingerfehler mussten wir uns damit abfinden, es war Gleichstand (3-3).

Zwischenzeitlich hatte sich eine Menschentraube um das Brett von Crit versammelt. Wie Crit in dieses Endspiel geraten ist, kann ich nicht nachvollziehen. Das Mittelspiel, welches ich eine Stunde zuvor betrachtete, sah jedenfalls sehr kompliziert aus. Jetzt hatten sich die Reihen gelichtet und auf dem Brett befanden sich, wunderbarerweise, 5 verbundene schwarze gegnerische Freibauern, die unterstützt vom König versuchten, das andere Ufer zu erreichen. Crit hatte sich jedoch noch ihre Dame aufgehoben, und diese meuchelte nun das Fußvolk nacheinander dahin. Nun lagen wir mit 4-3 Punkten knapp vorne.

Da meine eigene Stellung alles andere als hoffnungsvoll war (ein Doppelturmendspiel mit 4 Minusbauern!), bestand eigentlich keine Chance auf ein Remis und somit auf einen Mannschaftssieg. Gegen 12 Uhr begannen jedoch die Glocken zu läuten - und siehe da, es geschah ein Wunder. Mein Gegner begann zunehmend langsamer zu spielen, verpatzte nach und nach seine gewonnene Stellung, wobei er drei seiner Bauern wieder wegkombinierte. Er willigte schließlich, mit nur noch 2 Minuten auf der Uhr, dem nun unausweichlichen Remis zu (4.5 - 3.5). Insgesamt war es ein knapper, aber auch durchaus verdienter Mannschaftsieg.

Martin Lange

 

 

Spielbericht vom 4. Spieltag am 19.12.2004

 SG Narva Berlin   -  Queer-Springer 1

Endstand   0,5 : 7,5

Toilettenbenutzung

An alle Toilettenbenutzer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ein jeder möchte haben die Toilette rein und fein, und so sollte es auch sein. Leider zeigte die Vergangenheit für manchen war der Weg dahin zu weit.

Der nächste Benutzer war sehr entsetzt, dass man die Toilette und den Fußboden daneben benetzt.

Man soll die Röhre treffen. nicht die Brille benetzen.

Hat doch einer einmal Pech und es geht daneben, soll man sich besorgen, den Lappen und Besen und selber das Unglück beseitigen, denn andere sind nicht da, dies und das hier zu reinigen.

Das ist nicht mein neuester Schriftsatz, nein. Das war das Erste, was meine müden Augen am Morgen des vierten Advents 2004 zu lesen bekamen. Ich war bei unserem Gastgeber, SG Narva Berlin, angekommen und musste mal.

Ich ahnte Böses: Wenn ein Tag so anfängt, das kann ärgerlich werden. (Herr-der Ringe-Fans wissen es ganz genau: "Eine rote Sonne geht auf - in der Nacht ist Blut vergossen worden.") Und richtig: Alles ging wunderbar.

Allerdings ließ ich meine Sehhilfe in der Tasche. Die kleine Beeinträchtigung meines Sehvermögens nahm ich gern in Kauf, um nicht Gefahr zu laufen, das Opfer einer Benetzung zu werden.

Aber nun ging es an die Bretter, Q I mit dem höchsten ELO/DWZ-Schnitt aller Zeiten (2007!).

Stefan (3) trug wieder flott vor, diesmal eine Art ..., nun, ich nenne es Neu-Indischen Angriff. Sein Gegner ließ sich nicht lumpen, zog ebenfalls schnell ... und verlor schnell einen seiner Zentralbauern. Er ließ sich zwar nichts anmerken (jedenfalls konnte ich nicht an ihm erkennen, dass er den Bauern eingestellt hat) und bekam ein wenig Entwicklungsvorsprung sowie einen Hauch von Initiative. Diese wurde allerdings bald erstickt, wonach Stefan mit Mehrbauern, Läuferpaar und klar überlegener Stellung verblieb. Er verwertete sicher zum 1:0.

Gegen sich selbst (seine Eröffnung) anzutreten hatte Martin G (7). Er kannte sich selbstverständlich in der Theorie überhaupt nicht aus, wechselte jedoch ganz bewusst von Königsindisch in Botwinnik und zurück, schnürte den etwas hilflos wirkenden (und sich wirklich nicht auskennenden) Gegner alsbald fest zusammen. Nachdem der Gegner die wenigen Möglichkeiten, zu Gegenspiel zu kommen, ausgelassen und sich statt dessen auf die Verteidigung zurückgezogen hatte, dauerte es nicht mehr lange: Martin errichtete eine beeindruckende weißfeldrige Herrschaft. Er bekam einen Freibauern, der zwar von unscheinbarer Gestalt, aber ein Riese im Umwandlungsgeschäft war. Noch vor der Zeitkontrolle brachen die Verteidigungswälle, und es erwies sich, dass Martin wählerisch ist: Die schnöde Umwandlung seines starken Bauern in eine (vielleicht schwache?!) Frau verwarf er; dafür spannte er dem Gegner - insoweit entgegen seiner Gewohnheit - die Frau aus. Da dies dem heterosexuellen Spieler gemeinhin die Freude am Spiel nimmt, stand es 2:0.

Auch an Karins Brett (4) wurden entscheidend Damen gehandelt. Aber lustig war es schon vorher: Karins Gegner beantwortete ihre Eröffnung, indem er zuerst mal die Bauern nach vorn schob. Nachdem schon eine Front d4-c4-b4 aufgebaut war, geruhte Karin zu rochieren - natürlich lang. Das anschließende ästhetisch konsequente a2-a4 wurde von einem weniger konsequenten Remisangebot begleitet. Karin lehnte sofort ab. Kurz darauf gestattete der Gegner den Damentausch, was seine Stellung sofort zu einer positionellen Ruine machte - all die vorgerückten Bauern wurden schwach! Kurze Zeit später hatte sich Karin zwei davon geholt, und das Endspiel war mühelos gewonnen: 3:0.

Peter S´ (5) Gegner spielte kreativ und - ich weiß nicht genau, was dieses Wort bedeutet, aber Peter hätte es sicher hier benutzt, das konnte sogar ich erkennen - krumpelig. Seine Figuren verknoteten sich selbsttätig, so dass man geneigt sein konnte, auf eine schnelle taktische Entscheidung zu spielen. Peter blieb aber ruhig und setzte auf seine gesündere Entwicklung (natürlich nur auf dem Schachbrett). Später gab es - der Gegner rochierte in die andere Richtung - doch noch ein Blutvergießen. Allerdings berührte nach meinen Beobachtungen kein Tropfen Peterblut den Boden; vielmehr raffte es die Mehrzahl der gegnerischen Blutkonserven dahin. 4:0.

Wolfgang (6) eröffnete solide, preschte aber dann mit einigen Bauern nach vorn. Durch solcherlei Vorgehen öffnen sich bisweilen Diagonalen, und bald konnte man die eine oder andere höchst bedenkliche Q-Miene in der Nähe von Wolfgangs Brett ausmachen. Allerdings ist Wolfgangs Zähigkeit bekannt ("Ich geb gleich auf."), und seine Stellung war keinesfalls ohne Verteidigungsressourcen. Sein Gegner spielte obendrein zu risikolos, und so bekam Wolfgang ein wunderbares Endspiel mit gutem Springer und Mehrbauern gegen schlechten Läufer. Keine Frage: 5:0.

Mein Gegner (2) spielte eine Zugfolge, die als Remisvariante gilt, weil schnell ein paar Figuren getauscht werden, während die Struktur vollkommen symmetrisch bleibt. Allerdings kann man den Abtausch aller Figuren aus der Grundstellung heraus auch als Weißer nicht erzwingen. Nach der Eröffnung hatte ich einen Hauch von Vorteil; dieser vergrößerte sich etwas, als es gelang, einen Springer auf ein schönes Vorpostenfeld zu tragen (das zu schreiben, fühlte ich mich verpflichtet). Im Zuge der notwendigen Vertreibung des Tiers bekam ich eine Bauernmehrheit am Damenflügel. Und dann wirkten die Schachgesetze: Mein Gegner, der bis dahin zumeist die erwarteten/befürchteten Züge gefunden hatte, betrieb das dringend benötigte Gegenspiel nicht mit der nötigen Konsequenz. Ich führte ausschließlich "normale" Züge aus, und das oberste Schachgericht verurteilte ihn trotzdem zum Schlechtstehen. Als er dann noch zwei ungenaue Züge in der Verteidigung tat, wurde das Urteil abgeändert und sofort vollstreckt. 6:0.

Und dann Martin Z (8): Anfangs war ich an die unruhige vierte Strophe des eingangs zitierten Gesangs erinnert, die mich schon zu Beginn umgetrieben hatte: Da hatte ich nach Durchsicht dreier Strophen geglaubt, Rhythmus und Melodie durchschaut zu haben, als mich die vierte mit ihrer wilden, an Rilke erinnernden, Logik - ähnlich dem Paukenschlag in der nach ihm benannten Sinfonie - jäh aus meinen kühnen Träumen riss: "Man soll die Röhre treffen. ..." Wie kam ich nur darauf? Ich weiß es nicht. Jedenfalls erholte sich Martin relativ gut von der Eröffnung, er gewann sogar einen Bauern. Nach meinem Eindruck (eine Bestätigung war am Abend nicht zu bekommen, die Partie ist unter Verschluss) war das Endspiel auch gut, vielleicht gewonnen. Es stellte sich aber heraus, dass Martins Bauern zu verstreut standen. Der Mehrbauer ging wieder verloren. Das anschließende Bauernendspiel wurde zwar heiß diskutiert, war aber vielleicht immer remis ...: 6½:½.

Und dann noch Tigran: In unnachahmlicher Art gelang es ihm, frühzeitig alle Figuren zu verknäueln. Bald stand er gut, so viel erkannte ich auch. Aber kompliziert wurde es natürlich auch. Nach einer Tauschabwicklung saß er dann grübelnd vor der Stellung und verbrauchte seine Zeit bis auf etwa eine Minute. Anschließend blitzte er die restlichen 13 Züge herunter. Seine Stellung verbesserte sich in dieser Phase sogar deutlich, außer mit dem 40. Zug. Danach stand er kurz vor dem Abgrund. Dann glich er wieder aus, stand besser ... und gewann am Ende. Überflüssig zu erwähnen, dass am Schluss beide Gegner noch etwa eine Minute auf der Uhr hatten. 7½:½!

Und trotzdem haben wir nicht die Tabellenspitze erobert, die hartnäckig von Motor Wildau gehalten wird.

Ich darf zum Schluss, der Abrundung halber, nochmals literarisch werden und Heinz Erhardt zitieren, der da in der "Tante Hedwig"-Polka folgende Weisheit zur Vermeidung ganz oben näher bezeichneten Übels zum Allerbesten gab:

"Liegt Pik-Acht neben der Zehn,

ha, dann kann dir nichts daneben gehn.

Dann geht alles gut soweit.

So, nun weißt du Bescheid."

Holger Franke

 

SK Zehlendorf 5  -  Queer-Springer 2

Endstand   3,0 : 5,0

Geschenkekrimi in Zehlendorf

Nach dem Lichtblick am vorigen Spieltag (6,5:1,5 gegen Eckturm) hatte die zweite Mannschaft am 19. 12. gegen die Tabellenführer aus Zehlendorf anzutreten. Diese hofften offenbar, uns mühelos auf einen sicheren Abstiegsplatz zurückzuwerfen. Während wir schon vor 9 Uhr vollzählig an den Brettern saßen, bequemten sich die meisten Zehlendorfer erst nach 9 Uhr auf ihren Platz.

Der frühe Vogel fing den Wurm: Wanja gewann am 8. Brett schnell und problemlos (0:1), an Brett 6 segelte Peter, bei ungleichfarbigen Läufern mit einem entfernten Freibauern im Plus, ungefährdet in den Remis-Hafen (0,5:1,5).

Mein Maroczy-Aufbau zog dem gegnerischen Drachen den Zahn, und bald standen weiße Bauern auf g5 und f6 vor der schwarzen Königsstellung, ohne dass sich ein Gegenspiel ankündigte. "Sobald meine Dame nach h6 gelangt", durfte ich mir sagen, "geht er matt."

Auch Matthias am ersten und insbesondere Joachim am dritten Brett entfachten gegen Damenbauernspiel bzw. Holländisch einen Königsangriff. Es stand also alles zum Besten, bis die Gegner an Brett 1 und 3 nicht nur die beiden Angriffe abwehrten, sondern auch jeweils eine Leichtfigur gewannen.

An Brett 2 verlor zudem Beate einen Turm, und Ulrich zwei Bauern an Brett 4. Erich musste an Brett 7 seiner Gegnerin einen Springer und einen Bauern überlassen, und er würde, wenn er von ihrer durchaus vorzeigbaren Wertungszahl etwas geahnt hätte, unverzüglich kapituliert haben.

Zu einem solchen Schritt sahen sich Matthias und Beate schließlich genötigt, womit sich die einst günstigen Kräfteverhältnisse mehr als umgekehrt hatten: Wir lagen mit 2,5:1,5 zurück und mussten drei weitere Punktverluste befürchten. Waterloo statt Weihnachten?

Die Niederlage schien kaum abzuwenden, denn auch mein Gegner ergab sich nicht widerstandslos. Pünktlich und genau durchkreuzte er selbst mehrzügige Drohungen und warf dabei (wohl aus Versehen, aber was nützte mir das?) ein Auge auf meinen entblößten König. Auch die Uhr hatte er im Blick - ließ sie aber im 38. Zug gelassen durchlaufen; wofür er sich, der einwandte, es seien doch noch gar keine vierzig Züge gespielt, eine kritische Einschätzung von seinem Mannschaftsführer gefallen lassen musste: "Zum Kotzen!" (2,5:2,5)

Sein Zorn und unsere Hoffnung wuchs, als Joachim das Ruder herumriss. Er hatte seinen Rückstand auf eine Qualität verringert, nahm dem Gegner seine Bauern ab und entschied mithilfe der eigenen die Partie für sich (2,5:3,5).

Unverbesserliche Optimisten räumten unserer Mannschaft nun wieder Chancen ein: Aus zwei verlorenen Stellungen (Ulrich und Erich) musste ein ganzer Punkt herausspringen, und wir würden den Kampf gewinnen!

Danach sah es zunächst nicht aus - bis Ulrichs Gegner sich ein einer Mattfalle verfing, einen Springer opfern und Dauerschach geben musste, während Erich seiner Gegnerin innerhalb von vier Zügen einen Läufer, einen Turm und einen Springer abnahm (2,5:4,5). Nun machte es nichts mehr aus, dass Ulrich doch noch in eine klare Verluststellung geriet. Er bekam den Halben geschenkt.

Noch während wir auf diese Weise vorweihnachtlich beschert wurden, fuhr der gegnerische Mannschaftsleiter kopfschüttelnd um die Bretter herum und hörte nicht auf, zu murmeln: "Verschenkt, verschenkt. Punkte, einfach verschenkt..."

Gerrit Brüning

 

 

Spielbericht vom 3. Spieltag am 05.12.2004

  Queer-Springer 1  -  König Tegel 5

Endstand   5,0 : 3,0

Gezittert, aber nicht gefallen

Ich hasse Armut, und ich hasse Leute, die tagein, tagaus über nichts anderes als ihre Gesundheit palavern. Kommt beides zusammen, müssen arme Schachfreunde schleppen und räumen bis an den Rand des Bandscheibenvorfalls. So geschah es dem halben Dutzend Freiwilliger, das sich am vergangenen Sonntag gegen 8.25 Uhr im Schöneberger Rathaus eingefunden hatten, um alles vorzubereiten für unsere drei Mannschaftskämpfe. Denn einen Tag zuvor hatte in unserem Spielsaal der Kongreß "Armut und Gesundheit" getagt - und leider hatten dessen Teilnehmer unsere Tische in ausgeklügelster und schwer entwirrbarer Manier in einem kleinen Lagerraum bis unter die Decke gestapelt, so daß wir erst mal alle ackern mußten, um sie in den Spielsaal zu wuchten. Holger war in Lila-Launebär-Manier allerdings der festen Überzeugung, daß uns dieses Hochfahren des Blutdruckes einen uneinholbaren Vorteil gegenüber den Gegnern verschaffen würde. Habe ich erwähnt, daß ich auch jegliche Form von Autosuggestion hasse?

Der Kampf stand unter keinem besonders guten Stern, hatten wir doch im Vorfeld einige Schwierigkeiten mit der Aufstellung - bis zum frühen Sonntag morgen schien es so, als müßten wir einen Punkt kampflos abgeben. Doch dank Martin Groß' vorbildlicher Einstellung (er hatte eigentlich schon Wochen vorher abgesagt wegen eines feststehenden Party-Termins, war dann aber doch gekommen nach dem Motto: Wer Feste feiert, kann auch feste Schach spielen - oder so ähnlich), konnten wir doch vollzählig antreten.

Doch wer nach einer guten Stunde über die Bretter schaute, konnte nicht recht froh werden. Uwe hatte an Brett 8 eine undurchsichtige Stellung gegen seine junge Gegnerin, Martin G. schaute nicht optimistisch in die Zukunft, Stefan, in seinem ersten Einsatz für unseren kleinen Lebsen- und Schwulettenverein (unsere paar versprengten Heteros dürfen sich nun zu Recht als Minderheit fühlen, die verschwiegen wird. Ätsch!), hatte seine ersten Züge vielleicht etwas zu flott aufs Brett geworfen, denn als ich das erste Mal auf sein Brett schaute, heimste sein nominell deutlich schwächerer Gegner bereits respektlos den ersten Bauern ein.

Holger dagegen hatte eine winzige Ungenauigkeit in der Eröffnung seines Gegners ausgenutzt und war mit den schwarzen Steinen nach wenigen Zügen am Drücker. Auch bei Wolfgang hatte der Gegner die Eröffnung schlecht behandelt, was Wolfgang ihm unerbittlich nachwies. Bei Martin Z. war ich - ich muß es gestehen - doch recht skeptisch. Denn er hatte sich auf eine der ausanalysiertesten Modevarianten dieser Tage eingelassen, die sein Gegner offenbar sehr gut kannte (Zeitverbrauch nach 11 Zügen fünf Minuten), Martin jedoch gar nicht (Zeitverbrauch fünfzig Minuten). Doch im 12. Zug "wich" Martin von der Theorie ab (gut, daß sie ihm nicht vertraut war...), und nun kam der Gegner ins Grübeln.

Joachim spielte an diesem Tag eine hervorragende Partie. Das Eröffnungstraining von Holger offenbar noch fest im Kopf, agierte Joachim die ersten 15 Züge lang vorbildlich und erhielt zum Lohn bald eine bessere Stellung. Ich selbst hatte mit den schwarzen Steinen nach schlapper Eröffnungsbehandlung durch den Gegner zwar keine Probleme, doch mehr auch nicht.

Nach zwei Stunden stand es 1:1. Uwe hatte eine böse Gabel übersehen und mußte die Kapitulation unterzeichnen, doch kurz danach zwang Wolfgang seinen jugendlichen Gegner zur Aufgabe. Und auch der theoriestarke Gegner von Martin Z. war offenbar so konsterniert darüber, daß Martin anders spielte, als es in den Büchern steht, daß er bei erster Gelegenheit fehlgriff und kurz danach von Martins Feld-, Wald- und Wiesenschach in taktisch glänzend aufgelegter Manier zur Strecke gebracht wurde: 2 : 1.

Martin G. verbrauchte in komplizierter Stellung sehr viel Zeit - und überschritt sie leider. Doch muß man gerechterweise sagen, daß es mit seiner Stellung auch nicht mehr zum besten stand: 2:2. Stefan war nun "aufgewacht", und obwohl sein Gegner sogar noch einen Bauern erobern konnte, vermochte es Stefan mit seiner ganzen Erfahrung durch das Herbeiführen ungleichfarbiger Läufer die Partie ohne größere Probleme in Remis-Bahnen zu halten. Holger hatte derweil die Gegenwehr seines jugendlichen Kontrahenten gebrochen, der - ein häufiges Phänomen - plötzlich taktisch "ausflippte", weil er die ganze Partie über unter Druck stand. Doch Holger wies ihm cool das Loch in der taktischen Variante nach. 3,5:2,5.

Joachim hatte zwar inzwischen einen Bauern eingebüßt, ja, sein Gegner hatte sogar zwei verbundene Freibauern, doch wurden sie von Joachims aktivem König zuverlässig blockiert. Joachims Riesenspringer hätte den Tag entscheiden können - der Gegner besaß nur einen weißfeldrigen Läufer, der von einen eigenen Bauern eingesperrt war -, doch die Gewinnführung war nicht einfach zu sehen. So bot Joachim mannschaftsdienlich Remis an, was der Gegner auch annahm, da er eingesehen hatte, daß er selbst überhaupt keine Gewinnchancen besaß: 4:3. Ich hatte schon seit längerem ein vorteilhaftes Doppelturmendspiel auf dem Brett, das ich jedoch sehr unentschlossen und inkonsequent spielte, so daß mein Gegner mir, hätte er an einer Stelle den richtigen Zug gefunden, noch einmal hätte kräftig in die Suppe spucken können. Doch als sich der Blitzpulverdampf kurz vor der Zeitkontrolle verzogen hatte, war mein nun einfaches Turmendspiel leicht gewonnen: 5: 3.

Peter Süß

 

Dazu zwei Anmerkungen unseres Spielleiters Holger:

Meine Bemerkung zur Durchblutung des Gehirns war ernst gemeint und allenfalls suggestiv. Ich habe gar kein Auto.

Herr Süß kann von dieser Stelle aus als gesund und durchaus wohlhabend eingeschätzt werden. Die Autosuggestion (arme Schachspieler, bis zum Bandscheibenvorfall) ist also ganz auf Seiten des Berichterstatters.

 

Eine Queer-Springerin auf Abwegen

Ein erfreulicher Blick in die Zweite Bundesliga (Frauen): Am vergangenen Wochenende gewann der Torgelower SV Greif gegen den USV Potsdam 4,5 : 1,5 und gegen den SK Lehrte von 1919 5:1. Queer-Springerin Karin Timme gewann ihre beiden Partien für die Torgelowerinnen.

 

Queer-Springer 2  -  SG Eckturm 2

Endstand   6,5 : 1,5

Eckturm nur ein Punktelieferant

Nach der deftigen 1:7-Klatsche gegen Rotation Berlin am letzten Spieltag hatten wir wegen akuter Punkt-Armut den Abstiegskampf ausgerufen. Wir empfingen die bisher ebenfalls sieglose SG Eckturm zum adventlichen Kellerduell im festlich geschmückten Rathaus.

Brett fünf ließen die Ecktürme frei, so heimste PeterM den ersten Punkt kampflos ein. Ausgerechnet Peter, der schon in der vergangenen Saison so manches Mal vergeblich auf seinen Gegner wartete. Erich tauschte früh seine Dame gegen einen Turm und einen Springer, allerdings konnte sein schnell, geradezu hektisch spielender Kontrahent aus diesem vermeintlichen Vorteil keinen Nutzen ziehen, im Gegenteil: Es gelang ihm nicht zu rochieren, sein Turm war deshalb eingeklemmt und blieb bis zum Ende ein teilnahmsloser Eckturm. Erich attackierte mutig, stolz und kühn, schob einen Turm in die 7. Reihe und meuchelte hinterrücks-elegant den König.

Der dritte Punkt ging wiederum kampflos an uns, mein Gegner schenkte mir in der Eröffnung einen Bauern und gab gleich noch einen Läufer dazu, im 20. Zug riss er zu meinem Erstaunen den Königsflügel auf und kapitulierte anschließend. Ludwig spielte gleichzeitig remis, und so stand es, als Ulrich gerade seine ersten Züge aufs Brett blitzte, bereits 3,5 : 0,5.

Den nächsten Punkt fuhr Matthias ein, die Stellungen wirkten zunächst beiderseits solide, doch als ich wieder an seinem Brett stand, waren plötzlich die bäuerlichen Wachen auf den Königsflügeln verschwunden, die Monarchen mischten sich unter das Figurenvolk und Matthias' Dame startete einen finalen Angriff: 4,5 : 0,5.

Beate gewann im Mittelspiel einen Bauern, gab ihn - etwas zaudernd, anstatt entschlossen nachzusetzen - bald wieder her. Ein Remisangebot lehnte sie kampfeslustig und siegesgewiss ab, hatte im Endspiel Dame und Springer gegen Dame und Läufer sowie je eine Hand voll Bauern. Beate tauschte das ungeliebte Ross gegen den Läufer, eroberte einen Bauern und zwang den Gegner mit Schachgebot zum Damentausch. Der Rest wäre reine Technik gewesen, deshalb gab der Gegner auf: 5,5 : 0,5.

Martin Lange bewegt sich anders als die meisten Spieler am Schachbrett, er zieht mit links und notiert die Züge mit der rechten Hand. Gehört er auch zu den begnadeten Fußballern, die mit rechts wie links gleich gut flanken und Tore schießen? Und wechselt er auf dem Squash-Court den Schläger blitzschnell von rechts nach links und zurück, um die Rückhand zu umgehen? Kommunizieren gar seine Hirnhälften besser als bei monomanuellen Schachspielern? Derartige Gedanken schien sich sein Gegner auch zu machen, der, trotz zäher Gegenwehr, keine Chance hatte: 6,5 : 0,5. Auch Ullrich hatte gute Chancen, seine Partie zu gewinnen, allerdings übersah er die Möglichkeit, dem Gegner eine Figur zu rauben, und überließ schließlich den Ecktürmen den einzigen Sieg an diesem Tag, 6,5 : 1,5.

Gesund und nicht mehr arm an Brettpunkten verließen wir das Rathaus Schöneberg.

Sonja Beckmann

 

 

Spielbericht vom 2. Spieltag am 07.11.2004

Fredersdorf/Mahrzahn 2   -  Queer-Springer 1

Endstand   2,5 : 5,5

Eine Landpartie mit Hindernissen:

Wie hieß das Nest noch, wo wir am Sonntag spielen? Vogelsdorf? Fredersdorf? Nein, Fredersdorf-Vogelsdorf. Ach, so, aha. Nun, denn, den Stadtplandienst aus dem Internet geladen, die Adresse (Mittelstraße) eingegeben, und schon kann´s losgehen. Erste Zweifel beschlichen mich, als ich, weit hinter Mahlsdorf und Dahlwitz-Hoppegarten, das erste Mal auf einen Sandweg einbog, der auf den urbanen Namen Mittelstraße hörte: Schlaglöcher mit Wasser vollgelaufen und so tief, daß man eine ganze Karstadt-Filiale drinnen hätte versenken können, am Rande geduckte Häuser, die nie bessere Zeiten gesehen haben (kein Aufbau Ost, nirgends), und von einem Hotel Flora nichts zu sehen - wie auch, wo hier allein die Schwermut blühte.

Eine freundliche Einheimische und ihr Deutscher Schäferhund (!) hatten an diesem Morgen wohl schon ein paar verzweifelte Schachfreunde gesehen und wies mich freundlich darauf hin, daß ich in Vogelsdorf gelandet sei, besagtes Hotel sich aber wohl in Fredersdorf befinde, wo es auch eine Mittelstraße gebe (Konnte man das nicht irgendwie anders lösen?). Leider, leider sei die Verbindung gesperrt (Was plant man dort? Einen neuen Kulturpalast vielleicht?), so daß ich über Petershagen fahren müsse. Irgendwann wurde ich auf den nächsten Sandweg dirigiert (Warum, verdammt noch mal, habe ich keinen Jeep oder Pick-up für diesen Ausflug organisiert?), und dann, tatsächlich, wie durch Zauber plötzlich vor mir in der Einöde das herausgeputzte Hotel Flora (endlich: Aufbau Ost!) und unser allseits sorgender Holger, der mich in Empfang nahm.

Mit zwanzig Minuten weniger auf der Uhr hatte ich zunächst wenig Muße, mir das Geschehen an den anderen Bretter anzuschauen, zumal mein Gegner hurtig die Züge aufs Brett schleuderte (die erste Zigarette erst nach einer halben Stunde, und das mir!). Doch bald schon schwante wohl nicht nur mir, daß das an zäher Mannschaftskampf mit ungewissem Ausgang werden würde. Zwar hatte Martin Z. seinen Angriff schwungvoll vorgetragen und bald den vollen Punkt eingesackt, doch an den anderen Brettern sah es zunächst eher unklar aus. Beate stand meines Erachtens etwas undurchsichtig mit einem Isolani, unser junger talentierter Neuzugang Gerrit hatte an Brett 8 ebenfalls einige Nüsse zu knacken, und bei unserem Bremer Import Martin Lange wog das Geschehen auch eine Weile hin und her, obwohl Martin die Stoiker offenbar eifrig studiert hatte und mit Seneca´scher Gleichmut die Partie handhabte. Bei Martin G. hatte ich eher ein ungutes Gefühl. Zwar hatte er einen Königsangriff gestartet, aber der weiße Springer hatte sich sehr vorteilhaft und unvertreibbar auf d5 plaziert, der Damenflügel Martins lag einigermaßen in Trümmern - jetzt mußte er schon mattsetzen. Doch würde es gelingen?

Holger hatte derweil am Spitzenbrett die Partie im Stil der Romantiker des 19. Jahrhunderts begonnen, einen Bauern ins Geschäft gesteckt, lang rochiert, während der gegnerische König in der Mitte steckenzubleiben drohte. Doch irgendwie ging die ganze Chose nicht weiter, und auch die abendliche Analyse offenbarte keinen klaren Angriffsplan. So zog Holger die Notbremse, blies den romantischen Angriff ab (Geben wir´s zu: So richtig paßt das auch nicht zu ihm!), kehrte die positionellen Vorteile der Stellung hervor und knetete erst mal den isolierten Doppelbauern, den er dem Gegner verpaßt hatte.

Bei Wolfgang hatte ich eher ein gutes Gefühl, er schien mir seinen Gegner positionell gut im Griff zu haben; ich selbst hatte eine Partie auf dem Brett, in der die schwarzfeldrigen Läufer den Tag entscheiden sollten. Zunächst übersah ich eine sehr unangenehme Fesselung durch den weißen schwarzfeldrigen Läufer, der plötzlich auf h4 auftauchte und mich zu dem Zug f6 zwang (der ungedeckte schwarze Springer auf e7 mußte entfesselt werden, damit die Dame auf d8 ins Geschehen eingreifen konnte; leider standen die anderen schwarzen Bauern auf g6, e6 und d6 - eine unschöne Viererbande mit dem hinzukommenden Bauern f6). Währenddessen vegetierte mein Läufer auf g7, zwischendurch steckte er seinen Kopf heraus und kam nach h6 - aber so richtige Perspektiven hätte er bei richtigem gegnerischen Spiel kaum gehabt.

Dann überschlugen sich die Ereignisse, Martin G. hatte leider nicht mattgesetzt und fand sich in einem verlorenen Endspiel mit zwei Türmen gegen die Dame wieder. Gerrit stand nun leider auf Verlust, machte aber psychologisch das einzig Richtige: Er gab eine Figur für unklare Fudelchancen, bei gegnerischer Zeitnot sicher besser, als an ihr festzuhalten und dem Gegner ein einfach zu gewinnendes unkompliziertes Endspiel zu überlassen. Beate hatte es irgendwie geschafft, ihren Isolani gegen eine Mehrfigur einzutauschen.

Doch leider hatten sich bei Wolfgang die Dinge verkehrt. Statt positionell dem Gegner die Lebenssäfte abzuklemmen, hatte dieser einen Königsangriff entfachen können, der schwarze Bauer hatte sich lanzengleich bis f3 und damit tief ins Fleisch der weißen Stellung eingebohrt - bei offener g-Linie ließen die ersten Mattmotive nicht lange auf sich warten, und Wolfgang mußte die Segel streichen. Zwischenstand 2:2.

Holger mühte sich immer noch gegen den sich trickreich wehrenden Gegner, auch das entstehende Doppelturmendspiel war zwar deutlich besser für Holger - zum Gewinn aber noch ein langer Weg. Bei mir hatte der gegnerische Läufer das Feld f2 angesteuert, um meinen Bauern d4 aufs Korn zu nehmen. Das ließ sich mein schwarzfeldriger Läufer nicht zweimal sagen, und über f4 konnte ich ihn nach e5 manövrieren, wo er gebieterisch in alle Winkel der gegnerischen Stellung lugte und noch vortreffliche Verteidigungsaufgaben übernahm - was für ein Vieh!

An den anderen Brettern war uns Caissa sehr hold - Martin L. konnte sein Turmendspiel souverän gewinnen, und Gerrits Gegner war allmählich verzweifelt, weil Gerrit unbekümmert aufspielte, in Verbindung mit Grundlinienmattdrohungen zwei Bauern einheimste und seinen d-Bauern inzwischen bis d3 vorangebracht hatte. Da bot der Gegner trotz Mehrläufers Remis an, und mannschaftsdienlich nahm Gerrit an, denn bei mir hatte sich mein Gegner dem Wahn hingegeben, einen Königsangriff starten zu sollen, der allerdings leicht abzuschmettern war - und der großartige Läufer auf e5 in Verbindung mit meiner eindringenden Dame machte meinem Gegner bald den Garaus (auch wenn er bis einen Zug vorm Matt weiterspielte). Mit feiner Technik machte Holger auch denn Sack zu, so daß wir mit 5,5 : 2,5 triumphieren konnten. Eine erfolgreiche, aber auch anstrengende Landpartie ging zu Ende.

Peter Süß

 

SV Berolina Mitte 5  -  Queer-Springer 2

Endstand   7 : 1

Am Sonntag Punkt 8 Uhr klingelte mein Telefon. Auf mein verschlafenes Hallo meldete sich Beate. Natürlich freue ich mich immer über jedes Quentchen Aufmerksamkeit aus der Chefetage. Leider war - ich entschuldige mich schon mal für den pathetischen Ausdruck - die "Seele unseres Vereins" diesmal abkommandiert in höhere Gefilde. Aber es kam noch schlimmer, sie teilte mir nach dem Ausfall von Holger auch den von Verena mit. Nur sechs Queers in der Berolina-Höhle, der Anfang unserer Auswärtsreise begann alles andere als verheißend. Die Stimmung war nicht gerade siegessicher, als wir uns in einen engen Hinterraum an alte DDR-Tische quetschten. Für die erste Stunde muß ich mangelnde Spieleinsicht einräumen, hatte ich doch mit der eigenen Partie zu tun.

Sonja führte im Spanischen am siebten Brett eine auf- und abwogende Partie. Den wohl in der Eröffnung verloren gegangenen Bauern eroberte sie mit einem schönen Damenflügelmanöver zurück, nutzte allerdings die nun zutage tretenden Schwächen auf dieser Seite nicht konsequent und mußte sich wieder mit anstrengenden Befragungen von Le3 und Bd4 befassen. Perspektivische Erwägungen hinsichtlich einer offenen g-Linie J erwiesen sich als zu optimistisch, hinzu kam ein erneuter Bauernverlust - so mußte unsere Mitstreiterin nach hartem Kampf als letzte die Segel strecken.

Ludwig wurde von seinem Gegner mit einer Bird-Eröffnung überrascht, die er theroriegerecht zu parieren wußte, so daß ein ausgeglichenes Mittelspiel entstand. Im Anschluß schaffte es sein Gegenüber jedoch Zug um Zug, seine Position zu verbessern. Ludwig igelte sich ein und kämpfte um Ausgleich. Nach dem Abtausch diverser Schwer- und Leichtfiguren hatten ihn aber zum Zeitpunkt meines Hinzutretens zwei Bauern verlassen, so daß sein Aufbäumen erfolglos blieb.

Als ich bei Joachim vorbei schaute, waren alle Leicht- und Schwerfiguren seines Gegenübers schon in perfekter Zangenaufstellung um den armen schwarzen König versammelt. Ohne zu wissen, wie es dazu kam, begann sich lebhaftes Leidensgefühl bei mir zu rühren und die Joachims Aufgabe kam keinen Moment zu früh - alles andere wäre masochistisch gewesen, das Gebaren der gegnerischen Streitmacht konnte nur als gnadenlos beschrieben werden.

Ulrichs Partie sah dagegen lange gut aus, alle weißen Figuren waren auf Angriff eingestellt. Dagegen hatte er eine Rochade für sich offenbar ausgeschlossen - eine Einstellung, die ich nur zu gut nachvollziehen kann. Daher sah man im Mittelspiel eine fragile weiße Stellung im Mittelfeld bei druckvollem Spiel auf dem Königsflügel, daß dem Gegner einiges Kopfzerbrechen verursachte. Als Dieser im Endspiel schließlich auf der D-Linie einbrach, schien immer noch die Flucht nach vorne möglich, aber Ulrich zeigte etwas Angst vor der eigenen Courage (Seinem Gegner hätte das womöglich ganz gut getan!), so daß statt ein paar Bauern die Partie verloren ging.

Und um die negativen Nachrichten zu vervollständigen: Mein Gegner hatte sich offenbar vorgenommen, zu blitzen - nach dem 15 Zug fiel sein Plättchen und die erste Minute war beendet. Meine Standarderöffnung konterte er unangenehmer Weise wie Martin Groß und mir fiel wieder mal nichts ein, außer ein schon mehrfach geführter fehlerhafter 8. Zug, der mir einen Bauer bei nur geringer Initiative einbrachte. Den Bauern bekam ich nicht zurück, im 30. Zug verließ mich die Lust (Sorry) - mein Gegner hatte inzwischen 5 Minuten verbraucht, ich hatte noch 45 Minuten übrig. Meine Remisbemühungen schlugen fehl und der Mehrbauer brach mir schließlich das Genick.

Karl hatte sich währenddessen gegen ein aggressives Damengambit zu wehren, der Gegner griff auf dem Königsflügel kraftvoll an und zwischenzeitlich schienen die Figuren meines Nachbarn und Freundes unter Platzproblemen zu leiden, Leicht- und Schwerfiguren drängten sich in der 7. und 8. Reihe und orientierten sich erst langsam auf die linke Seite. Aber Karl ist ja ein ausgesprochen harter Kämpfer und so wendete sich im Laufe der 3. Stunde langsam das Blatt. Der Gegner griff nach einem Bauern, Karl nahm sich zwei dafür und hatte zunehmend Platz und Gegenspiel. Ein schwarzer Springer machte Rabbatz im gegnerischen Feld und als ein finaler Angriffsversuch des Gegners durch eine mittels g5 eingeleitete Angriffswelle eine weiße Schwerfigur kostete, begann der Blick unseres Zweiers tödlich zu fixieren - und erlegte ohne Schwierigkeiten.

Damit sorgte er für den positiven Ausreißer eines ansonsten deprimierenden Spieltages. 1-7, unsere ungebrochene Moral im langsam aufziehenden Abstiegskampf zeigt das fast vollständige Auftreten zum abendlichen Training. Q2 lebt!

Matthias

 

SK Tempelhof 1931 4  -  Queer-Springer 3

Endstand   6 : 2

Eine Reise in die Vergangenheit

Der erste auswärtige Termin für die Q3 in der Staffel 4.1 führte uns an eine "historische Stätte": bei der "SK Tempelhof 1931" starteten wir am 29. September 2002 das Unternehmen BMM - damals in jeder Hinsicht erfolgreich: wir gewannen 8 : 0 und zum Ende unserer 1. Saison die Staffel und damit auch den 1. Aufstieg.

Und dieses Jahr? Ein ähnlicher Erfolg war schon theoretisch nicht möglich, denn mit dem Drücken der Uhren hatten wir schon einen 0 : 3 - Rückstand eingeräumt - nur zu fünft saßen wir an den Brettern. Nicht so richtig toll, und wer weiß besser als ich nach der letzten Saison, wie unbefriedigend es ist, ohne Gegner zu sein?! Aber: Q3 startete von vornherein mit der Aussicht, nicht immer vollzählig sein zu können (Q1 und Q2 haben eindeutig Priorität). Die Mannschaft startet, um Erfahrungen zu sammeln und um neuen Mitgliedern eine Spielmöglichkeit zu bieten. Diese Entscheidung war richtig, wie sich am Abend dieses Spieltages zeigte: Wanja Koischwitz kam erstmals ins MANN-O-METER, wurde Mitglied und möchte am 5. Dezember auch gleich für Q3 spielen. HERZLICH WILLKOMMEN!

Unbeeindruckt von den 3 x Minus suchten wir unsere Chance - gefunden haben wir sie nicht, um das gleich zu sagen. Am (zu) schnellen Spiel und also nur flüchtigen Hinsehen kann es nicht gelegen haben, nach mehr als drei Stunden stand es immer noch "nur" 0 : 3 und alle Partien waren erst so knapp beim ca. 30. Zug angekommen. Leider aber sah es auch nirgendwo mehr so richtig gut aus. Thomas Schaaf (in seiner ersten "richtigen" Partie seit Jahren) stand ziemlich aussichtslos, hatte als einzigen Vorteil noch deutlich mehr Zeit. Stefan Bode hatte eine sehr ausgeglichene Stellung auf dem Brett, dafür wohl keine rechte Idee, wie er im Spiel jeweils dreier Leichtfiguren + 5 Bauern zu einem Vorteil kommen konnte. Erich Hofherr (gesundheitlich stark angeschlagen: im geheizten Raum fror er wie ein Schneider, auch gleich zwei dicke Daunenjacken brachten keine Besserung) hatte sich von einer Jagd auf seine Dame zu sehr beeindrucken lassen und saß vor zerschlagener Königsstellung und grübelte in gewohnt kämpferischer Art. Crit Imhofs Partie hatte ich am wenigsten beobachtet, obwohl ich direkt neben ihr saß. Ich sah nur, daß sie recht unglücklich, aber trotzig kämpferisch dreinschaute. Warum ich ihre Partie nicht sah? Immer, wenn ich wieder auf dem Stuhl saß, hatten mich sofort meine eigenen Probleme in den Bann geschlagen. Recht früh hatte mir mein Gegner einen Bauern "wegkombiniert", und alle meine Versuche, ihn zurück zu holen, unterband er durch radikales Abtauschen aller Figuren, die da eventuell mal ein Bäuerchen verspeisen könnten.

Nach ca. einer weiteren Stunde ging dann alles bald zu Ende. Thomas hatte seinen einzigen "Vorteil", also die Zeit, durch eigentlich aussichtsloses, aber den Gegner doch gut beschäftigendes Hin- und Herschieben von Figuren so ins Grübeln gebracht, daß dieser im 39. Zug die Zeit überschritt à 1 : 3! Stefan und seine Gegnerin waren sich unterdessen in ihrer Ratlosigkeit im Umgang mit der Stellung einig und also einigten sich beide friedlich. Remis. à 1½ : 3½ Erich zitterte weiter, wegen des Frost-Gefühls und wegen der Gefahren für seinen König. Alles Zittern hatte ein Ende, als sein König endlich Matt gesetzt wurde und Erich sich sofort auf den Weg ins Bett machte. à 1½ : 4½ Aus Crits Gesicht war unterdessen der kämpferische Ausdruck leider verschwunden - immer mehr Resignation machte sich breit. Folgerichtig stand es denn auch bald à 1½ : 5½. Bei mir war mittlerweile das Material auf 4:5 Bauern und je einen Turm reduziert, doch hatte ich eine Art Festung bauen können, die den gegnerischen Frei-Bauern erst mal sicher aufhielt. Mein Gegner suchte unverdrossen nach Lösungen, fand aber nichts und ich konnte erst die Initiative und dann bald zwei seiner Bauern "übernehmen". So endlich in Schwung gekommen, fühlte ich mich wohl schon zu sicher und erschrak nach einem Königszug bis tief ins Mark: zieht er jetzt Bauer f2-f4 mit Schachgebot, verliere ich den Turm und die Partie! Und mußte zusehen, wie er gewissenhaft und schön langsam auf seinem Formular notierte oder besser malte: eeefffff .... ddrrreeeiiiii. Und dann führte er diesen Zug auch genau so gewissenhaft aus! Uff!! Trotzdem hatte mich dieser (unbestrafte) Patzer aus der Bahn geworfen und nach zwei, drei weiteren schlechteren Zügen und erneutem Bauernverlust bot ich Remis an. Erleichtert nahm mein Gegner an.

à 2 : 6.

PeterM

 

 

Spielbericht vom 1. Spieltag am 17.10.2004

Queer-Springer 1  -  BSV Chemie Weißensee 63 4

Endstand   6 : 2

Der Tag, an dem alles gelang

Es war ein herrlicher, beinahe spätsommerlicher Herbsttag. Die Lerchen sangen, als die acht Freunde sich im Morgengrauen auf den Weg machten. Gemeinsam wollten sie ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen und mit acht ihnen noch Unbekannten, mit denen sie in freundschaftlicher Konkurrenz verbunden sein würden, Schach spielen. Bereits seit Monaten hatten sie diesem Tag im Oktober entgegen gefiebert, an dem die Mannschaft wieder in den Kampf ziehen würde.

Gemeinsam wurden die Figuren aufgestellt, so dass der Spielsaal bereits schön hergerichtet war, als es galt, die Gäste zum Spiel zu begrüßen. Kurz darauf begannen die Partien.

Zwei unserer Helden, Karin und Martin G, am zweiten bzw. fünften Brett eingesetzt, hatten keine Gegenspieler und konnten sich so bereits nach einer Stunde über kampflose Punkte freuen und die anderen moralisch unterstützen.

Ein weiterer, Ullrich nämlich, der das achte Brett besetzte, hatte zwar einen Widerpart. Er überwand diesen jedoch, trotzdem es sein erster Einsatz in der höchsten von seiner Mannschaft je erreichten Spielklasse war, mit spielerischer Leichtigkeit, so dass es schon bald 3:0 stand.

Sein schon gewohnter Brettnachbar am siebenten Brett, Joachim, war mit einem Haustier angereist und dank diesem und seiner geschickten Bedienung desselben bald sehr gut im Spiel: Er gewann einen wichtigen Zentrumsbauern. Der Gegner erwies sich allerdings als zäh. Er nutzte seinen kleinen Entwicklungsvorsprung, um Joachim unter Druck zu halten und den Mehrbauern nicht vorrücken zu lassen. Nach ein paar kleineren Turbulenzen bei knapper Zeit war die Partie dann wieder ausgeglichen, und man einigte sich auf Remis, ein Ergebnis, mit dem man am Ende trotz der ausgelassenen Gewinnchancen zufrieden sein konnte, hatte sich doch Joachim mit Schwarz gegen einen stärker eingeschätzten Gegner mehr als nur gehalten.

Peter S hatte am dritten Brett nach gelungener Eröffnung des Gegners Bauernzentrum unter starken Druck gesetzt und zeitweise klaren Vorteil errungen. Als es schon so schien, als könne er beliebig in gewonnene Endspiele abwickeln, stellte sich jedoch heraus, dass der Gegner noch nicht bezwungen war. Die von Peter gewählte Abwicklung erlaubte es seinem Gegenüber, seine Figuren, die zuvor noch unkoordiniert über das Brett gestolpert waren und immer neue Drohungen abzuwehren hatten, wieder sinnvoll ins Spiel zu bringen. Da Peter bei der Gelegenheit auch den materiellen Ausgleich zulassen musste, bot er das Remis an, was kurz darauf auch akzeptiert wurde. Mit dem 4:1 war der erste Mannschaftspunkt der neuen Saison gesichert, und in den drei noch laufenden Partien schien auch nicht alles verloren ...

Am sechsten Brett und mit den weißen Figuren hatte Martin Z den Schwarzspieler mit einiger Aggressivität ins Wanken gebracht. In einer scharfen, schwer zu überblickenden Position hatten beide Seiten schon Fehltritte begangen, als sich Martin plötzlich eine Mattidee bot, die ihm zumindest entscheidenden materiellen Vorteil hätte eintragen sollen. Von der Vielzahl der Möglichkeiten und der Zeitnot gepeitscht, übersah Martin aber einen Abzugsangriff, was ihn seinen Matt-Turm und wenig später die Partie kostete. Noch Stunden später sah man ihn kopfschüttelnd die ausgelassenen Möglichkeiten betrachten.

In Holgers Partie am ersten Brett entstand aus einer ruhigen Eröffnungsvariante nach etwa einer Stunde eine merkwürdig verzwickte Situation, in der zunächst beide Könige nach beiden Seiten rochiert werden konnten, jedoch in der Mitte blieben. Als sich Holger - mit Schwarz spielend - für den Königsflügel entschieden hatte, stürmte sein Gegner dort sofort mit den Bauern los. Er übersah allerdings einen Zwischenzug, der den Königsflügel praktisch auf absehbare Zeit abriegelte und seine Figurenkoordination empfindlich störte. Da sich außerdem herausstellte, dass der weiße König nun auf einmal gar nicht mehr rochieren konnte, ergab sich unerwartet ein Spiel auf ein Tor, das der weiße König bei voll besetztem Brett nicht allzu lange überlebte. So stand bei 5:2 nach etwa vier Stunden der Sieg fest.

Am vierten Brett wurde Wolfgang B mit Weiß mit einer alten Variante der Slawischen Verteidigung konfrontiert, die zwar von Herrn Capablanca regelmäßig vorgetragen wurde, gleichwohl als nachteilig einzuschätzen ist. Sonst stets mit den Klassikern vertraut, verfehlte Wolfgang zunächst die Möglichkeit, mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung zu kommen. Das hinderte ihn aber nicht daran, durch geduldiges Verbessern seiner Stellung einen kleinen Vorteil zu erzielen und diesen dann nach und nach zu vergrößern. Der Widerstand seines Gegners ließ nach, der erste Bauer wurde erobert. Schließlich gewann Wolfgang im Doppelturmendspiel, nachdem es zwischenzeitlich noch einmal spannend zu werden schien.

Das 6:2 wurde unterschrieben, glücklich fiel man sich in die Arme. Und als unsere siegreichen Recken auf den Rathausvorplatz hinaus traten, schien noch immer die Sonne, und ein reges Markttreiben war im Gange. Nichts konnte die Freude trüben, kein Wölkchen verdeckte den tiefblauen Himmel. Und wenn nicht ein Tiefdruckgebiet durchgezogen ist, dann ...

Oder war es doch bewölkt an dem Tag?!

 

Queer-Springer 2   -  Rotation Berlin 3

Endstand   2,5 : 5,5

Der Spielbericht von Q2 ist leider auf dem Weg zur Homepage in den Gulli gefallen. Schade.

 

Queer-Springer 3   -  SC Weisse Dame 6

Endstand   2,5 : 5,5

Der Tag, an dem wenig gelang

Es war ein windiger, beinahe winterlicher Herbsttag. Die Lerchen nölten lustlos auf kahlen Bäumen herum, als die sieben Freunde sich im Morgengrauen auf den Weg machten. Gemeinsam wollten sie ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen und mit acht ihnen noch Unbekannten, mit denen sie in freundschaftlicher Konkurrenz verbunden sein würden, Schach spielen.

Brett eins mussten die sieben Freunde unbesetzt lassen, so dass das Team von Weisse Dame VI gleich 1:0 in Führung ging. Und schnell nachlegte, weil sich Michael von einem emsigen Läufer und einem kecken Springer, die gemeinsam gen f7 strebten, arg bedrängen ließ und er nicht mehr allzu lange Widerstand leisten konnte. Hätte sich mal Stefan, der mit Weiß am Brett daneben saß, davon inspirieren lassen. Aber er verpasste noch in der Eröffnung eine hübsche Kombination mit einem Läuferopfer auf f7 und verlor schließlich. Verena spielte mit ihrem Gegner eine friedliche, geradezu harmonisch anmutende Partie ohne spektakuläre Attacken, die kaum anders als remis enden konnte.

Noch besser lief es bei Erich, wie Holger mir soufflierte: Er hatte sich in seiner Partie nach etwas holpriger Eröffnung gut aufgestellt. In der Folge hatte er die Chance, selbst klaren Vorteil zu erlangen, verpasste aber verschiedene Möglichkeiten, das Zentrum zu öffnen. Nachdem einige Züge lang ein Schwebezustand herrschte, erkannte schließlich der Gegner, dass die Abriegelung für ihn günstig ist. Erich blieb auf einem (von eigenen Bauern) eingesperrten Läufer sitzen und stand sofort deutlich schlechter. Hier aber zahlte sich aus, dass Erich im Leben neben dem Schachbrett in Lebensversicherungen macht und auch für seinen König eine abgeschlossen zu haben schien. Als er dann fast auf Verlust stand, wollte der Gegner schön spielen. Er verkombinierte sich gründlich und hatte danach einen ganzen Turm weniger, bei gar keinem Angriff - aufgegeben.

Sonja ließ sich von den wirr anmutenden Springer-Zügen der Aljechin-Verteidigung irritieren, beließ im 10. Zug ein unfreiwillig dargebotenes Pferd in morgendlicher Umnachtung auf dem Brett und geriet erst allmählich und dann immer heftiger in Zeitnot. Was nützt eine überlegene Stellung, wenn bereits im 36. Zug das Blättchen fällt?

Ludwig spielte die Eröffnung schwarz-sizilianisch-souverän und tanzte vor allem mit seinen Springern leichthufig-provokant vor den gegnerischen Verteidigungsreihen herum. Dann lichteten sich die Reihen, so dass Ludwig mit Dame und fünf Bauern ins Finale ging, denen zwei Türme gegenüberstanden. "Für so ein Endspiel kann man mich auch nachts wecken", sagte Ludwig sinngemäß, nachdem er die Türme durch seine Bauern stillgelegt hatte. Bevor die Dame zum Königsmord schreiten konnte, ergab sich der Gegner.

Zu Peters Partie wieder Holgers Beobachtungen: "Peter hatte nach meinem Eindruck aus der Eröffnung heraus klaren Vorteil erzielt. Dann kam es zu einem taktischen Schlagabtausch, in dem Peter irgendwo den richtigen Weg verfehlt haben muss. Zwischendurch hatte er einen ganzen Turm weniger, dafür aber einen starken Freibauern. Der Bauer gewann den Turm zurück, und so kam es nach der Zeitkontrolle zu einer spannenden Phase, in der beide Seiten mit Dame und Turm dem jeweils unsicher stehenden gegnerischen König zu Leibe rückten. Es sah wie Dauerschach aus, aber dann ist die Partie doch noch zugunsten des Feindes gekippt, wie, habe ich nicht gesehen." Das Geheimnis von Peter: "Ich hab meinen Turm einfach wegkombiniert!"

2,5:5,5, während die erste Mannschaft in gleißender Mittagssonne auf den Balkon des Schöneberger Rathauses trat, schlich sich die dritte durch die Hintertür nach draußen in den peitschenden Regen.